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Swift Response 2019 (SR19) eine Übung der US Army Europe, die von der US Global Response Force (GRF) geleitet wurde und vom 11. bis 24. Juni an verschiedenen Standorten in Slowenien, Bulgarien, Kroatien und Rumänien stattfand. Die zu beübenden Luftlandekräfte wurden durch amerikanische, britische, deutsche, französische, italienische, kanadische, niederländische und spanische Fallschirmjäger gestellt.

Die komplette Übung wurde mit Simulationstechnik und Schiedsrichtern des 7th Army Training Command (Grafenwöhr) durchgeführt. Die einzelnen Übungsabläufe werden getreu dem Motto „Übe wie du kämpfst“ so realistisch wie möglich durchgeführt

Trainiert werden sollte eine „rasche Antwort“ auf den Angriff gegen ein NATO-Mitgliedsland. SR19 sollte dabei den strategischen Einsatz der GRF demonstrieren sowie die Fähigkeit des US-Kommandos zur schnellen Entsendung von Einsatzkräften in ein ausgewiesenes Einsatzgebiet. Gleichzeitig sollte die Interoperabilität der NATO-Verbündeten im Bereich Airborne Operations (Luftlandeoperationen) überprüft und verbessert werden.

Die Global Response Force (GRF) der US Streitkräfte ist darauf ausgelegt, schnell auf unvorhergesehene Operationen und Bedrohungen zu reagieren. Der größte Anteil der GRF wird durch ausgewählte Luftlandekräfte (Airborne) gestellt. Diese sind abhängig von einem gemeinsamen Konzept für Einsatz und Zugang. Das Herzstück der GRF ist die 82. Airborne Division, ihr werden je nach Bedarf weitere Kampf- und Unterstützungskräfte unterstellt. Die jährliche Übung Swift Response dient als Teil der Qualifizierung für die US Truppen und nutzt internationale Kräfte sowohl als Gegner und als Verbündete um so die eigene und verbündete Operabilität zu überprüfen und zu verbessern.

Eine schnelle Eingreiftruppe ist in der Lage, ihre Streitkräfte schnell und weltweit einzusetzen. Typischerweise verfügen diese Einheiten über eine höherwertige Ausbildung und bessere und luftverlastbare Ausrüstung als konventionelle Truppenteile.

Swift Response 2019

An der diesjährigen Übung nahmen Einheiten aus Kanada, Frankreich, Deutschland, Italien, den Niederlanden, Spanien, dem Vereinigten Königreich und den Vereinigten Staaten sowie lokale Unterstützungskräfte der Gastgeberländer teil. Aus der Bundeswehr wurden Angehörige der Luftwaffe mit C-160 TRANSALL und Airbus A400M sowie Kräfte des Fallschirmjägerregiment 26 aus Zweibrücken verlegt. Das zur Luftlandebrigade 1 gehörende Fallschirmjägerregiment 26 ist mit insgesamt elf Kompanien an den Standorten Zweibrücken und Merzig im Saarland stationiert.

Oberleutnant Mathhew Lehman, US Fallschirmjäger der 173. Airborne Brigade, erklärt Ablauf der Übung und den Auftrag der GRF bei der Swift Response 2019 – Flugplatz Boboc, Rumänien den 15.06. 2019 (Video: Davide Dalla Massara / Training Support Activity Europe)

 

Chinooks der 2nd Brigade, 82nd Airborne Division bei der Annäherung an eine Landezonde (Video: 2nd Brigade, 82nd Airborne Division)

Die Übung Swift Response bietet die Möglichkeit zur gemeinsamen Schulung, um komplexe Vorgänge an verschiedenen Standorten zu steuern und zu kontrollieren. Die teilnehmenden Einheiten arbeiten zusammen, um, wo und wann immer erforderlich, eine gemeinsame multinationale Truppe aufzubauen. Die Teilnahme an multinationalen Übungen trägt zu einer erhöhten Bereitschaft bei, stärkt die beruflichen Beziehungen und verbessert die allgemeine Koordination mit alliierten Kräften und Partnereinheiten in einer Krise. Und sie ist natürlich ein Fingerzeig in Richtung Russlands.

Im Schwerpunkt wurden in den Gastländern u.a. die Logistik- und die Flughafenunterstützung sowie der Schutz der Einsatzkräfte beübt. Zu den Flughafenaktivitäten gehören Landungen und Starts alliierter Transportflugzeuge sowie die Unterstützung der alliierten Streitkräfte bei der Aufnahme, Durchführung und Weiterbewegung ist Einsatzgebiet.

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An SR19 nahmen mehr als 7.000 Soldaten teil – mehr als 1.000 davon waren Fallschirmjäger – außerdem 300 Landfahrzeuge und 40 Flugzeuge. Insgesamt waren Soldaten aus 25 Nationen beteiligt. Die Bundeswehr hatte mehr als 400 Soldaten von Heer und Luftwaffe entsendet.

Absprung bei Nacht – Novo Selo, Bulgarien den 18.06.2019 (Video: Anthony Johnson / 82nd Airborne Division)

Multinationale Luftlandeoperationen

Die Kräfte der Bundeswehr waren im Schwerpunkt in Slowenien eingesetzt. Zum Absetzen der Fallschirmjäger wurden C-130 Transall eingesetzt, auch der A400M kam zum Einsatz. Letzterer kann bisher aber nur Freifaller und Material absetzen.

