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Die Schützenpanzer (SPz) Puma werden zum Konfigurationsstand S1 nachgerüstet. Nachdem die Haushaltsmittel parlamentarisch freigegeben worden sind, hat das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr am 28. Juni 2021 mit der PSM GmbH, dem 50:50 Joint Venture von Rheinmetall und Krauss-Maffei Wegmann, einen Vertrag über die Umrüstung des ersten Loses mit 154 Schützenpanzer im Wert von einer Milliarde Euro abgeschlossen. Für Umrüstung eines zweiten Loses mit 143 Puma im Wert von 820 Millionen Euro ist eine Option vereinbart. Die Umrüstung des ersten Loses soll bis 2026, die des zweiten Loses bis 2029 abgeschlossen werden. Für die NATO Speerspitze VJTF 2023 werden 40 Schützenpanzer Puma bereits umgerüstet. Da die 13 Fahrschulfahrzeuge nicht umgerüstet werden, ist somit der einheitliche Konstruktionsstand S1 für alle Puma vereinbart.

Die neue Puma-Version S1 zeichnet sich unter anderem durch die Integration abstandsfähiger Effektoren wie des Mehrrollenfähigen Leichten Lenkflugkörpersystems (MELLS), durch zusätzliche Sensoren wie das neue Fahrersichtsystem und eine verbesserte Führungsarchitektur aus. Das neue Rundum- und Fahrersichtsystem leitet das Ende der Ära des Winkelspiegels ein. Erstmalig kann die gesamte Besatzung bei Tag wie bei Nacht „durch die Panzerung“ sehen. Der Fusionsmodus verbindet die Tagessicht mit dem leistungsstarken Wärmebild und ermöglicht die frühzeitige Aufklärung getarnter Ziele bei Tag wie bei Nacht. Der Puma ist das erste westliche Gefechtsfahrzeug, das serienmäßig mit einem solchen System genutzt werden kann.

Erst im März 2021 konnte der Inspekteur des Heeres, Generalleutnant Alfons Mais, die Gefechtstauglichkeit Systems Panzergrenadier mit dem Schützenpanzer Puma und dem Soldatensystem Infanterist der Zukunft – Erweitertes System (IdZ – ES) feststellen. Im System Panzergrenadier wird in Deutschland zum ersten Mal eine digitalisierte Fahrzeugplattform mit einem Soldatensystem zusammengeführt, das über digitale Funktechnik verfügt.

Der Haushaltsausschuss des Bundestages hat in einem Maßgabebeschluss zum Puma das Verteidigungsministerium aufgefordert, den VJTF-Einsatz des Puma für eine kritische Bestandsaufnahme zu nutzen. Mit Erkenntnissen aus der Nutzung unter realistischen Alltagsbedingungen über einen längeren Zeitraum soll eine valide Zeit- und Finanzplanung für eine voll einsatzfähige Puma-Flotte erarbeitet werden. Diese soll zusammen mit Kosten-Nutzen-Abwägungen die Grundlage für Entscheidung über ein zweites Beschaffungslos Puma bilden.

Derzeit ist das Heer mit 350 Schützenpanzern Puma und knapp 400 Schützenpanzern Marder ausgestattet. Die Lebensdauer des 50 Jahre alte Marder ist trotz Nachrüstungen begrenzt. Für die Nutzung nach dem Fähigkeitsprofil der Bundeswehr von 2018 und als Ausrüstung der Panzergrenadiere nach dem Plan Heer in der Division 2032 ist der Marder nicht mehr geeignet. Daher muss eine Entscheidung für ein zweites Los Puma möglichst bald fallen, auch wenn die Haushaltsmittel knapp sind.

Gerhard Heiming