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Der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages hat am 17. Januar insgesamt 1,3 Milliarden Euro für die Entwicklung eines Teils eines Luftverteidigungssystems für den Nah- und Nächstbereichsschutz (LVS NNbS) freigegeben. Das Vorhaben mit einer Laufzeit von sieben Jahren soll zunächst aus dem Sondervermögen Bundeswehr finanziert werden. Für den Zeitraum nach 2027, wenn das Sondermögen aufgebraucht sein wird, müssen die Finanzmittel in den Einzelplan 14 integriert werden.

Für die Entwicklungsaufgabe im Teilprojekt 1 des LVS NNbS hat sich die Arbeitsgemeinschaft ARGE NNbS gebildet, die aus den Unternehmen Rheinmetall Electronics, Diehl Defence und Hensoldt Sensors besteht. Mit der ARGE NNbS soll der Entwicklungsvertrag geschlossen werden. Über wesentliche Inhalte des Vertrages hatte die ARGE NNbS im August informiert (ESuT berichtete).

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Das mobile Luftverteidigungssystem für den Nah- und Nächstbereich ist ein Systemverbund aus Sensoren und Effektoren in einem Kommunikationsnetzwerk. (Grafik: ARGE NNbS)

Durch das LVS NNbS sollen die bestehenden Fähigkeitslücken in der bodengebundenen Luftverteidigung geschlossen werden. Im Mittelpunkt steht der mobile Schutz von Landoperationen. Hierfür soll ein Systemmix aus Nahbereichs- und hochmobilen Nächstbereichskomponenten konfiguriert und als seriennahe Prototypen hergestellt werden. Soweit möglich, sollen marktverfügbare Komponenten verwendet werden. Ein Effektor ist festgelegt: IRIS-T in den Varianten für mittlere (SLM) und kurze (SLS) Reichweite. Letztere ist nicht marktverfügbar. Als Trägerfahrzeug wurde – um die geforderte Mobilität und den geforderten Schutz zu erreichen – der 8×8-Boxer ausgewählt.

Eine der Herausforderungen für die Entwicklung ist die Integration der unterschiedlichen Sensoren, Effektoren in ein Führungssystem, mit dem effektiver Schutz vor Bedrohungen aus der Luft während der Fahrt möglich ist.

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Mit dem Boxer als Trägerfahrzeug entsteht ein neuer Flugabwehrraketenpanzer. (Grafik: Rheinmetall)

Im Lauf der Entwicklung sollen ein Flugabwehrraketenpanzer und ein Feuerleitpanzer, für den Mittelbereich ein Radargerät und ein Waffenträger, je ein Nachladefahrzeug für den mittleren und den nahen Bereich, zwei Gefechtsstände, ein Führungsfahrzeug, eine Werkstattausstattung sowie ein Trainer gebaut werden. Die serienreifen Prototypen sollen bis 2028 ausgeliefert sein.

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Die mobile Feuerleitung wird in Zukunft aus einem Feuerleit-Boxer erfolgen. (Grafik: Rheinmetall)

Ergänzend zum Teilprojekt 1 sind bereits IRIS-T SLM in der Beschaffung. Zudem sollen im Teilprojekt 3 Boxer Skyranger 30 mit 30mm-Kanone beschafft werden. Die dazu erforderliche 25-Mio-Vorlage wird im 1. Quartal 2024 erwartet. Es ist geplant, dass die 18 Skyranger 30 bis Mitte 2027 in der Truppe sind.

Mit den Vorhaben zum LVS NNbS wird der Schutz mobiler Kräfte gegen Bedrohungen aus der Luft wieder hergestellt. Angesichts der akuten Bedrohung sind die Zeiträume, bis der Schutz realisiert, erschreckend lang.

Gerhard Heiming