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Mit 730 Millionen Euro war das System Panzergrenadier der größte Posten bei den 25-Millionen-Euro-Vorlagen, die das Parlament Ende Juni 2019 passiert haben. Jetzt hat das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) die dazu notwendigen Verträge mit der Industrie abgeschlossen. Die Arbeitsgemeinschaft Puma – ein Zusammenschluss aus dem Puma-Hersteller PSM Projekt System Management und der Rheinmetall Electronics wurde mit der Durchführung eines erheblichen Anteils der Arbeiten beauftragt. PSM ist ein Joint Venture, das Rheinmetall und Krauss Maffei-Wegmann 2002 für die Entwicklung und Produktion des Puma gegründet haben.

In den mehr als zwanzig Jahren seit Beginn der Puma-Entwicklung haben sich die sicherheitspolitischen Rahmenbedingungen und die Einsatzerfordernisse verändert und die Technologien weiterentwickelt. Für den geplanten Einsatz der Panzergrenadiere bei der NATO-Speerspitze Very High Joint Readiness Task Force 2023 (VJTF 2023) sind die Soldatenausstattung Infanterist der Zukunft erweitertes System (IdZ – ES) und der Schützenpanzer Puma die Kernelemente des Systems Panzergrenadier. Dieses System wird jetzt den geänderten Anforderungen und Möglichkeiten entsprechend angepasst und ergänzt. Die Bereitstellung der Ausrüstung steht mit dem Zieldatum 2023 für Einsatz unter erheblichem Zeitdruck.

Allein Rheinmetall steuert einen 470 Millionen Euro-Anteil zu dem Auftragspaket bei.

Für den Einsatz bei VJTF 2023 erhalten 41 Schützenpanzer Puma umfangreiche Kampfwertsteigerungen sowie weitere Maßnahmen zur besseren Vernetzung von Schützenpanzern und abgesessenen Panzergrenadieren. Der Gesamtwert dieser Beauftragung für Rheinmetall beläuft sich auf 258,3 Millionen Euro. Die Systeme werden Ende 2020/Anfang 2021 ausgeliefert und stehen dann für Ausbildung und Zertifizierung der Truppe bereit.

Für die Verbesserung der Führungsfähigkeit erhalten die Puma neue Tagsicht- und Wärmebildkameras sowie Farbdisplays. Durch die optimierte Tag- und Nachtsicht wird die Aufklärungsreichweite gesteigert und der Besatzung ein erweiterter Sichtbereich gegeben. Damit eng verknüpft ist die „Sichtmittelverbesserung Fahrgestell“ für 67,2 Millionen Euro, deren Entwicklung bereits angelaufen ist. Neue digitale Funkgeräte und das einheitliche Führungs- und Informationssystem (Battle Management System, BMS) „TacNet“ werden Basis der Kommunikation der Puma-Besatzung mit den abgesessenen Panzergrenadieren, den benachbarten SPz und den nächsthöheren Führungsebenen.

Die Feuerkraft mit 30-mm-Airburst-Kananone und koaxial-MG wird durch Einrüstung des Mehrrollenfähigen Leichten Lenkflugkörpersystems (MELLS) von EuroSpike erweitert. Das gibt den Pumas einen erheblichen Fähigkeitszuwachs.

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Darüber hinaus ist mit dem Auftrag die komplette logistische Versorgung der VJTF-Pumas über einen Zeitraum von fünf Jahren vereinbart. Das beinhaltet Ersatzteile und Sonderwerkzeuge sowie die Ersatzteillogistik.

Ausrüstungsübersichtde Systems IdZ-ES K-Stand VJTF 2023 (Graphik: Rheinmetall)

Mit Blick auf VJTF hat Rheinmetall Electronics das Soldatensystem IdZ – ES weiterentwickelt. Im K-Stand VJTF 2023 ist der elektronische Rücken durch einen universellen USB-Hub ersetzt worden, der die Anpassung an unterschiedliche Einsatzerfordernisse erleichtert. Ein neuer Tablet-Computer zur Steuerung des Systems und für visuelle Kommunikation sowie digitale Funkgeräte – beide in Verbindung mit TacNet – verbessern die Möglichkeiten im vernetzten Kampf. Zehn Zugsysteme sollen für die VJTF bereitgestellt werden. Dafür sind 146,5 Millionen Euro vorgesehen. Puma-Besatzung und abgesessener Schützentrupp erhalten durch die bessere Vernetzung ein gleiches aktuelles und umfassendes Lagebild. Rheinmetall trägt so zur Führungsfähigkeit der Panzergrenadiere vom Einzelschützen bis zum Kompaniechef bei. Die kompletten Neuerungen des Soldatensystems IdZ-ES K-Stand VJTF 2023 kann hier eingesehen werden.

Für die übrigen Serienfahrzeuge Puma (die nicht für VJTF vorbereitet werden) sollen zunächst fünf Sätze Erstmuster-Baugruppen gefertigt und in fünf Serienfahrzeuge integriert werden. Diese Arbeiten sollen bis 2022 abgeschlossen werden. Anschließend erfolgt bis 2023 die Nachweisführung bei den wehrtechnischen Dienststellen als Voraussetzung für die Umrüstung der Serienfahrzeuge.

Die Digitalisierung der Sichtmittel geht zudem mit der Implementierung der NGVA (NATO Generic Vehicle Architecture) im Puma einher. Sie bildet das Fundament für das Zukunftsthema „Sensor to Shooter“. Die nun begonnene Vernetzung der Sensoren und Effektoren eines Einzelfahrzeugs ermöglicht schon in Kürze die Vernetzung der Sensoren und Effektoren ganzer Einheiten und Verbände. Damit gehört der Puma zu den ersten digitalisierten Gefechtsfahrzeugen weltweit.

Gerhard Heiming