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Die weltweit höchste Steigerungsrate von 13 Prozent bei den Militärausgaben hat im vergangenen Jahr Europa vor dem Hintergrund des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine erreicht, so das Stockholmer Friedensforschungsinstitut SIPRI in seinem jüngsten Forschungsbericht, der am 24. April vorgestellt worden ist. Auch die zunehmenden Spannungen um Taiwan und Nordkorea sorgen für hohe Werte.

So stiegen die Militärausgaben weltweit im achten Jahr in Folge, zuletzt um 3,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf bisher unerreichte 2,24 Billionen US-Dollar in 2022. Ganze 56 Prozent davon entfielen auf die Vereinigten Staaten, die Volksrepublik China und die Russische Föderation.

Die Verteidigungsetats der west- und mitteleuropäischen Staaten betrugen im vergangenen Jahr 345 Milliarden US-Dollar. Diese übertrafen inflationsbereinigt erstmalig die Werte von 1989. Auf Platz eins der West- und Mitteleuropäer steht Großbritannien mit Militärausgaben in Höhe von 68,5 Milliarden US-Dollar. Zum Vergleich: Deutschland folgt mit 55,8 Milliarden US-Dollar auf Platz zwei und Frankreich mit 53,6 Milliarden US-Dollar auf Platz drei.

„Die Invasion der Ukraine“, so der SIPRI-Forscher Diego Lopes da Silva, „hatte direkte Auswirkungen auf die militärischen Ausgabenentscheidungen in Mittel- und Westeuropa. (…) Wir können begründet annehmen, dass die Militärausgaben in Mittel- und Westeuropa in den vor uns liegenden Jahren weiter ansteigen werden.“

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Laut SIPRI hat Finnland seine Verteidigungsausgaben 2020 um 36 Prozent im Vergleich zum Vorjahr erhöht. Hier eine Boeing F/A-18C „Hornet“ der finnischen Luftwaffe. (Foto: Gerd Portugall)

Kriegsparteien

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SIPRI schätzt, dass die russischen Militärausgaben 2022 um 9,2 Prozent auf ca. 86,4 Milliarden US-Dollar angestiegen sind. Das entspricht ca. 4,1 Prozent des russischen Bruttoinlandsprodukts (BIP). Damit steht das eurasische Land auf Platz drei der weltweiten Militärausgaben. Die SIPRI-Forscherin Lucie Béraud-Sudreau vermutet, dass die Staatsführung in Moskau mit deutlich geringeren Kosten für ihren Angriffskrieg gerechnet habe.

Demgegenüber erreichten die Militärausgaben der Ukraine 44,0 Milliarden US-Dollar im vergangenen Jahr. Das entspricht einem BIP-Anteil von ca. 34 Prozent und im Vergleich zum Vorjahr einer Steigerungsrate von 640 Prozent. Das ist der höchste Wert, den SIPRI – das seit 1966 existiert – je in einem Jahr gemessen hat. Aus Washington erhielt die Regierung in Kiew 2022 Militärhilfe in Höhe von 19,9 Milliarden US-Dollar. Das entspricht dem höchsten Einzelwert, den ein Land je seit dem Ende des Kalten Krieges einem anderen Land zukommen ließ.

Rangfolge

Mit 877 Milliarden US-Dollar in 2022 sind die Vereinigten Staaten wieder das Land mit den mit Abstand höchsten Verteidigungsausgaben in der Welt. Auf Platz zwei folgt die Volksrepublik China mit geschätztem Militäretat von 292 Milliarden US-Dollar. Indien folgt nach Russland mit 81,4 Milliarden US-Dollar auf Platz vier. Auf Platz fünf landet Saudi-Arabien mit 75,0 Milliarden US-Dollar.

Gerd Portugall