Auf der Internationalen Luftfahrtausstellung (ILA) wurde das dritte und letzte Langstrecken-Regierungsflugzeug Airbus A350 an die Flugbereitschaft des Bundesministeriums der Verteidigung (BMVg) übergeben. Staatssekretär Nils Hilmer und Brigadegeneral Frank Gräfe stellten das Flugzeug mit einer offiziellen Zeremonie in Dienst.
Seit 2020 wurden die veralteten Airbus A340-300 der Flugbereitschaft durch moderne A359-900 ersetzt. Realisiert wurde das Projekt von der Lufthansa Technik. Seit mehreren Jahren setzt das Unternehmen für die Bundeswehr Modernisierungsaufträge um. Die Luftwaffe nutzt das Flugzeug vor allem für politisch-parlamentarische VIP-Flüge. Die neuen A350 verfügen über einen Arbeits- und Konferenzbereich für die mitfliegenden Regierungsmitglieder. Zum anderen können 100 Delegationsmitglieder mitfliegen.
Das besondere an der A350 ist, dass sie umgerüstet werden kann, um als „fliegendes Krankenhaus“ Intensivpatienten transportieren und betreuen können – vergleichbar mit der Intensivstation eines Krankenhauses.
Staatssekretär Hilmer lobte, dass die Geschwindigkeit der Beschaffung beispielhaft für die Zeitenwende sei. Die offizielle Unterzeichnung der Vertragsunterlagen zur Übergabe erfolgt nächste Woche.
Die letzte der drei A350 trägt die Kennung 10+03 und trägt den Namen Kurt Schumacher.
„Vier Kabinenumrüstungen für insgesamt drei Großraumflugzeuge in einem Zeitraum von nur vier Jahren, die zum Teil noch stark von der Pandemie beeinflusst waren“, erklärte Soeren Stark, Vorstandsvorsitzender der Lufthansa Technik AG. „Umso stolzer bin ich auf unser Team, das diese Aufgabe mit Bravour gemeistert hat, und das völlig innerhalb des veranschlagten Kosten- und Zeitrahmens.“
Nach Angabe von Lufthansa Technik erfolgte die Erstübergabe von 10+03 nur wenige Monate nach der politischen Entscheidung, die beiden altgedienten Airbus A340 der Luftwaffe durch drei fabrikneue A350 für den politischen und parlamentarischen Langstreckenflugverkehr zu ersetzen (ESuT berichtete). Da das erste Flugzeug sehr schnell in Dienst gestellt werden musste, stattete Lufthansa Technik die 10+03 zunächst nur mit einer Interimskabine aus und übergab sie im August 2020 an die damaligen Verteidigungsministerin.
Die ersten A350-Auslieferungen mit voller Regierungskabine folgten im November 2022 und im März 2023 mit 10+01 „Konrad Adenauer“ (ESuT berichtete) und 10+02 „Theodor Heuss“. 10+03 „Kurt Schumacher“ kehrte dann ebenfalls in das Hamburger VIP Completion Center der Lufthansa Technik zurück, wo bis vor kurzem die Kabinenausstattung fertiggestellt wurde. Als „Earlycomer“ im Programm trug 10+03 bis vor kurzem noch das alte Farbschema der so genannten „weißen Flotte“, mit einer Serifenschrift auf dem Rumpf und nur schmalen schwarz-rot-goldenen Akzenten an den Flügelspitzen. Pünktlich zur heutigen Auslieferung wurde auch die Bemalung behutsam an das modernere Erscheinungsbild der beiden Schwestermaschinen angepasst, unter anderem mit neuen Schriftzügen in der Schriftart „Bundes Sans“ und Flügelspitzen, die nun großflächig in den Farben der deutschen Flagge lackiert sind.
Die Reichweiter der A350-900 beträgt 18.000 km, was gleichbedeutend ist mit einem Flug mit einer Strecke von Berlin nach Chicago und zurück – ohne Zwischentanken zu müssen. Das schafft der Flieger mit 165.000 Liter Treibstoffvolumen. Die Spannweiter beträgt 64,75 Meter, die Länge der Maschine 66,80 Meter. Die maximale Flughöhe wird mit 13.100 Metern angegeben. Angetrieben wird der A390-900 von zwei Triebwerken der Firma Rolls Royce (Trent XWB-84).
Die drei Langstreckenflugzeuge A350 der Flugbereitschaft BMVg sollen ab 2026 im Rahmen ihrer ohnehin anfallenden Industrieinstandhaltungen „Directed Infrared Counter Measures (DIRCM)“-Selbstschutzsysteme erhalten, mit denen sich die Flugzeuge vor Bedrohungen durch Flugkörper schützen können (ESuT berichtete). Die voraussichtlich von Elbit zu liefernden Systeme bestehen aus Sensoren, die von unten aus allen Richtungen anfliegende Flugkörper lokalisieren und automatisch mit Gegenmaßnahmen neutralisieren können.
Redaktion / whs / gwh