Am 4. April 2024 begeht die NATO ihren 75. Geburtstag. Ein fröhliches Fest wird es wohl nicht. Denn die Zeiten sind schwer. Russlands Krieg gegen die Ukraine, Putins erklärte imperialistischen Ziele und seine fortgesetzten atomaren Drohungen haben die europäische Sicherheitsordnung zerstört. Putin will die Ukraine als unabhängigen Staat vernichten und in ein neues Großrussland integrieren, Kontrolle über halb Europa zurückgewinnen und die USA aus Europa hinausdrängen. Die NATO-Verbündeten müssen sich daher zwei großen parallelen Herausforderungen stellen: der massiven, dauerhaften militärischen, finanziellen und humanitären Unterstützung der Ukraine. Gleichzeitig muss die NATO mit Hochdruck ihre eigene Abschreckung und Verteidigungsfähigkeit gegen Russland signifikant verstärken. Denn Russland ist, so heißt es im neuen Strategischen Konzept der NATO, „the most significant and direct threat to Allies‘ security and to peace and stability in the Euro-Atlantic area”.
Zu allem Übel geht die russische Aggression mit einer innenpolitischen Lähmung der USA einher. Dort werfen die Präsidentschaftswahlen im November 2024 ihre Schatten voraus. Aus zynischen, wahltaktischen Gründen blockieren die Republikaner im Kongress weitere Hilfen für die Ukraine. Sollte Donald Trump die Wahl gewinnen, stünden der Einheit, Handlungsfähigkeit und Glaubwürdigkeit der Allianz schwere Zeiten bevor. Dann hätte er bereits durch seine bisherigen törichten Kommentare über die NATO und empörenden Äußerungen über Verbündete Zweifel an Amerikas Schutzzusage gesät und die Glaubwürdigkeit des Bündnisses beschädigt.
Diesem düsteren Bild steht der Beitritt Finnlands und Schwedens zur NATO als Glanzlicht gegenüber. Beide setzen einen spektakulären Kontrapunkt zu Putins imperialen Fantasien.
Neutralität und militärische Bündnisfreiheit hatten in beiden Staaten eine lange Tradition.
Jetzt hat sie Putin in die NATO getrieben. Die Allianz wird größer und stärker. Beide tragen mit modernen militärischen Fähigkeiten erheblich zur Abschreckung und Verteidigungsfähigkeit des Bündnisses bei. Die gesamte nordisch-baltische Region mit der Ostsee ist nun ein kohärenter Großraum praktisch unter NATO-Kontrolle. Finnlands und Schwedens Beitritt zur NATO ein weiterer Nachweis ihrer Anziehungskraft und Vertrauenswürdigkeit als des weltgrößten und stärksten politisch-militärischen Bündnisses.
Die NATO des Kalten Kriegs bestand aus 16 Nationen, heute sind es 32.
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