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Die mittelständischen Firmen der wehrtechnischen Industrie leiden unter den hohen bürokratischen Hürden der aktuellen Rüstungsbeschaffung. Die Verfahren der Bundeswehr für Beschaffung von Gerät müssen dringend vereinfacht werden. Auf dem Symposium „Aktuelle Herausforderungen und Perspektiven des wehrtechnischen Mittelstands als Motor für Fähigkeitserhalt und Technologieinnovation“, das der Förderkreis Heer  am 22. und 23. September 2020 durchführte, wurde diese Kritik erneuert und mit neuen Beispielen belegt. Die Firmen beklagten von allem hohe Ansprüche an Dokumentations-, Vertrags-, Projekt- und Qualitätsmanagement. Einzelne produzierende Unternehmen müssten mittlerweile mehr Personal in der Verwaltung als in der Produktion beschäftigen, hieß es.

Auf der anderen Seite sind die Vertreter der mittelständischen Rüstungswirtschaft auf ihre hohe Innovationsfähigkeit stolz. Sie berichteten, dass Projekte häufig eigenfinanziert und in relativ kurzer Zeit erfolgreich umgesetzt werden. Dieser Innovationsmotor brauche Unterstützung und dürfe nicht durch bürokratische Hemmnisse ins Stottern geraten. Auch hierzu wurden auf dem ersten Symposium des Förderkreises Heer unter Corona-Bedingungen bei der Flensburger Fahrzeugbau Gesellschaft mbH (FFG) Beispiele aus der Praxis vorgestellt.

Es blieb nicht beim Beschreiben des gegenwärtigen Zustandes. Vor allem in den angesetzten Diskussionsrunden und Pausengespräche wurden Vorschläge für eine Verbesserung der Lage besprochen. Nun gilt es, diese umzusetzen.

Das Symposium wurde begleitet durch eine Ausstellung, bei der der „Genesis“, ein voll funktionsfähiger Vollhybrid Technologie-Demonstrator (mehr dazu hier), Weltpremiere feierte.

Austausch unter Corona-Bedingungen

Generalmajor a.D. Wolfgang Köpke, Präsident des Föderkreises Heer, zeigte sich erfreut, dass es auf dem Symposium gelungen sei, den nötigen und wichtigen Informationsaustausch zwischen Politik, Streitkräften und Industrie fortzusetzen. Alle seien bemüht, der Bundesrepublik Deutschland einsatzbereite Streitkräfte unter den Bedingungen des 21. Jahrhunderts bereitzustellen. Das sei auch in diesen Zeiten wichtig, weil die sicherheitspolitischen Entwicklungen gerade keinem Lockdown unterliegen.

Das Hygienekonzept sah vor, die Veranstaltung in einer Fertigungshalle der Flensburger Fahrzeugbau mit offenen Hallentoren durchzuführen.

Symposium

Im Fokus des Symposiums stand der wehrtechnische Mittelstand, vor allem sein Beitrag zum Erhalt und zur Fortentwicklung des Fähigkeitsspektrums der Streitkräfte. Folgende Fragen wurden diskutiert:

  • Welchen Risiken und Herausforderungen ist der wehrtechnische Mittelstand in diesen krisenhaften Zeiten ausgesetzt?
  • Bieten sich gerade in diesem Umfeld Chancen und Perspektiven?

Die Vorträge im Einzelnen:

  • Ein aktueller Blick auf die außen-, sicherheits- und verteidigungspolitische Lage aus bundespolitischer Sicht – Dr. Johann Wadephul, Mitglied des Deutschen Bundestages, Stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-Fraktion
  • Leistungsfähigkeit des deutschen Mittelstands am Beispiel des Systemhauses FFG – Dr. Dennis Bürjes, Leiter Governmental Relations & Public Affairs, FFG Flensburger Fahrzeugbau Gesellschaft
  • Ein mittelständisches Systemhaus zwischen Fähigkeitsentwicklung und Technologieinnovation – Michael Humbek, Geschäftsführer, Dynamit Nobel Defence
  • Applikationsspezifischer Einsatz von Dräger-Produkten im besonderen Umfeld – Björn Wulf, Global Partnership Manager Defence and Security, Drägerwerk
  • Innovative Sensorik zum Schutz von Gefechtsfahrzeugen – Dr. Roland M. Meixner, Leiter Geschäftsbereich Signalprodukte, Plath
  • Innovative Anwendungen von Spezialcontainern – Chancen und Herausforderungen in einem sich verändernden Marktumfeld – Jens Schlüter, Leiter Vertrieb und Marketing, Drehtainer
  • Technische (Sitz-)Lösungen – auch im Rahmen von herausfordernden Zeiten – Rüdiger Skrzipietz, Vice President Vehicle Solutions, Autoflug
  • Ausrüstung für das Heer – Vizeadmiral Carsten Stawitzki, Abteilungsleiter Ausrüstung, Bundesministerium der Verteidigung
  • Leistungsfähige deutsche Wehrindustrie – wichtiges Fundament zur Realisierung der Division 2027 – Generalleutnant Alfons Mais, Inspekteur des Heeres
  • Wehrtechnischer Mittelstand – quo vadis in diesen Zeiten? – Nico Scharfe, Leiter Initiativgruppe Mittelstand im Förderkreis Heer
  • Die Rolle und Bedeutung des Mittelstands aus Perspektive der Systemindustrie – Ralf Ketzel, Mitglied der Geschäftsführung, KMW Krauss-Maffei-Wegmann, und Christoph Müller, Leiter Programmorganisation Deutschland, Rheinmetall
  • Industrielle additive Fertigung im Bereich Defence and Security – Christoph Hauck, Geschäftsführer MBFZ toolcraft
  • Nachhaltige moderne Energiebereitstellung für mobile militärische Systeme – René Hofmann, Teamleiter National Defence & Security, SFC Energy
  • Modulare Plattformen – Der Schlüssel zukünftiger Systemarchitekturen für Fahrzeuge – Dr.-Ing. Heiko Solmecke, Product Manager Land Systems, Vincorion Jenoptik Advanced Systems
  • Technologische Zukunft von Gefechtsständen – Norbert Frank, Geschäftsführer, Griffity Defence

Waldemar Geiger