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Der Krieg in der Ukraine zeigt täglich die Bedeutung weitreichenden, präzisen Artilleriefeuers und setzt neue Maßstäbe für den Bedarf an Waffensystemen und Munition. Deshalb hat die Bundeswehr die ukrainischen Streitkräfte mit der Überlassung von 14 Panzerhaubitzen 2000 (PzH 2000), fünf Raketenwerfern MARS II und Munition in unzureichender Menge unterstützt und setzt die Unterstützung mit Beschaffungen von Munition in naher Zukunft fort.

Dadurch sind in der deutschen Artillerie Ausrüstungslücken entstanden. Während die PzH 2000 im Zeitraum 2025 bis 2030 quasi 1:1 ersetzt werden, ist für den Ersatz der MARS II das Raketenwerfersystem PULS ausgewählt. Ein Zeit- und Kostenplan dafür ist bisher noch nicht bekannt. Die Beschaffungsplanung soll dem Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages noch vor der Sommerpause 2024 im Rahmen einer 25-Mio-Vorlage zur Billigung vorgelegt werden, das geht aus der Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs beim Bundesminister der Verteidigung Thomas Hitschler auf eine Kleine Anfrage von Abgeordneten der Bundestagsfraktion der CDU/CSU vom 10. Januar hervor, die ESuT vorliegt.

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Das Raketenwerfersystem PULS kann auf geländegängige Lkw integriert werden. (Grafik: Elbit)

MdB Jens Lehmann, Berichterstatter des Heeres für die CDU/CSU Fraktion im Verteidigungsausschuss des Deutschen Bundestages, zeigte sich erschreckt, angesichts der Tatsache, dass der strukturelle Umfang des Heeres immer noch untersucht wird. „Wir sind im Jahr zwei der Zeitenwende und an allen Ecken und Enden wird noch immer geprüft und untersucht. Das zeigt, dass das Ministerium und die Bundeswehr noch zu sehr im Friedensbetrieb gefangen sind und die haushalterischen Fesseln eine konkrete Festlegung verhindern“, schreibt Lehmann in einer Stellungnahme.

Dass das Fähigkeitsprofil der Bundeswehr in den Jahren 2027, 2031 und 2035 den sukzessiven Aufwuchs der Artillerietruppe beschreibe, sei in der heutigen Zeit eine sicherheitspolitische Bankrotterklärung, so Lehmann weiter. Das sei viel zu spät. „Wir müssen mit der Division 2025 ein klares Bild vom Aufwuchs der Artillerietruppe haben.“

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Die fünf Raketenwerfersysteme PULS sollen gemeinsam mit den Niederlanden – basierend auf deren Erprobung und Bewertung – beschafft werden. Damit sollen technische Risiken vermieden und die Interoperabilität mit den Niederlanden hergestellt werden, schreibt Hitschler. Die fünf Systeme dienen dem Einstieg in das Zukünftige System Indirektes Feuer großer Reichweite (ZukSysIndFgRw) und sollen Teil der zukünftigen Divisions- und Korpsartillerie werden. Sie sollen das Reichweitenband zehn km bis 300 km abdecken und langfristig auch darüber hinaus.

Nach Integration der deutschen Führungs- und Waffeneinsatzsysteme sollen die PULS-Systeme zunächst an den Ausbildungseinrichtungen genutzt werden.

„Der endgültige Ersatz der fünf abgegebenen Systeme soll im Zukünftigen System Indirektes Feuer großer Reichweite erfolgen. Allerdings erst ab dem Jahr 2028. Bis die Systeme also in der Truppe ankommen, ist es weit nach 2030. Das kann nicht unser Anspruch sein“, bewertet Lehmann die Planung. Er sieht darin die Bestätigung, dass die Bundesregierung die Zeitenwende nicht ernst nimmt und nun den Fehler begeht, auf dem Rücken der Bundeswehr zu sparen. Andernfalls würde sie die Truppe mit mehr Mitteln ausstatten, sodass Truppenumfänge und die erforderliche Anzahl an Großgerät heute festgelegt werden und dementsprechend jetzt auch die dafür erforderlichen Systeme in den benötigten Umfängen beschafft werden könnten. „Die Priorität der Ampel muss auf der zukünftigen Sicherheit Deutschlands liegen, nicht bei ihren ideologischen Projekten“, so Jens Lehmann abschließend.

Gerhard Heiming