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Die deutschen Streitkräfte testen unterschiedliche Systeme zur plattformungebundenen Drohnenabwehr, darunter auch das SMASH-System des israelischen Herstellers Smartshooter, wie aus einem heute veröffentlichten Video der Bundeswehr hervorgeht.

„Die Erprobung zeigt deutlich: Die Systeme verbessern bei realistischen Szenarien die Treffgenauigkeit bei Zielen beachtlich. Damit ermöglicht das System den Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr, mit geringen Ausbildungszeiten unbemannte Kleinstflugzeuge erfolgreich zu bekämpfen“, heißt es in dem Video zum Fazit der Bundeswehrtestkampagne.

Gut unterrichteten Kreisen zufolge sind die Tests erfolgreich verlaufen, so dass die deutschen Streitkräfte mehrere SMASH-Systeme im Rahmen einer Sofortinitiative für den Einsatz beschaffen wollen. Mit der Initiative können einsatzrelevante Produkte schneller und abseits des regulären Beschaffungsprozesses gekauft werden.

Im Video erkennbar sind sowohl SMASH-AD- und SMASH-X4-Systeme, welche scheinbar sowohl auf einem G95K (HK416 A7 im Kaliber 5,56 mm x 45) sowie dem G27 (HK417 im Kaliber 7,62 x 51) getestet wurden.

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Smartshooter SMASH AD auf dem G27. Foto: Bundeswehr

SMASH

Bei der Smash-Familie handelt es sich um Feuerleitsysteme für Handfeuerwaffen des israelischen Herstellers Smartshooter. Smash kombiniert elektrooptische Hardware mit eingebetteter Bilderkennungssoftware und einem ballistischen Rechner. Nach Angaben des Herstellers kann das System für den Tag- und Nachtkampf genutzt werden und bietet verschiedenen Modi: Drohnenmodus, Zielerkennung, Lock & Track, Aufnahme (Foto, Video) – z.B. für trainingstechnische Nachbesprechungen oder juristische Zwecke. Das System unterstützt bei der Positionsstabilisierung, kann gegen statische und dynamische Ziele eingesetzt werden und hilft dem Schützen, Ziele vor verschiedenen Hintergründen eindeutig zu lokalisieren. Auch Drohnen können erkannt und verfolgt werden.

Inspiriert von der Raketen-Lock-on- und Kampfflugzeug-HUD-Technologie schließt Smash mehrere Fehler der Schützen aus, einschließlich falsches Zielen, Reißen am Abzug, Verkanten sowie falsches Abschätzen von Entfernungen und Vorhalt.

Ist ein Ziel einmal erkannt und festgelegt, errechnet der analytische Algorithmus eine Schusslösung, selbst wenn sich Schütze oder Ziel in der Bewegung befinden. Unter Berücksichtigung der jeweiligen Bewegung von Ziel und Schützen berechnet das System kontinuierlich den für einen Treffer erforderlichen Haltepunkt. Dieser dynamische Haltepunkt wird kontinuierlich in dem Okular angezeigt und bietet dem Schützen so eine deutlich höhere Trefferwahrscheinlichkeit für jeden Schuss. Der Schütze betätigt den Abzug, das System erlaubt eine Schussauslösung nur dann, wenn der Schütze den Zielpunkt der Waffe über den errechneten Haltepunkt eines vorher markierten Ziels führt. Der Schuss bricht dann automatisch. Der Hersteller verspricht, dass jeder Schuss trifft. Mittels Knopfdruck ermöglicht das System dem Schützen, das Gewehr bei Bedarf auch manuell abzufeuern (unter Umgehung des Feuerleitsystems). Mit einem weiteren Tastendruck kann das System wieder eingeschaltet werden.

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Der Smartshooter SMASH X4 auf G95k, Screenshot: Bundeswehr

Die erweiterten Echtzeit-Szenarienanalyse- und -Zielalgorithmen, die in das Smash-Feuerleitsystem integriert sind, können selbst schwer erfassbare Ziele wie Drohnen bei Tag oder Nacht ermitteln, verfolgen und bekämpfen.

Der Hersteller verspricht, dass mittels dieser Lösung jede Standard-Handfeuerwaffe – egal ob Sturmgewehr, Scharfschützengewehr oder Maschinengewehr – in eine effektive Drohnenabwehrwaffe umfunktioniert werden kann.

SMASH X4

Das X4 wurde entwickelt, um die Identifizierungsreichweite sowie die Kampfentfernung von Smash signifikant zu erhöhen. Die Kamera des Systems nutz die optische 4-fache Vergrößerung und erhöht so die Reichweite für das Image Processing (Tracking, Locking). So können Bodenziele, beweglich und stationär, bis mindestens 400 Meter und Kleinstdrohnen bis 250 Meter bekämpft werden. Für uneingeschränkte Nachtkampffähigkeit können Vorsatzgeräte genutzt werden. Da es sich um ein digitales Zielfernrohr handelt, kann das Gerät laut Hersteller im Battle Management Systeme (BMS) integriert werden. Hier können Informationen augmentiert oder im Uplink bereitgestellt werden. Smash kann zum Beispiel bei einem Feuerkampf Zieldaten – Richtungswinkel, Entfernung oder Foto – automatisch generieren und dem BMS zur Verfügung stellen. Mit dem X4 sind die Zieldaten laut Hersteller noch präziser und können dann besser genutzt werden.

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Der Smartshooter SMASH X4 auf G27, Screenshot: Bundeswehr

Es wird sowohl mit als auch ohne Laser-Entfernungsmesser (Laser Range Finder; LRF) angeboten. Mit LRF beträgt die Größe 206 x 102 x 83 Millimeter und das Gewicht 1.250 Gramm. Ohne LRF ist das System 130 Gramm leichter. Die Stromversorgung erfolgt durch einen wiederaufladbaren Lithium-Ionen-Akku. Dieser ist ausreichend für 72 Stunden Betrieb oder bis zu 3.600 Smash-unterstützte Schüsse bzw. Messungen. Der LRF hat eine Reichweite von bis zu 1.000 Metern.

Waldemar Geiger und André Forkert