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Die schwedische Beschaffungsbehörde FMV hat mit dem finnischen Rüstungshersteller Patria einen Vertrag über die Lieferung von 321 Transportpanzern Patria 6×6 mit zugehörigen Waffenstationen abgeschlossen. Das haben die FMV und Patria in Pressemeldungen mitgeteilt. Der Vertrag hat Patria zufolge einen Auftragswert von 470 Millionen Euro und sei einer der größten, die das mehrheitlich im Besitz des finnischen Staates befindliche Unternehmen Patria jemals in Schweden abgeschlossen hat. Die Auslieferung soll nach Angabe von FMV im ersten Quartal 2024 beginnen und bis 2030 andauern.

Die ersten 20 Patria 6×6-Fahrzeuge hatte Schweden am 17. April 2023 bestellt. Die Auslieferung erfolgte planmäßig und die Fahrzeuge wurden am 26. Oktober offiziell an die Truppe übergeben (ESuT berichtete).

Die neuen Fahrzeuge werden unter dem Namen Pansarterrängbil 300 in die Truppe eingeführt. Mit den Fahrzeugen soll u.a. das Livgardet-Regiment in Kungsängen (ca. 30 km nordwestlich von Stockholm) sowie weitere Einheiten ausgestattet werden.

Nach der Beschreibung von Patria handelt es sich bei dem zur Auslieferung anstehenden 6×6-Fahrzeug um das Truppentransportmodell, das modernste Fahrzeugtechnik wie beispielsweise einen hochmodernen Schutz für bis zu 12 Besatzungsmitglieder bietet. Das Fahrzeug ist modular aufgebaut und kann für eine Vielzahl von Einsatzzwecken konfiguriert werden. Die FMV nennt als weitere Varianten die Konfiguration als Führungsfahrzeug bzw. als Sanitätsfahrzeug.

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Schweden hat 321 Transportpanzer Patria 6×6 bestellt und erhöht damit die Bestellmenge für dieses Fahrzeug auf 635 Stück. (Foto: FMV)

„Schweden ist für uns ein immer wichtiger werdender Markt, und wir freuen uns, die schwedischen Streitkräfte in einer Zeit unterstützen zu können, in der sie stark expandieren. Wir sind zuversichtlich, dass wir die Lieferungen wie in der Vergangenheit zügig abwickeln können. Das Fahrzeug Pansarterrängbil 300 ist ein hervorragendes Beispiel für die finnisch-schwedische Zusammenarbeit, da das Fahrzeug von Anfang an für die nordischen Bedingungen konzipiert wurde und schwedische Zulieferer einen wesentlichen Beitrag leisten, z. B. beim Motor und beim Stahl der Panzerung“, so Mats Warstedt, Senior Vice President des Marktgebiets Nordics bei Patria.

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Im Rahmen des Common Armoured Vehicle System (CAVS) haben zunächst Finnland und Lettland das 6×6 Fahrzeug von Patria nach den Anforderungen der Truppe weiterentwickelt. Der Beschaffungsinitiative sind später Schweden und Deutschland beigetreten.

Lettland hat als Erstkunde im September 2021 200 Patria 6×6 zur Lieferung im Zeitraum 2021 bis 2029 bestellt. Die Fahrzeuge wurden bereits bei einer NATO-Übung eingesetzt. An der Produktion ist die lettische Industrie beteiligt. Nach dem Erhalt von drei Vorserienfahrzeugen im Jahr 2022 hat Finnland Mitte 2023 91 CAVS-Fahrzeuge bestellt und eine Option über weitere 70 Fahrzeuge vereinbart. Die Auslieferung hat begonnen. Bisher sind insgesamt 635 Patria 6×6 in drei Varianten bestellt.

Land Bestellung Option
Lettland 200
Schweden 20 + 321
Finnland 3 + 91 70
Deutschland
Gesamt 635 70

Deutschland als viertes CAVS-Mitglied hat noch keine Bestellung aufgegeben. Nach einer Reifegradanalyse und einer vergleichenden Bewertung von Konkurrenten um den Ersatz des Transportpanzers Fuchs wird eine Auswahlentscheidung in den nächsten Monaten erwartet. Der Bedarf in Deutschland liegt in der Größenordnung von 1.000 Fahrzeugen. Im Vorfeld der Entscheidung hat sich bereits eine Industriegruppe mit der der FFG Flensburger Fahrzeugbaugesellschaft und der DSL Defence Service Logistics, einem Unternehmen des deutschen KNDS-Anteils Krauss-Maffei Wegmann, unter Führung von Patria zusammengeschlossen, um Deutschland die Entwicklung, Produktion und Wartung von Varianten des gepanzerten Mannschaftstransportwagens 6×6 von Patria anzubieten (ESuT berichtete).

Deutschland würde der weitaus größte Betreiber des geschützten Patria 6×6 werden.

Gerhard Heiming