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Aus dem Rahmenvertrag vom Juni 2023 mit Patria zur Beschaffung von Patria 6×6-Transportfahrzeugen (ESUT berichtete) haben die finnischen Streitkräfte die vereinbarte Option teilweise eingelöst und eine Tranche von weiteren 40 Fahrzeugen mit einem Beschaffungsvolumen von 44 Millionen Euro bestellt. Das haben die finnischen Streitkräfte und der Fahrzeughersteller Patria mitgeteilt. In dem Rahmenvertrag war die Lieferung von 91 Transportpanzern zum Preis von 208 Millionen Euro fest bestellt und eine Option über weitere 70 Stück vereinbart worden.

Nach Angabe des Logistikkommandos der Streitkräfte sind die ersten Dutzend Fahrzeuge unter der Bezeichnung XA-300 bereits an die Truppe übergeben. In der Pori-Brigade, der Bereitschaftsbrigade mit Infanterie- und Artillerie- und Unterstützungsbataillonen im Südwesten Finnlands, werden seit Anfang des Jahres Wehrpflichtige im Umgang mit den Fahrzeugen geschult. Damit werde die Radmobilität der Bodentruppen bis 2060 entwickelt.

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Die ersten Patria 6×6 XA-300 werden seit Jahresbeginn in Finnland zur Ausbildung genutzt. (Foto: Finish Defence Forces)

„Der Kauf ist Teil des multinationalen CAVS-Programms (Common Armoured Vehicle System), das neben Finnland auch Lettland, Schweden und Deutschland umfasst. Im Laufe des Jahres 2023 begannen auch die Lieferungen an Schweden, und die Lieferungen an Lettland laufen bereits seit 2021“, sagt Jussi Järvinen, Executive Vice President der finnischen Abteilung von Patria. Dank der engen und ausgezeichneten Zusammenarbeit zwischen den Ländern und Patria sei das Programm schnell vorangekommen, so Järvinen weiter. Die Forschungs- und Entwicklungsvereinbarung für das gemeinsame Programm sei Ende 2020 unterzeichnet worden. Seither haben die Auslieferungen in drei Ländern innerhalb von drei Jahren stattgefunden.

Der Patria 6×6 bietet dem Hersteller zufolge eine in seiner Klasse bisher unerreichte Mobilität und einen hohen Bedienkomfort. Die Bedienelemente seien sehr übersichtlich und einfach zu bedienen. Die Einzelradaufhängung erhöhe den Fahrkomfort. Das Fahren mit dem Patria 6×6 ähnele dem eines Automatikwagens und macht das Erlernen der Bedienung leicht.

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Neben Finnland nutzen Schweden und Lettland seit 2023 bzw. 2021 den Transportpanzer. In diesen drei Ländern wird der Bedarf mit 4 Fahrzeugen angegeben. Deutschland ist im April 2023 mit Unterzeichnung des Technical Arrangement CAVS-Mitglied geworden (Soldat&Technik berichtete). Zweck des deutschen Programmbeitritts ist offenbar eine Prüfung, inwieweit die in die Jahre gekommene Flotte des Bundeswehr-Transportpanzers TPz 1 Fuchs durch ein marktverfügbares Fahrzeug ersetzt werden könnte. Derzeit sind in der Bundeswehr noch rund 900 Transportpanzer Fuchs in etwa 30 unterschiedlichen Varianten in Nutzung. Neben dem Patria 6×6 werden u.a. eine modernisierte Version des TPz Fuchs von Rheinmetall, der Pandur Evolution und der Eagle V 6×6 von General Dynamics European Land Systems als Kandidaten für die Fuchs-Nachfolge gehandelt.

Nach einer Reifegradanalyse der konkurrierenden Fahrzeuge soll demnächst entschieden werden, ob der Patria 6×6 oder ein anderes Fahrzeug für den Ersatz des Transportpanzers 1 Fuchs ausgewählt wird.

Der Patria 6×6 XA-300 ist ein Fahrzeug der 22-Tonnen-Klasse mit einer Nutzlast von 2,5 Tonnen, das von einem Scania-Diesel mit 394 kW über einen ZF Ecolife 7 AP Getriebeautomaten angetrieben wird. Neben Fahrer und Kommandant können je nach Missionsausstattung bis zu zehn ausgerüstete Soldaten im geschützten Innenraum transportiert werden. Das schwimmfähige Fahrzeug ist mit Kamerasystemen für die Fahrzeugführung und Aufklärung ausgerüstet und verfügt über eine hydraulische zehn-Tonnen-Winde mit Zugrichtung vorn und hinten für die Selbstbergung. Als Bewaffnung kann auf dem Dach eine Waffenstation mit schwerem Maschinengewehr oder 40mm-Granatmaschinenwerfer integriert werden.

Gerhard Heiming