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Vorauskräfte kurz vor dem Sprung. (Foto: Francis Hildemann / Luftwaffe)

Zu Beginn der Übung wurden aus einer Absetzhöhe von 3.000 m mit einer Transall sogenannte Vorauskräfte abgesetzt. Die Luftwaffe berichtet von einem Absetzvorgang von 12 Soldaten im HAHO (High Altitude High Opening; deutsch: Absprung aus großer Höhe und sofortiges manuelles Öffnen des Schirms) Verfahren. Diese „Vorauskräfte“ führen je rund 60 Kilogramm Gepäck, Waffen und Funkgeräte mit sich. Ihr Auftrag: Unbemerkt den mutmaßlich feindbesetzten Flughafen in Boboc aufklären. Dank des HAHO-Verfahrens können die Fallschirmjäger und Fernspäher über weite Entfernung hinweg unbemerkt an ihr Ziel herangleiten. Als Vorauskräfte werden nacheinander die Fernspäher der Luftlandeaufklärungskompanie 260 (Auftrag Feindaufklärung) und ein bis zwei Nächste später die Soldaten des Fallschirmspezialzuges der Fallschirmjäger eingesetzt. Letztere können Lande- und Absetzzonen erkunden, betreiben und sichern sowie Behelfslandebahnen und Temporary Landing Zones (TLZ) betreiben. Damit ermöglichen sie die Nutzung von Absetzzonen für Luftfahrzeuge oder nachfolgende Springer der Fallschirmjägerkompanien. Die eingesetzte Transall kam vom Lufttransportgeschwader 63 aus Hohn.

Die deutsche Initial Staging Base befindet sich am Fliegerhorst Cerklje ob Krki in Slowenien. Dort wird unter der Leitung der Division Schnelle Kräfte (DSK) eine Zeltstadt betrieben und die Soldaten für ihre Einsätze vorbereitet und ausgestattet. Neben den deutschen sind als Teil der DSK auch niederländische Soldaten der 11. Luchtmobilen Brigade und des Divisionsstabes Teil der Truppe.

Ihr Ziel: das laut Übung 2.000 Kilometer entfernte und bedrohte Rumänien. Zum Transport der Fallschirmjäger und ihrer Ausrüstung stehen auf dem Rollfeld drei A400M und drei Transall sowie eine amerikanische Lockheed Martin C-130 Hercules bereit. In acht Flügen hatten die drei A400M deutsche und niederländische Soldaten und ihr Material zuvor nach Cerklje ob Krki geflogen. Von dort aus werden die Transall zum Absetzen genutzt.

Absprung der deutschen und niederländischen Fallschirmjäger der Division Schnelle Kräfte (DSK) aus einer C160 „Transall“ in die Landezone Boboc, Rumänien am 13.06.2019. (Video: Davide Dalla Massara / Training Support Activity Europe)

Großbritannien entsendete z.B. 600 „Paratrooper“ der 16. Air Assault Brigade und der 11. Infanterie-Brigade nach Kroatien. Neben Fallschirmjägern aus Großbritannien setzte die Royal Air Force vier Boeing CH-47 Chinook, vier AgustaWestland AW159 Wildcat und sechs Boeing AH-64 Apache Hubschrauber ein. Das SR19-Szenario gleicht sehr den Verhältnissen in der Ost-Ukraine, wo Separatisten von regulären Truppen unterstützt werden, die GRF also regulären und irregulären Kräften gegenüberstehen. Der britische Verteidigungsminister sagte am Rande der Übung: „Letzte Woche haben Fallschirmjäger den Fall des D-Day in Nordfrankreich nachgestellt und damit die außergewöhnlichen Leistungen sichtbar gemacht, die möglich sind, wenn wir Hand in Hand mit Verbündeten auf ein gemeinsames Ziel hinarbeiten.“ Laut dem britischen Verteidigungsministerium war SR19 die größte Luftlandeübung seit dem Kalten Krieg und ein klares Zeichen in Richtung Russland. Und Brigadegeneral John Clark, Kommandeur 16. Air Assault Brigade sagte: „Wir sind hier und bereit, unsere Verbündeten zu verteidigen!” Er führte weiter aus, dass der Balkan eines der wichtigsten strategischen Gebiete für Großbritannien ist, und dass jede Gefahr einer Instabilität in der Region bekämpft wird. SR19 war die erste Übung in Kroatien, für die britischen Teilnehmer ein klares Zeichen, dass der Kreml sich mit Expandierungsabsichten und einer Einflussnahme auf dem Balkan zurück halten soll.

Tödlicher Sprungunfall

Bei realitätsnahen Übungen, dies gilt insbesondere für den Fallschirmsprungdienst, können trotz enormen Sicherheitsvorkehrungen und der Beachtung aller Sicherheitsvorschriften Unfallrisiken nicht gänzlich verhindert werden. So kam ein kanadischer Soldat aus dem 2nd Regiment, Royal Canadian Horse Artillery, als sich sein Fallschirm beim Absprung in Bulgarien nicht öffnete, ums Leben. Beim gleichen Absprung wurden ein weiterer kanadischer und zwei US Soldaten verletzt.

André Forkert