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Je ein Exemplar des Schützenpanzers Lynx KF 41 ist zu Testzwecken an Italien und an die Ukraine ausgeliefert worden. Beide Lieferungen fanden nach Medienberichten in den letzten Tagen des vergangenen Jahres statt.

Der Schützenpanzer für Italien kam aus der Produktion des Rheinmetall-Joint Ventures in Ungarn, während die Ukraine ihr Testfahrzeug aus der Produktion in Unterlüß erhielt.

Lynx KF 41 für Italien

Nachdem sich die italienische Regierung für die Beschaffung von Kampfpanzern Panther KF 51 und Schützenpanzern Lynx KF 41 – beide vom selben Hersteller Rheinmetall – entschieden hat, haben Rheinmetall und Leonardo die Gründung eines Joint-Ventures für die Produktion der Gefechtsfahrzeuge mit Sitz in Rom und La Spezia im Januar 2025 angekündigt. Italien will im Programm „Armoured Infantry Combat System“ (AICS) über 1.000 gepanzerte Kampfsystemen in 16 Varianten auf Basis des Lynx beschaffen. Dafür ist ein Budget von 15 Milliarden Euro vorgesehen.

Lynx KF 41, der erste aus der Serienproduktion in Ungarn. (Foto: Rheinmetall)

Im multifunktionalen Testzentrum der italienischen Heeres (Centro Polifunzionale di Sperimentazione dell’Esercito, CEPOLISPE) in der Nähe von Rom wird der Lynx jetzt von italienischen Spezialisten auf Herz und Nieren geprüft. Maßstab sind die militärischen Forderungen der zukünftigen Nutzer. Das Testprogramm wird alle Kategorien des Gefechtsfahrzeugs wie Feuerkraft, Schutz und Mobilität umfassen. Ein wichtiger Prüfpunkt ist die Interoperabilität. Schließlich soll der neue Schützenpanzer im Umfeld der Gefechtsfahrzeuge der italienischen Streitkräfte und innerhalb der NATO eingesetzt und am Ende auch exportiert werden. Ein Thema wird auch sein, welche Voraussetzungen für die Realisierung der geforderten 16 Varianten bestehen. Neben der Grundversion mit 30mm-Kanone sind u.a. Varianten für die Aufklärung, Luftverteidigung, Panzerabwehr, Elektronischen Kampf und Mörserkampf sowie für die Führung, für die Bergung und für Pionieraufgaben vorgesehen.

Soweit bekannt, sollen die ersten Serienfahrzeuge auf Basis des Lynx KF 41 ab 2026 an das italienische Heer ausgeliefert werden.

Lynx KF 41 für die Ukraine

Rheinmetall hat in der Ukraine das Gemeinschaftsunternehmen Rheinmetall Ukrainian Defense Industry gegründet, das nach Unternehmensangaben seit dem 18. Oktober 2023 operativ tätig. Beginnend mit Wartungs- und Reparaturarbeiten sollen mit dem Unternehmen schrittweise gemeinsame Fähigkeiten in der Rüstungstechnologie in der Ukraine aufgebaut werden. Kurzfristig soll die Kooperation auf die gemeinsame Herstellung ausgewählter Rheinmetall-Produkte in der Ukraine ausgeweitet werden, hatte Rheinmetall damals geschrieben.

Die Ukraine hat zur mittelfristigen Deckung des Bedarfs an Kampffahrzeugen u.a. den Schützenpanzer Lynx KF 41 ausgewählt. Bestandteil eines noch zu schließenden Rahmenvertrags wäre eine Vereinbarung zur Lieferung von mehreren hundert Gefechtsfahrzeugen Lynx, hat Rheinmetall am Rande der Ukraine Recovery Conference im Juni 2024 mitgeteilt (ESuT berichtete).

Mit der Auslieferung des Testfahrzeugs, die Rheinmetall-CEO Armin Papperger im Juni 2024 angekündigt hatte, ist ein wichtiger Schritt getan. Jetzt beginnen Feldtests durch die ukrainischen Streitkräfte, um die Leistungsfähigkeit des Lynx an den militärischen Forderungen zu messen und die Konfiguration des ukrainischen Lynx festzulegen.

Lynx KF 41 international

Erstkunde für den Schützenpanzer Lynx KF 41 ist Ungarn, das bereits im Jahr 2020 218 Lynx KF41 und neun Bergepanzer Büffel für insgesamt mehr als zwei Milliarden Euro bestellt hat (ESuT berichtete). Sieben Varianten sind geplant: Schützenpanzer, Gefechtsstandfahrzeug, Spähpanzer, Feuerleitung, Mörserträger, Sanitätsfahrzeug und Fahrschulfahrzeug. Nach einer Anfangsproduktion bei Rheinmetall in Unterlüß hat 2023 die Produktion bei Rheinmetall Hungary in Zalaegerszeg begonnen. Das erste Fahrzeug aus Deutschland ist 2022 ausgeliefert worden. Der erste in Ungarn produzierte Lynx lief im Dezember 2023 vom Band und wurde im Juli 2024 an die Truppe übergeben (ESuT berichtete).

In den USA bewirbt sich Rheinmetall mit dem Team Lynx beim Optionally Manned Fighting Vehicle (OMFV) mit dem Lynx KF 41 als Basisfahrzeug (ESuT berichtete). Zusammen mit Textron Systems, Raytheon Technologies, L3Harris Technologies, Allison Transmission und Anduril Industries baut das Team Lynx bis zu elf Prototypen. Ende 2027 soll ein Anbieter ausgewählt und die Serienproduktion des rund 40 Milliarden Euro schweren Programms gestartet werden.

Gerhard Heiming