Nur elf Monate nach Vertragsunterzeichnung hat Airbus Helicopters den ersten H145M an die Bundeswehr ausgeliefert. Dort trägt der zweimotorige Helikopter den Namen „Leichter Kampfhubschrauber“, kurz LKH.
Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius war eigens nach Donauwörth gereist, um den ersten Hubschrauber zu übernehmen.
„Es geht um Ergebnisse. Es geht um Dinge, die man anfassen kann – es geht um die Zeitenwende“, eröffnete der Minister seine feierliche Ansprache.
Erst im Dezember vergangenen Jahres hatte der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages rund 2,6 Milliarden Euro für die Beschaffung von zunächst 62 Helikoptern bewilligt.
Finanziert aus dem Sondervermögen der Bundeswehr soll der Leichte Kampfhubschrauber die Einsatzfähigkeit der Truppe erhöhen. Die Übergabe des Leichten Kampfhubschraubers sei „ein herausragendes Beispiel dafür, dass wir die Drehzahl in der Beschaffung deutlich erhöht haben“, so Pistorius. Es ginge nicht länger darum jahrelang an Goldrandlösungen zu arbeiten, sondern vor allem auf Markverfügbarkeit und Verlässlichkeit zu vertrauen. Deshalb sei die Entscheidung, beim Leichten Kampfhubschrauber auf ein bereits erprobtes und bewährtes Luftfahrzeug zurückzugreifen, auch bewusst getroffen worden, sagte der Minister auf X.
„Verlässlicher Partner der Bundeswehr“
„Wir bleiben ein verlässlicher Partner der Bundeswehr“, sagte Stefan Thomé, Managing Director von Airbus Helicopters in Deutschland. „Die Auslieferung der ersten H145M LKH in weniger als einem Jahr nach Vertragsunterzeichnung unterstreicht unser Engagement. Die H145M LKH wird ein echtes Multi-Missions-Asset für die Bundeswehr sein und ihre wichtigen Missionen unterstützen.“
Im Dezember 2023 hatten die Bundeswehr und Airbus Helicopters einen Vertrag über den Kauf von bis zu 82 Mehrzweckhubschraubern des Typs H145M unterzeichnet. Zu den 62 Festbestellungen kommen noch 20 Optionen. Damit wurde der Vertrag zum größten jemals erteilten Auftrag für die H145M und gleichermaßen zum umfangreichsten für das Waffenmanagementsystem HForce. Neben den Lieferungen umfassen die Vertragsleistungen außerdem sieben Jahre Support und Services, die einen optimalen Einstieg in Service und Support gewährleisten.
Der Leichte Kampfhubschrauber H145M ist in ähnlicher Form bereits in der Bundeswehr eingeführt: Das Hubschraubergeschwader 64 in Laupheim setzt nahezu baugleiche Muster des Typs H145M SOF (Special Operations Forces) ein. Auch für Rettungseinsätze wird der Hubschrauber bereits genutzt.
Leisester Hubschrauber seiner Klasse
Die H145M wird von zwei Turbomeca Arriel 2E-Triebwerken angetrieben und ist mit einer vollwertigen digitalen Triebwerkssteuerung (FADEC) ausgestattet. Darüber hinaus ist der Hubschrauber mit der digitalen Avionik-Suite Helionix ausgestattet, die neben einem innovativen Flugdatenmanagement auch einen leistungsstarken 4-Achsen-Autopiloten umfasst, der die Arbeitsbelastung der Piloten bei Missionen reduziert. Sein besonders geringer akustischer Fußabdruck macht den H145M zum leisesten Hubschrauber seiner Klasse.
Mit verschiedenen Anpassungen wie ballistischem Schutz, Selbstschutzanlagen oder auch einer leistungsfähigen Sensorik – ist der LKH multifunktional einsetzbar – unabhängig von Tageszeit und Gelände.
Breites Einsatzspektrum
Der H145M ist ein Mehrzweck-Militärhubschrauber, der ein breites Spektrum an Einsatzmöglichkeiten bietet. Innerhalb weniger Minuten kann der Hubschrauber von einer leichten Angriffsrolle mit axialballistischen und lenkbaren Waffen und einem hochmodernen Selbstschutzsystem zu einer Spezialeinsatzversion mit schneller Abseilausrüstung umgerüstet werden. Zu den umfassenden Missionspaketen gehören Hebe- und Außenfrachtfähigkeiten.
Der H145M ist die militärische Version des bewährten, leichten zweimotorigen Hubschraubers H145. Die weltweite Flotte der H145-Familie hat fast acht Millionen Flugstunden absolviert. Es wird von Streitkräften und Strafverfolgungsbehörden auf der ganzen Welt für die anspruchsvollsten Missionen eingesetzt. Die Bundeswehr betreibt bereits 24 Hubschrauber des Typs H145 für Einsätze der Spezialkräfte sowie Such- und Rettungseinsätze.
Die US-Armee setzt fast 500 Hubschrauber der H145-Familie unter dem Namen UH-72 Lakota ein, die mehr als 1,5 Millionen Flugstunden absolviert haben. Militärische Betreiber der H145-Familie sind Ungarn, Serbien, Luxemburg, Thailand, Ecuador und Honduras.
Standardisierte Ausbildung möglich
Die bestellte H145M ist bereits in der Standardausführung mit festen Vorkehrungen ausgestattet, darunter das von Airbus Helicopters entwickelte Waffenmanagementsystem HForce. Damit kann die Bundeswehr ihre Pilotinnen und Piloten auf dem gleichen Hubschraubertyp ausbilden, der auch für den Einsatz und den Kampf eingesetzt wird. Kostspielige Typentransfers entfallen und ein Höchstmaß an Professionalität wird erreicht.
Zu den Aufgaben des LKH werden künftig Ausbildung, Aufklärung, Operationen der Spezialeinheiten und leichte Angriffe gehören.
Der erste Hubschrauber ist für den Ausbildungseinsatz vorgesehen und soll noch in dieser Woche auf dem Bundeswehrstützpunkt Bückeburg in Dienst gestellt werden.
Stefan Bitterle