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Die NATO hat im Februar eine Koordinierungszelle für den Schutz von Unterwasserinfrastruktur gegründet und dem Hauptquartier angegliedert (ESuT berichtete). Wie die Bundeswehr auf ihrer Webseite mitgeteilt hat, wurde Generalleutnant a.D. Hans-Werner Wiermann mit der Leitung der Zelle beauftragt. Wiermann war zuletzt bis zu seinem Ausscheiden 2022 Generaldirektor des Internationalen Militärstabes der NATO.

Mit der Sprengung der Pipeline Nord Stream im September vergangenen Jahres wurde die Verletzlichkeit von Pipelines und Kabeln besonders in internationalen Gewässern öffentlich. Diese kritische Infrastruktur werde seit Jahren von russischen Schiffen ausgespäht, schreibt die Bundeswehr. Im Fokus der Russen stünden Gaspipelines, Offshore-Windparks und Unterseekabel. Also die Nervenstränge der Energieversorgung und Kommunikation des Westens, kritische unterseeische Infrastruktur par excellence.

Wiermann hat begonnen, Regierungen und Militärs für die Zusammenarbeit zu gewinnen und klarzumachen, dass die NATO dabei helfen kann, diese Unterwasserinfrastrukturen effektiv zu schützen. Als maritimes Bündnis sei die Allianz sogar dafür prädestiniert, erläuterte Wiermann. Aber der Nordatlantik und die angrenzenden Meere seien ein sehr großes Gebiet. „Und um dort erfolgreich zu agieren, brauchen wir eine solide Datenbasis.“

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Generalleutnant a.D. Hans-Werner Wiermann (Koordinierungszelle Unterwasserinfrastruktursicherheit, r.) und Vizeadmiral Guy Robinson, Chef des Stabes NATO Allied Command Transformation, Mitte) beim NATO Resilience Symposium in Riga (Foto: NATO Heise)

So seien einerseits technische Details zu bestimmten Infrastrukturen von Belang, andererseits die genaue geografische Verortung von Leitungen. „Die Industrie nutzt heute schon technisch ausgereifte Systeme, die anzeigen, wenn ein Kabel bricht oder sich ein Objekt annähert“, sagte Wiermann Ende April beim NATO Resilience Symposium in Riga.

Ein Schutz der Anlagen mit präsenten Kräften sei zu aufwendig. Daher müsse man die Voraussetzungen schaffen, einem potenziellen Angreifer einen Angriff nachweisen können. Das wirke abschreckend.

Bis zum NATO-Gipfel in Vilnius im Juli will der ehemalige Dreisternegeneral weiter mit Hochdruck daran arbeiten, alle Partner in der Allianz davon zu überzeugen, ein passendes Konzept durch den Nordatlantik-Rat zu bringen. „Gelingt es uns, in Litauen die Weichen zu stellen, können wir unmittelbar danach an die Umsetzung gehen“, sagt Wiermann. „Das wird kein Spaziergang, ist aber ohne Alternative.”

Redaktion / gwh