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Die Königlich Niederländische Marine erhält keine (!) zweite „Karel Doorman“, die im Nachbarland als ein ‚Joint Support Ship‘ klassifiziert ist. Vielmehr handelt es sich bei dem nun in Auftrag gegebenen Neubau der „HNLMS Den Helder“ um ein ‚Combat Support Ship“. Mit diesem Design will die holländische Marine die ‚reine‘ Versorgungsfähigkeit bzw. Einsatzunterstützung wiedererlangen, die seit dem Verkauf der „HNLMS Amsterdam“ 2014 brach lag – zumindest teilweise, da die „HNLMS Karel Doorman“ diese Funktionalität nicht voll erfüllen kann.

Für das Verteidigungsministerium unterzeichnete am 19. Februar Vizeadmiral Arie Jan de Waard, Leiter Defensie Materieel Organisatie (DMO), für das Familienunternehmen aus Gorinchen CEO Arnout Damen den sich über 375 Millionen Euro belaufenden Vertrag auf der Brücke der „HNLMS Karel Doorman“. Das neue Schiff, das auf dem Damen Entwurf eines logistischen Versorgungsschiffes (‚LSV‘ – logistic support vessel) aufsetzt, soll weltweit eingesetzt werden und unter hoher Bedrohung operieren können. Es soll im Kampf gegen den Drogenschmuggel genauso bestehen wie bei der Kontrolle von Flüchtlingsströmen – so die Pressemitteilung der DMO.

Das etwa 200 Meter lange Versorgungsschiff soll über eine 75-köpfige Besatzung verfügen und eine Aufnahmekapazität von 75 Passagieren haben. Es bietet Einsatzmöglichkeiten für mehrere Hubschrauber und Stellplatz für etwa 20 Container. Als Anhalt: der LSV 20000-Entwurf von Damen: Abmessungen: 187,4 x 25 Meter, Verdrängung 20.300 Tonnen, Reichweite 6.000 nautische Meilen, Geschwindigkeit 18 Knoten.

Der Bauauftrag wurde nicht europäisch beauftragt – unter Berufung auf Artikel 346 AEUV, der es den Mitgliedsstaaten gestattet, wesentliche Sicherheitsinteressen zu schützen – so das Den Haager Verteidigungsministerium.

Die ersten Planungsschritte wurden von DMO vor etwa drei Jahren eingeleitet. Die <gestrige> Vertragsunterzeichnung erfolgte schließlich ein halbes Jahr später als geplant. Damen beabsichtigt nun die Entwicklung abzuschließen ebenso wie die Verhandlungen mit den Zulieferern. Der Bau soll 2021 tatsächlich starten. Die Fertigstellung ist für das 2. Quartal 2024 geplant. Ein Jahr später, im 2. Quartal 2025, sollte das CSS einsatzbereit sein. Gebaut werden soll in Rumänien, dort verfügt Damen über zwei Niederlassungen. Konfiguration bzw. Integration erfolgt in Den Helder. Ein Teil des Projektbudgets soll bereits für Wartung avisiert sein.

Für Damen ist dieses Projekt das erste seit elf Jahren für die heimische Marine. Die Werftengruppe ist finanziell angeschlagen, trotz einiger Verkaufserfolge von Marineschiffen im Ausland (u.a. Pakistan, Mexiko). Für das Geschäftsjahr 2018 vermeldete man zum ersten Mal seit 15 Jahren einen Nettoverlust (in Höhe von 17 Millionen Euro). Mit dem jetzigen Vertragserfolg setzt Damen Signale an europäische Marinen. Sowohl die Royal Navy als auch die Deutsche Marine haben Bedarf an  Einsatzversorgern/Tankern.