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Der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages hat am 29. November die Finanzmittel aus dem Sondervermögen Bundeswehr die Finanzmittel bereitgestellt, mit denen 15 Eurofighter zu Eurofighter EK umgerüstet werden können. Mit der Befähigung für den elektronischen Kampf kann der Eurofighter EK die Nachfolge der Tornado ECR (Electronic Combat/Reconnaissance) in der Rolle SEAD (Suppression of Enemy Air Defence, Unterdrückung gegnerischer Luftverteidigung) ablösen. Die notwendige Zertifizierung durch die NATO soll bis 2030 erfolgen. Das Finanzvolumen wird auf 384 Millionen Euro geschätzt.

„Elektronischer Kampf und Aufklärung sind eine wichtige NATO-Forderung. Wie wichtig die beiden Fähigkeiten sind, zeigen aktuelle Konflikte und die aktuelle Sicherheitslage“, sagt Airbus Defence and Space CEO Michael Schöllhorn. „Insofern ist die Entscheidung der Bundesregierung, eine so wichtige Fähigkeit wie die elektronische Kampfführung in das Eurofighter-Fähigkeitsportfolio aufzunehmen, eine wichtige Maßnahme. EK wird das bereits breite Einsatzspektrum des Eurofighter um diese wichtige Fähigkeit erweitern und gleichzeitig die europäische Souveränität und Autonomie stärken.“

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15 Eurofighter sollen für die Ablösung der Tornado ECR umgerüstet werden. (Foto: Airbus)

Wesentliche Merkmale des Eurofighter EK sind nach Angabe von Airbus das Senderortungssystem von Saab (ESuT berichtete) und der Anti Radiation Guided Missile (AARGM) von Northrop Grumman, die das Flugzeug in die Lage versetzen, Flugabwehrradare zu erkennen, zu lokalisieren und auszuschalten. Die Saab-Lösung verfüge außerdem über Störsender, die den Selbstschutz des Eurofighter verbessern. Ergänzend werden zahlreiche Technologien installiert, die von kleinen und mittleren Unternehmen sowie einem Start-Up entwickelt wurden. Dazu zähle etwa die KI-Lösung von Helsing, die es ermögliche, erfasste Radardaten on-board zu analysieren und schnell präzise Selbstschutzmaßnahmen zu ermitteln.

AARGM-Flugkörper sind bereits bei der Bundeswehr als Bewaffnung für den Tornado eingeführt. Die Umrüstung auf die neueste Version soll bis 2025 abgeschlossen sein (ESuT berichtete). Die etwa 350 kg schweren Raketen sind rund 4,1 Meter lang und werden von einem Feststoff-Raketenmotor auf über 2.200 km/h (ca. Mach 1,84) beschleunigt. Sie tragen einen Spreng-/Splitter-Gefechtskopf mit mehr als 60 kg Explosivmasse. Die neue Version erhielt eine modernisierte Softwareversion sowie einen zusätzlichen aktiven Millimeterwellen-Sucher, mit denen feindliche Radaranlagen effizienter erkannt und bekämpft werden können.

Für Vermarktung und Produktion des modernen Antiradar-Lenkflugkörpers in Deutschland hat Diehl Defence mit dem US-Unternehmen Orbital ATK (heute eine Geschäftseinheit von Northrop Grumman) eine exklusive Kooperationsvereinbarung geschlossen. Danach wird Diehl wesentliche Arbeitsanteile in Deutschland hinsichtlich Fertigung und Serviceleistungen im Einsatz übernehmen.

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Senderortungssystem mit KI-Funktionen, Anti-Radar-Raketen sowie ein 360°-Selbstschutzsystem sind die bedeutendsten Kennzeichen des Eurofighter EK (Foto: Airbus)

Aktuell arbeitet Airbus nach eigenen Angaben mit dem Beschaffungsamt BAAINBw, der Luftwaffe und dem Luftfahrtamt der Bundeswehr an einem detaillierten Zeitplan für die Implementierung der gewählten EK-Lösungen in 15 Eurofighter.

Der entsprechende Vertrag zwischen der Eurofighter GmbH als Generalunternehmer und der NETMA (NATO Eurofighter and Tornado Management Agency) soll Airbus zufolge noch vor Jahresende unterzeichnet werden. Die aktuelle Haushaltssperre gilt nicht für das Sondervermögen, wie das BMVg am 23. November klargestellt hatte (ESuT berichtete).

Gerhard Heiming