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Bald können Mitglieder der Bundesregierung, Parlamentarier und Angehörige der Bundeswehr mit der A350-900, einem der modernsten Reiseflugzeuge, auf Langstreckenreisen gehen. Vergangene Woche wurde das künftige Flaggschiff der Flugbereitschaft des Bundesministeriums der Verteidigung (BMVg) in Hamburg in Anwesenheit der Bundesministerin der Verteidigung, Annegret Kramp-Karrenbauer, auf der Werft von der Lufthansa Technik AG an die Bundeswehr übergeben. Damit kann erstmals eine A350 als Regierungsflugzeug eingesetzt werden. Dies ist die erste nicht-kommerzielle Nutzung dieses Flugzeugtyps.

Im April 2019 waren drei A350-900 mit einem Auftragswert von 1,2 Milliarden Euro bestellt worden. Airbus hat für 640 Millionen Euro die drei Maschinen geliefert. Lufthansa Technik rüstet seit Mai 2020 die Flugzeuge nach den Anforderungen des Verteidigungsministeriums aus. 288 Millionen Euro werden für die Flugzeugkabine und weitere Inneneinrichtung aufgewendet. Weitere 229 Millionen Euro sind für den Einbau des Selbstschutzsystems (Large Aircraft Infrared Countermeasures, LAIRCM) vorgesehen. Im Vertrag enthalten sind Ersatzteile und Gerät für Wartung und Instandsetzung. Die beteiligten Unternehmen führen auch die Erstausbildung des Personals durch.

Lufthansa Technik hat die bei der Bundeswehr mit der Kennung 10+03 betriebene A350 mit einer provisorischen Kabine für den politisch-parlamentarischen Flugbetrieb ausgestattet. Die Kabine verfügt über Büro- und Konferenzbereiche, an die sich ein multifunktionaler Loungebereich anschließt. Der übrige Raum steht für die Delegationen, die bei offiziellen Reisen mitfliegen, zur Verfügung. Wenn die derzeit im Bau befindlichen Schwesterflugzeuge 10+01 und 10+02 im nächsten Jahr eine vollwertige Regierungskabine von Lufthansa Technik haben werden, wird auch die Übergangskabine im 10+03 ausgetauscht. Alle drei Flugzeuge sollen im Laufe des Jahres 2022 ausgeliefert sein und dann die vorhandenen A340-300 ablösen.

Nach der Übernahme durch die Bundeswehr geht die 10+03 in die Zulassungsprozedur. Nach verschiedenen Testflügen in den nächsten Wochen steht die militärische Zulassung an. Ab Ende 2020 wird die erste A350 für Regierungsflüge zur Verfügung stehen.

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Neben dem VIP-Transport ist auch der Einsatz im strategischen Verwundetenlufttransport sowie für Personal- und Materialtransport bei humanitären Einsätzen und zur Unterstützung von Einsätzen der Bundeswehr vorgesehen. Die dafür notwendige Ausstattung wird ebenfalls bereitgestellt.

Nach mehreren Pannen bei Flügen von Mitgliedern der Bundesregierung im Jahr 2018 war die knappe Ausstattung der Flugbereitschaft des Verteidigungsministeriums kritisiert und der Bedarf für neue Flugzeuge formuliert worden. Schon am 11. April 2019 nahmen der Verteidigungs- und der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages die entsprechende 25-Mio-Vorlage an, sodass unmittelbar danach der Vertrag mit Lufthansa Technik abgeschlossen werden konnte. Finanziert wird das Vorhaben aus dem Einzelplan 60 des Bundeshaushalts, in dem Finanzmittel für ressortübergreifende Aufgaben bereitgestellt werden.

A350-900 werden seit 2015 produziert. Bei einer maximalen Startmasse von 275 Tonnen kann das Flugzeug 138.000 Liter Treibstoff mitführen und bis zu 15.000 km weit nonstop fliegen. Die zwei Rolls-Royce Trent XWB Mantelstromtriebwerke gelten als sparsam und lärmarm. Für den kommerziellen Flugverkehr sind als Standardbestuhlung 325 Sitzplätze angegeben.

Gerhard Heiming