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In einer bemerkenswerten Sitzung billigte der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages die Finanzierung von 19 Flugabwehrkanonenpanzern Skyranger 30. Selten waren die Themen für die Sitzung so unklar wie vor der Sitzung am 21. Februar. Einige vom BMVg zugleitete 25-Mio-Vorlagen schafften es nicht auf die Tagesordnung, wie für den schweren Waffenträger einschl. logistischer Unterstützung und für die Sprechsätze mit Gehörschutz. Die Vorlage für den Skyranger kam erst in letzter Minute auf die Tagesordnung, und wurde in der Sitzung ebenso behandelt wie die Vorlage zur Bekleidung. Das BMVg war mit großer Delegation vertreten mit Fachleuten zu allen möglichen Themen. Dies machte ein Besuchermanagement nötig, um die fachlichen Auskünfte sicherzustellen zumal auch Minister Boris Pistorius selbst zu einigen Tagesordnungspunkten Stellung nahm.

Letztlich hat der Haushaltsausschuss die Vorlagen zu Skyranger und Bekleidung im Gesamtwert von 2,85 Milliarden Euro gebilligt. Das BMVg hat auf seiner Webseite nur über die Beschaffung der Bekleidung berichtet, zur Entwicklung des Skyranger-Vorhabens gab es dort noch keine Informationen.

Soweit bisher bekannt, soll die Bundeswehr 19 Flugabwehrsysteme Skyranger 30 erhalten, von denen eines als Referenzexemplar später im Rüstungsbereich verbleiben soll. Dazu gehören je acht Nachladefahrzeuge und Werkstattausstattungen und ein On-Board-Simulator für jedes der 18 Serienfahrzeuge.

Die Skyranger 30 gehören neben den Luftverteidigungssystemen IRIS-T SLM zu den Vorabbeschaffungen im Rahmen des Luftverteidigungssystems für den Nah- und Nächstbereich (NNbS), für dessen Entwicklung der Haushaltsausschuss am 22. Januar 1,3 Milliarden Euro freigegeben hat (ESuT berichtete).

Im Skyranger 30 hat Rheinmetall die 30-mm-Oerlikon-Revolverkanone und eine Lenkwaffe zu einem System zusammengeführt, das Ziele im Entfernungsband von Null bis zu mehreren Kilometern bekämpfen kann. Mit ihrer hohen Kadenz und Präzision übertrifft die Oerlikon-Kanone die Wirkung der zwei Kanonen im FlakPz Gepard. Die eigene Sensorik, u.a. mit AESA-Radar von Hensoldt und dem passiven Infrarot-Sensor FIRST, kann Ziele rundum (360 Grad) entdecken und verfolgen. Das Waffensystem ist in einem unbemannten Turm mit weniger als vier Tonnen Gewicht integriert.

Neben der Schnellfeuerkanone wird in den Turm ein Zweifachwerfer für die Flugabwehrrakete Stinger integriert. Die modernere Version unterscheidet sich von der in die Bundeswehr eingeführten Raketen.

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Boxer Skyranger 30 in der Konfiguration, wie er bei der DSEI ausgestellt werden soll (Foto: Rheinmetall)

Für die Bundeswehr wird das Skyranger 30-System mit einem Boxer realisiert. Der Turm wird in ein Boxer-Missionsmodul integriert, der mit einem Standard Boxer-Fahrmodul mobil gemacht ist. Rheinmetall liefert als Hauptauftragnehmer das Flugabwehrsystem von dem Luftverteidigungsspezialisten Rheinmetall Air Defence aus der Schweiz und zeichnet verantwortlich für die Produktion der Boxer mit den weiteren Komponenten sowie die Endmontage.

Nach dem Zeitplan ist vorgesehen, dass das Nachweisexemplar im nächsten Jahr geliefert werden soll. Sobald ein positives Ergebnis der Erprobungen von BAAINBw und Truppe in Zusammenarbeit mit dem Hersteller vorliegt sollen die Serienmodelle ab 2026 geliefert werden.

Die Finanzierung der 650 Millionen Euro für Entwicklung und Herstellung des Systems soll überwiegend aus dem Sondervermögen Bundeswehr erfolgen. Darin sind 37 Millionen Euro für Beistellungen wie z.B. Funkgeräte und Stinger-Raketen. Da das Projekt voraussichtlich nicht bis 2027 abgeschlossen sein wird, ist eine Anschlussfinanzierung aus dem Einzelplan 14 oder einer anderen Finanzquelle erforderlich.

Gerhard Heiming