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Es ist vollbracht: Ungarn hat den Schützenpanzer Lynx bestellt! Nach der Ankündigung vom 17. August 2020 hat die Regierung in Budapest jetzt für über zwei Milliarden Euro 218 Schützenpanzer Lynx, neun Bergepanzer 3 Büffel, Simulatoren, Ersatzteile und Ausbildungsleistungen bestellt. Gerade fünf Jahre sind vergangen, in denen aus der Idee für einen neuen Schützenpanzer über Strategien, Konzepte und Entwicklung ein marktreifes Produkt entstanden ist.

Mit dieser ersten Bestellung für den Lynx KF41 – gut zwei Jahre nach der ersten öffentlichen Vorstellung auf der Eurosatory 2018 – hat der Schützenpanzer den Marktdurchbruch geschafft und steht vor dem Beginn der Serienproduktion.

In dem von General Ferenc Korom, dem Befehlshaber der ungarischen Streitkräfte, und Armin Papperger, dem Vorstandsvorsitzenden der Rheinmetall AG, in Budapest unterschriebenen Vertrag ist die Lieferung der Panzer und ihrer Peripherie in zwei Phasen vereinbart. In einer ersten Produktionsphase soll Ungarn 46 Lynx-Schützenpanzer sowie neun Bergepanzer 3 Büffel aus deutscher Fertigung erhalten, wobei die Auslieferung bis Anfang 2023 abgeschlossen sein soll. In einer zweiten Phase sollen dann in Ungarn 172 weitere Lynx-Fahrzeuge produziert werden, die der Komplettierung der Ausrüstung der Streitkräfte des Landes dienen.

Für die zweite Produktionsphase entsteht in Zalaegerszeg (210 km westlich von Budapest) eine Joint Venture-Gesellschaft unter mehrheitlicher Führung von Rheinmetall zur Produktion der Lynx-Fahrzeuge. Dabei bringt der ungarische Partner als maßgebliche Investition eine neu zu errichtende Fertigungslinie in das Joint Venture ein. Das entstehende Kompetenzzentrum für Entwicklung, Fertigung und Wartung gepanzerter Fahrzeuge wird ein wichtiger Nukleus der wehrtechnischen Industrie in Ungarn sein. In dem Joint Venture mit dem lokalen Produktionspartner in Ungarn wird gleichzeitig sichergestellt, dass ein wesentlicher Anteil der Wertschöpfung aus der Beschaffung der Kampffahrzeuge im Kundenland erfolgt.

Das Lynx-Konzept umfasst eine komplette Fahrzeugfamilie, bestehend aus dem Fahrmodul und der flexiblen Missionsausstattung in zahlreichen Varianten. Hierdurch lässt sich jedes Basisfahrzeug als Schützenpanzer, gepanzerter Mannschaftstransporter, Führungsfahrzeug oder Sanitätsfahrzeug konfigurieren. Der Konfigurationswechsel ist innerhalb weniger Stunden möglich.

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Ungarn hat den Lynx KF41 in der Version Schützenpanzer bestellt, mit einem bemannten Lance 2.0-Turm, der mit einer 30-mm-Kanone bewaffnet ist. Mit seinem großen Innenraumvolumen bietet der Lynx Platz für drei Besatzungsmitglieder und eine Infanteriegruppe mit Absitzstärke bis zu neun Soldaten. Im Innenraum ist die Besatzung vor dem gesamten Bedrohungsspektrum, einschließlich Explosionen, improvisierter Sprengsätze (IEDs), direktem und indirektem Feuer, Streumunition und Panzerabwehrraketen geschützt.

Weitere Einzelheiten zum Lynx KF41 enthält die soeben im Mittler Report Verlag erschienene Broschüre „The Lynx Family“, die hier bestellt werden kann.

Mit dem Programm Zrínyi 2026 hat Ungarn die Modernisierung der Streitkräfte eingeleitet, letztlich auch, um die Anforderungen der NATO zu erfüllen, in der Ungarn seit 1999 Mitglied ist. Für die Ausstattung der Kampftruppen ist in mehreren Großaufträgen die Ablösung der im Wesentlichen aus Warschauer Pakt-Zeiten stammenden russischen Wehrtechnik begonnen worden.

Mit der Neuausstattung der Kampftruppen erreicht die Ungarn das technische Niveau der Alliierten in der NATO. Kooperationsvorhaben mit der mit den Lieferanten stärken die ungarische Verteidigungsindustrie und sollen zu einem nachhaltigen Ausbau der wehrtechnischen Fähigkeiten eines der jüngsten NATO- und EU-Mitglieder beitragen.

Gerhard Heiming