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In der letzten Sitzung vor der Sommerpause am 5. Juli haben das Bundesverteidigungsministerium und das Finanzministerium sieben 25-Mio-Euro-Vorlagen zur Beschaffung von Munition dem Verteidigungsausschuss zur Beratung und dem Haushaltsausschuss zur Entscheidung vorgelegt. Den Vorhaben mit einem Finanzbedarf von zusammen 783,3 Millionen Euro bis 2026 hat der Haushaltsausschuss zugestimmt.

Die Munition ist für die Panzerhaubitzen PzH 2000, Schützenpanzer Puma, Kampfpanzer Leopard 2 und Handfeuerwaffen vorgesehen. Die Beschaffung erfolgt überwiegend (58 Prozent) aus dem Einzelplan 60, ist also für die Ukraine oder für den Ersatz der an die Ukraine abgegebenen Munition bestimmt. Für die Ukraine ist Munition im Wert von 203,1 Millionen Euro vorgesehen.

Über die Beschaffungen Artilleriemunition im Wert von 322,1 Millionen Euro wird gesondert berichtet.

Panzer

Für Panzermunition im Kaliber 120 mm x 570 für die Bordkanone der Leopard 2 sind 381,1 Millionen Euro vorgesehen, davon knapp ein Drittel für die Ukraine. Die Bundeswehr erhält bis 2025 über 40.000 Schuss in den Sorten DM11 (Mehrzweck) und DM73/DM63A1 (KE) sowie die entsprechende Übungsmunition. Die Ukraine erhält 16.500 Schuss Gefechtsmunition KE und Mehrzweck. Außerdem wurden in den Rahmenverträgen die Höchstmengen für die Bundeswehr für die Gefechtsmunition auf jeweils 120.800 bis 142.500 und für die Ukraine auf 44.000 für die einzelnen Munitionssorten erweitert. Damit erhöht sich der Auftragswert für den Rahmenvertrag nach Angaben von Rheinmetall auf rund vier Milliarden Euro.

Der Vertragsabschluss erfolgte Anfang Juli mit unmittelbar anschließendem Abruf der Festbestellung.

Die Lieferungen im Zeitraum bis 2025 sollen der Auffüllung der Bestände der Bundeswehr – auch als Nachbeschaffungen für Munitionsabgaben an die Ukraine – und der Unterstützung der Ukraine dienen.

In Rede stehen die 120 mm x 570-Munitionssorten

  • programmierbare Mehrzweckmunition DM11 und die zugehörige Übungsmunition DM88,
  • Wuchtmunition (kinetische Energie, KE) DM73 und DM63A1sowie die zugehörige Übungsmunition DM98 und
  • nicht programmierbare Mehrzweckmunition Rh31.

Knapp die Hälfte der Munition soll noch in diesem Jahr geliefert werden.

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Die nicht programmierbare Mehrzweckmunition kann aus allen Leopard 2-Rohren verschossen werden, während die programmierbare Version einer Nachrüstung der Waffenanlage bedarf, die nur in den modernen Leopard 2-Varianten vorhanden ist. Die Übungsmunition hat auf begrenzte Kampfentfernung die gleichen ballistischen Eigenschaften wie die Gefechtsmunition, ist aber wegen des fehlenden Wirkanteils billiger und kann mit reduzierten Sicherheitsanforderungen in der Schießausbildung eingesetzt werden.

Schützenpanzer

Für den Schützenpanzer Puma soll Rheinmetall Waffen Munition (RWM) noch in diesem Jahr über 70.000 Schuss der tempierbaren 30 mm x 173 DM21-Munition liefern. Die vollkalibrige Mehrzweckmunition KETF (Kinetic Energy Time Fuzed) zerlegt sich nach einprogrammierter Flugzeit im Ziel. Das geplante Finanzvolumen beträgt 67,6 Millionen Euro.

Gewehre/Maschinengewehre

Zu guter Letzt stand noch die Beschaffung von Munition für Handfeuerwaffen auf der Tagesordnung. Bisher erfolgte die Beschaffung solcher Munition in Einzelbeschaffungsverträgen, schreibt das BMVg. Jetzt können die Bestände der Bundeswehr aus einem Rahmenvertrag aufgefüllt werden.

Im Rahmenvertrag mit der Metallwerk Elisenhütte GmbH ist eine Gesamtliefermenge von 135 Millionen Schuss Manövermunition 7,62 mm x 51 vereinbart worden, wie sie für die Gefechtsausbildung mit Gewehren und Maschinengewehren benötigt wird. Der Wert der Lieferungen ist mit 131,4 Millionen Euro veranschlagt. Für das laufende Jahr sind sofort 16 Millionen Schuss im Wert von 15,6 Millionen Euro abgerufen worden. Die Jahresprognose liegt bei 32 Millionen Schuss. Für die Folgejahre bis 2029 wurden Jahresprognosen zwischen 5,4 und 20 Millionen Schuss festgelegt.

Die Bundeswehr will nach eigner Angabe die Munition in größerem Maßstab einkaufen, um damit sowohl für die Truppe eine bessere Verfügbarkeit zu schaffen als auch der Industrie mehr Planungssicherheit zu ermöglichen.

Einordnung

Angesichts der Schätzung des Munitionsbedarfs in Höhe eines zweistelligen Milliarden- Euro-Betrags erscheinen die jetzt abgeschlossenen Verträge wie ein Tropfen auf den heißen Stein. Selbst die neuen Obergrenzen in den Rahmenverträgen und die im Entwurf des Wirtschaftsplans 2024 zum Sondervermögen Bundeswehr ausgebrachten fünf Milliarden Euro geben noch keinen Anlass zur Hoffnung, dass die Läger in absehbarer Zeit ausreichend aufgefüllt werden.

Maßstab ist der Bedarf für den sogenannten 30-Tage-Vorrat. Diese Bevorratungshöhe gilt nicht nur für Munition, sondern auch für Betriebsstoffe, Ersatz- und Austauschteile und weitere Verbrauchsgüter. Berechnet werden die benötigten Mengen an Versorgungsgütern aufgrund des Einsatzprofils, in dem sich Art und Anzahl der einzusetzenden Waffensysteme, das Einsatzgelände und die Art der geplanten Operationen niederschlagen. Dieser logistische Vorrat muss ausreichen, um in intensivem Gefecht bestehen zu können. Der Krieg in der Ukraine zeigt, wie hoch der Verbrauch an diesen Mengenverbrauchsgütern in realen Gefechten sein kann.

Gerhard Heiming