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Die Bundesregierung hat die Ausfuhr von 150 Iris-T-Lenkflugkörpern nach Saudi-Arabien genehmigt. Dies geht aus einem Bericht des Nachrichtenmagazins Der Spiegel hervor. Demnach hat der Bundessicherheitsrat die Ausfuhr bereits im Dezember genehmigt, wie Regierungssprecher Steffen Hebestreit bestätigte. Er betonte, dass es sich dabei nicht um das bodengestützte System Iris-T SLM, sondern die für Kampfjets entwickelte Variante handele. Tatsächlich sind die nun an Saudi-Arabien versprochenen Lenkflugkörper auch auf der Bedarfsliste der Ukraine.

Die Lenkflugkörper können nämlich auch in der bodengebundenen Luftverteidigung durch das System Iris-T SLS verschossen werden. Laut der Liste der militärischen Unterstützungsgüter der Bundesregierung verfügt die Ukraine über zwei Startgeräte Iris-T SLS und soll zukünftig 22 weitere erhalten. Daraus ergibt sich auch ein entsprechend hoher Bedarf an Iris-T-Flugkörpern.

An bodengebundenen Startgeräten haben die Saudis auch seit längerem Interesse angemeldet. Derzeitig verfügt das Königreich im Bereich der bodengebundenen Luftverteidigung über das System Patriot. Dieses operiert zum einen in anderen Höhenbändern als die Systeme Iris-T SLS und SLM und ist pro Schuss auch deutlich kostspieliger.

Die Ölförderung der Monarchie wurde in den letzten drei Jahren durch Drohnen und ballistische Waffen attackiert, welche in der Vergangenheit wiederholt durch die saudische Luftwaffe aus der Luft abgefangen wurden.

Dabei kamen bereits gelieferte Iris-T Luft-Luft-Lenkflugkörper zum Einsatz. Bei der zu erwartenden Lieferung handelt es sich daher auch nicht um eine Neuanschaffung für die saudische Luftwaffe, sondern um eine Ergänzung der eigenen Bestände. Lenkwaffen dieses Typs waren 2009 erstmalig an den Golfstaat geliefert worden.

Die Entscheidung hebt einen seit 2018 durch die Große Koalition beschlossenen Exportstopp auf.

Iris-T sind ein Produkt der Baden-Württembergischen Firma Diehl Defence. Seit seiner Einführung im Jahr 2005 wurden mehr als 5.000 Lenkflugkörper ausgeliefert, wie das Unternehmen im Dezember bekannt gab. Vergangenen Monat hatte das Unternehmen auch die ausstehende Lieferung von 1.200 IRIS-T Luft-Luft-Lenkwaffen an die Bundeswehr bestätigt.

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Iris-T Luft-Luft-Flugkörper (Darstellung: Diehl Defence)

IRIS-T zählt zur Standardbewaffnung des Eurofighter/Typhoons, von denen Saudi-Arabien 72 Stück unterhält, und ist zugleich mit dem Panavia Tornado kompatibel, die ebenfalls Teil der saudischen Luftflotte sind.

Saudi Arabien möchte seit geraumer Zeit 48 weitere Kampfjets nachbestellen und verhandelt aktuell sowohl um Eurofighter als auch das französische Konkurrenzprodukt Dassault Rafale. Hier sind mehr als 50 Maschinen im Gespräch.

Als Teil der Entwicklergemeinschaft Eurofighter übte die Bundesrepublik bislang bei Entscheidungen über den Export der in Groß-Britannien produzierten Kampfjets ihr Veto-Recht aus. Auch hier zeigt sich die Bundesregierung seit vergangenem Sonntag offen für eine Lieferung durch Großbritannien an Riad. (ES&T berichtete).

Die bisherige Haltung Deutschlands begründete sich aus der Rolle des saudischen Königshauses im Mordfall Kashoggi 2018 und dem Vorgehen der saudischen Armee im Jemen. Die Bundesregierung erklärt ihre geänderte Haltung in erster Linie vor dem Hintergrund der veränderten Rolle Saudi-Arabiens im Nahost-Konflikt und der aktuellen Bedrohung des internationalen Seeverkehrs. Regierungssprecher Hebestreit sprach diesbezüglich auch von einer „Zäsur des 7. Oktober“. Saudi-Arabien habe seitdem mehrfach Angriffe der Houthi auf Israel abgefangen. Die Saudis selbst werden ebenfalls mit ballistischen Waffen aus dem Jemen angegriffen.

Redaktion / mg