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Im April 2019 ist in Leipzig der erste ferngesteuerte Tower für die Kontrolle des Flugverkehres offiziell an die Deutsche Flugsicherung (DFS) übergeben worden. Von dem Remote Control Tower Center (RTC) wird der Flugbetrieb auf dem internationalen Flughafen Saarbrücken geleitet.

Das RTC wurde von Frequentis mit Sensoren von Rheinmetall realisiert. Die Sensoren erfassen die Bewegungen der Flugzeuge in der Luft und am Boden sowohl im elektronischen als auch im optischen Spektrum. Über robuste Datenleitungen werden die Daten in das RTC übertragen, wo Fluglosten den Verkehr lenken. Für die Fluglotsen ist dies ein Paradigmenwechsel, denn der direkte Blick auf die Start- und Landebahn wird durch Kamerabilder ersetzt, die weit entfernt vom Airport in einem Kontrollraum auf einer Monitorwand zu sehen sind. Die Lotsen sehen ein permanentes, hochaufgelöstes 360 Grad Panorama-Bild des Flughafens. Mit den schwenk- und neigbaren Video- und Infrarotkameras, die in Saarbrücken installiert sind, kann der Fluglotse Details bei Bedarf per Zoom näher inspizieren. Bei schlechten Sichtbedingungen zeigen die Hochleistungssensoren aus dem militärischen Bereich ihr ganzes Leistungsvermögen.

Mit den schwenk- und neigbaren Video- und Infrarotkameras, die in Saarbrücken installiert sind, kann der Fluglotse Details bei Bedarf per Zoom näher inspizieren. (Foto: Frequentis)

Das RTC-System unterstützt die Lotsen darüber hinaus bei ihrer Arbeit, indem es Bewegungen automatisch erkennt und Flugzeuge in der Luft wie am Boden auf den Monitoren hervorhebt. Startende und landende Flugzeuge lassen sich mit den beweglichen Kameras automatisch verfolgen („tracken“). Aus Sicherheitsgründen sind alle optischen Funktionen redundant ausgelegt.

Die Sensoren sind in einem beheizbaren Gehäuse untergebracht und verfügen über eine automatische Reinigungsfunktion. Für Notfälle ist in den Kamerakopf auch eine Lichtkanone („Light Gun“) installiert: Wenn der Funkkontakt abreißt, können dem Piloten mit präzise auf das Flugzeug gerichtetem Lichtstrahl Signale gegeben werden.

Neben der erhöhten Betriebssicherheit für den entfernten Flughafen ergibt sich für die DFS ein Kostenvorteil, der mit rund zehn bis 20 Prozent beziffert wird.

Der Probebetrieb für den Flughafen Saarbrücken wurde bereits im Dezember 2018 aufgenommen. Seitdem sind mehr als 2.500 Flüge reibungslos abgewickelt worden. Im nächsten Jahr soll der Regionalflughafen Erfurt und ein Jahr später der Flughafen Dresden per RTC kontrolliert werden. Auf der Liste stehen auch die Flughäfen Münster, Bremen und Friedrichshafen.

Gerhard Heiming