Nächster Schritt Deutschlands im CAVS-Projekt
Deutschland hat die Forschungs- und Entwicklungsvereinbarung für das multinationale Programm Common Armoured Vehicles System (CAVS) unterzeichnet. Das haben das finnische Verteidigungsministerium und der finnische CAVS-Hersteller Patria am 2. Mai gemeldet. Mit dem Beitritt Deutschlands 2023 wurde das Projekt Common Armoured Vehicles System (CAVS) zum Vier-Nationen Programm mit den Gründungsmitgliedern Finnland und Lettland sowie Schweden, das später beigetreten ist.
Durch den Beitritt erhalte Deutschland Zugang zu den Ergebnissen der Produktentwicklungspakete und könne sich an der Weiterentwicklung des Fahrzeugsystems beteiligen, schreibt das finnische Ministerium. Patria setze auf die industrielle Zusammenarbeit mit Deutschland, einschließlich der Herstellung von CAVS-Fahrzeugen in Deutschland in Kooperation mit deutschen Partnern.
„Das CAVS-Programm ermöglicht es den beteiligten Ländern, von der gemeinsamen Produktentwicklung, Beschaffung und dem Lebenszyklusmanagement zu profitieren. Das Programm ist ein gutes Beispiel für die von der EU geforderte verstärkte Zusammenarbeit innerhalb der europäischen Verteidigung und der Verteidigungsindustrie“, sagte Verteidigungsminister Antti Häkkänen.
Nach Angabe des finnischen Verteidigungsministeriums ist das Ziel des CAVS-Programms, das in Zusammenarbeit zwischen Finnland und Lettland im Jahr 2020 gestartet wurde, die Entwicklung eines gepanzerten 6×6-Fahrzeugsystems für die Bedürfnisse der teilnehmenden Länder. Die Auslieferung der Fahrzeuge an Finnland, Schweden und Lettland, die bereits insgesamt 700 gepanzerte Fahrzeuge bei Patria bestellt haben, sei im Gange. Mit dem jüngsten Auftrag habe Finnland einen schweren gepanzerten Mannschaftstransportwagen für das internationale Krisenmanagement bestellt.
Das CAVS-Programm stehe europäischen Ländern mit ähnlichem Ausrüstungsbedarf offen und solle die europäische Verteidigung und die Zusammenarbeit mit der NATO stärken, so das Ministerium weiter. Die Beteiligung Deutschlands und Schwedens an diesem Programm ermögliche die Zusammenarbeit zwischen den nordischen und baltischen Ländern, gemeinsame Übungen und Krisenmanagementeinsätze, vereinfache die Logistik und verbessere die Versorgungssicherheit.
„Wir schätzen die Stärke, die Deutschland in dieses Programm einbringen wird, sowohl als angesehene Verteidigungsnation als auch durch die große industrielle Vielseitigkeit. Patria und seine Partner sind bereit, die Bedürfnisse Deutschlands im Rahmen des Programms zu erfüllen“, sagte Hugo Vanbockryck, Leiter des Marktbereichs Europa bei Patria.
Langfristig plant Deutschland, seine bestehende Fuchs-Flotte durch gepanzerte 6×6-Fahrzeuge von Patria zu ersetzen. Eine endgültige Entscheidung ist noch nicht öffentlich bekanntgegeben worden. Patria hat begonnen, die Voraussetzungen für eine Produktion von CAVS-Fahrzeugen in Deutschland vorzubereiten. Für die CAVS-Produktion und die spätere Unterstützung im Betrieb hat Patria eine Industriegruppe gegründet und im Februar vorgestellt (ESuT berichtete). Zu der Gruppe gehören der FFG Flensburger Fahrzeugbaugesellschaft und der Defence Service Logistics (DSL), ein Unternehmen des KNDS Deutschland-Anteils Krauss-Maffei Wegmann, das Deutschland die Entwicklung, Produktion und Wartung von Varianten des gepanzerten Mannschaftstransportwagens 6×6 von Patria anbieten werden. In dem Firmenkonsortium will Patria als Hauptauftragnehmer federführend die Konzeption und Entwicklung des Systems verantworten. Die DSL soll in Freisen und die FFG soll in ihren Niederlassungen in Flensburg (FFG) und Kirchen (Jungenthal Wehrtechnik, JWT) für das lokale Engineering, die Produktion und den Life-Cycle-Support in Deutschland sorgen. Neben der nun beginnenden detaillierteren Vorbereitung der Lokalisierung der Produktion werde das Team auch andere deutsche Unternehmen in das Programm einbinden.
In Deutschland wird jetzt eine Entscheidung für die Nachfolge des Transportpanzers Fuchs erwartet. Dann können Vertragsverhandlungen beginnen und – vielleicht noch in diesem Jahr – die parlamentarische Billigung eingeholt werden.
Redaktion / gwh