Print Friendly, PDF & Email

Bei der Übung Timber Express 2020 wurde die Vernetzung von Waffensystemen und der Datenaustausch zwischen ihnen geprobt. Timber Express 2020 war eine Übung für taktische Datenlinks, an der deutsche und tschechische Truppen teilnahmen. Ausgangspunkt war das schleswig-holsteinische Jagel. An der Luftwaffenübung im Juni 2020 waren über der Ostsee Eurofighter, Tornados und eine P-3C Orion beteiligt. Eine niederländische Fregatte war ein weiterer Netzwerkteilnehmer. Alle Systeme sollten untereinander ihre Daten in nahezu Echtzeit austauschen und ein gemeinsames Luftlagebild erstellen.

Neben der Luftwaffe und der Deutschen Marine mit ihren Luftfahrzeugen beteiligte sich Airbus mit seinem Remote Carrier (RC) „Loyal Wingman“. Ziel der Demonstration in Zusammenwirken mit der Truppe war die Vernetzung des RCs mit dem Eurofighter und Tornado.

 

Timber Express

Timber Express ist eine jährliche Übung. Gastgeber in diesem Jahr war das Taktische Luftwaffengeschwader 51 „Immelmann“ in Schleswig-Holstein. Im Zentrum der Übung stand der Datenaustausch in einer Multi-Link-Umgebung unter Einhaltung verschiedener NATO-Geheimhaltungsgrade. Daten wurden von see-, land- und luftgestützten Systemen übertragen.

Die Nutzung taktischer Datenlinks ist nicht auf Luftwaffe und Marine beschränkt. Auch die Joint Terminal Attack Controller (JTAC), Feuerleitoffiziere, tauschen ihre Zieldaten mittels Datenlinks – hier das Variable Message Format (VMF) – mit Luftfahrzeugen aus. Beim Tornado ist dies bereits in Teilen der Fall. Bei Timber Express wurde dies erstmals auch mit dem Eurofighter möglich. Durch den Einsatz eines taktischen Gateways (System of Links) konnte der JTAC seine Daten per VMF senden, Der Eurofighter erhielt diese über Link 16. Dadurch wurden die Zielzuweisungen einfacher, schneller und fehlerunanfälliger.

 

Demonstrationen mit Airbus

In Zusammenarbeit mit Airbus Helicopters und Hensoldt wurden außerdem erstmals in Deutschland an einem Hubschrauber H145M Link-16-Tests gemacht. Damit kann der H145M als Transportmittel für die Spezialkräfte mit einer entsprechenden Befähigung besser genutzt werden. Die Bundeswehr hat 15 H145M beschafft. Hauptnutzer sind das Kommando Spezialkräfte (KSK) sowie das Kommando Spezialkräfte Marine (KSM).

Die Remote Carrier (RC) Technologie Loyal Wingman wurde erstmals im Zusammenwirken mit einem Kampfflugzeug demonstriert. Diese Technologie ist eines der Herzstücke bei den Planungen des Projektes Future Combat Air System (FCAS).

„Während der Übung wurden der Remote Carrier, der derzeit den Compact Airborne Networking Data Link (CANDL) verwendet, erfolgreich mit Link 16, der operativen taktischen Datenverbindung der Streitkräfte, verbunden. Die Remote Carrier waren nicht nur für alle taktischen Kampfflugzeuge der Luftwaffe sichtbar, sondern konnten auch Befehle empfangen und ausführen, ohne dass technische Modifikationen an den Flugzeugen erforderlich waren“, so Airbus.

Im Anschluss an diese Übung wurde demonstriert, dass der Remote Carrier mit dem NATO-Konzept für kooperative ESM-Operationen (CESMO) interoperabel ist. Dies ist ein mehrere Teilstreitkräfte umfassendes Aufklärungsnetzwerk, das darauf abzielt, Bedrohungssysteme im elektromagnetischen Spektrum in Echtzeit zu orten.

Ein Mock-Up des Loyal Wingman wurde 2019 während der Paris Air Show erstmals gezeigt.

Außer Airbus arbeitet auch MBDA Deutschland an entsprechenden Remote Carriern für FCAS. FCAS soll nach derzeitigem Stand zwei Größen an RCs beinhalten.

 

Loyal Wingman nicht nur in Europa

Die Bezeichnung Loyal Wingman nutzt auch Boeing Australia für ein Projekt, das der US-Konzern zusammen mit der Royal Australian Air Force (RAAF) durchführt. Anfang des Jahres konnten auch hier zwei Meilensteine absolviert werden. So wurde der erste von drei Demonstratoren öffentlich vorgestellt und die Testreihe mit der Bodenerprobung und Rollversuchen gestartet. Im Laufe des Jahres soll der Erstflug erfolgen. Die neue Drohnenfamilie soll als Grundlage für ein sogenanntes „Airpower Teaming System“ (ATS) dienen, das weltweit vermarktet werden soll. Das ATS ist so konzipiert, dass die mit künstlicher Intelligenz versehenen UAV automatisch neben bestehenden Plattformen fliegen und diese in Kampfeinsätzen unterstützen können.

André Forkert