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In der Munitionsfabrik im ungarischen Várpalota werden die Kapazitäten von Mittelkalibermunition auf Großkalibermunition erweitert. Der Aufbau der Munitionsfabrik für das Gemeinschaftsunternehmen Rheinmetall Hungary Munitions Zrt, der derzeit unter Verantwortung der ungarische N7 Holding erfolgt, laufe wie geplant, schreibt Rheinmetall in einer Mitteilung. Jetzt sei die zweite Phase für Großkalibermunition gestartet worden.

Rheinmetall sieht das Projekt als strategische Investition, um der bereits vor dem Beginn des russischen Krieges gegen die Ukraine absehbaren Unterversorgung mit Munition vor dem Hintergrund der erwarteten Nachfrage in Europa und der NATO entgegenzutreten.

Im Dezember 2022 erfolgte Rheinmetall zufolge in Várpalota die Grundsteinlegung für die ersten Teile des neuen Rheinmetall-Werks, in dem das Joint Venture Rheinmetall Hungary Munitions Zrt. künftig Munition für verschiedene Systeme herstellt. In der ersten Ausbaustufe sei das Werk zur Produktion von 30mm-Mittelkalibermunition befähigt, die künftig auch von den im ungarischen Zalaegerszeg durch Rheinmetall hergestellten Schützenpanzern Lynx verwendet werde. Der Betrieb soll im Jahr 2024 aufgenommen werden.

Mit der jetzt beginnenden Ausweitung „Várpalota 2.0“ wird das Werk nach Angabe von Rheinmetall von etwa 20 auf ca. 120 Hektar vergrößert und die Mitarbeiterzahl erhöht sich auf bis zu 200 Angestellte. Zudem werde die Produktpalette um zusätzliche Munitionstypen erweitert, vor allem 155mm Artilleriemunition für die Panzerhaubitze 2000 und 120mm-Munition für die Kampfpanzer Leopard 2 und perspektivisch den Panther KF51 EVO. Der Produktionsbeginn soll Anfang 2026 erreicht werden. Zudem plane Rheinmetall auch Entwicklungs- und Abnahmeaktivitäten in Várpalota.

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In dieser Fabrik in Várpalota (Ungarn) soll Mittel- und Großkalibermunition für Ungarn und weitere Länder produziert werden. (Foto: Rheinmetall)

Teil dieser strategischen Kapazitätserweiterung für die Herstellung von Munition in Ungarn ist auch ein zusätzliches Werk zur Herstellung von Sprengstoff (RDX), das parallel auf dem gleichen Gelände und auch in einem Gemeinschaftsunternehmen von Reinmetall und N7 entsteht (ESuT berichtete). Damit wird in Ungarn auch ein großer Beitrag für die Versorgungssicherheit dieses elementaren Grundstoffs für die Munitionsfertigung im europäischen Raum geleistet.

Ein Teil der Produktion in Várpalota sei für den Bedarf der ungarischen Streitkräfte bestimmt, schreibt Rheinmetall. Darüber hinaus soll auch der internationale Markt beliefert werden.

Neben dem neu errichteten Werk der Rheinmetall Hungary Munitions Zrt produziert Rheinmetall bereits heute schon Munition in Deutschland, Spanien, Schweiz, Österreich, Italien, Südafrika, Australien und in den USA. Beim Capital Markets Day im November 2023 hatte Rheinmetall-CEO Armin Papperger die Kapazität des Unternehmens für 155mm Munition auf 350.000 Schuss (full shots) beziffert und einen Zuwachs auf 700.000 Schuss bis 2025 angekündigt. Damit kann – auch unter Einbeziehung der Kapazitäten anderer Unternehmen in Europa und Amerika der Bedarf – der aktuell durch den hohen Verbrauch durch die Ukraine stark angestiegen ist – nicht gedeckt werden. Allein der Verbrauch in der Ukraine wird auf mindestens rund 5.000 Schuss 155mm Munition pro Tag geschätzt. Das ergibt einen Jahresbedarf in der Größenordnung von zwei Millionen Schuss. Daneben steht der Bedarf der Nationen zum Wiederauffüllen der eigenen Munitionsvorräte.

Redaktion / gwh