Die Einfuhr von Hauptwaffensystemen der europäischen Staaten hat im Zeitraum 2018 bis 2022 im Vergleich zum vorherigen Fünfjahres-Zeitraum um 47 Prozent zugenommen, die der europäischen NATO-Mitglieder sogar um 65 Prozent. Diese Zahlen hat das schwedische Friedensforschungsinstitut SIPRI am 13. März bei der alljährlichen Vorstellung der „Trends bei den internationalen Waffengeschäften“ genannt.
Die europäischen Wachstumszahlen zeigen, dass der eigentliche Beginn des Ukrainekrieges im Jahr 2014 nicht ohne Auswirkungen auf die Beschaffungsziele der europäischen NATO-Armeen geblieben ist. Als europäischer Nicht-Bündnispartner gilt dies am meisten natürlich für die Ukraine selbst: Im Zeitraum 2018 bis 2022 lag sie auf Platz 14 der weltweiten Rüstungsimporteure; im Kriegsjahr 2022 nahm die Ukraine dabei wenig überraschend sogar Platz drei ein.
Bei den Waffenausfuhren zeigt sich jedoch in Europa ein uneinheitliches Bild: Während zum Beispiel Frankreich zwischen 2018 und 2022 im Vergleich zum vorherigen Fünfjahres-Zeitraum beeindruckende 44 Prozent mehr an Rüstungsexporten realisiert hat, sind die Ausfuhren Deutschlands im gleichen Zeitraum um 35 Prozent zurückgegangen. Trotzdem steht die Bundesrepublik mit einem Anteil von 4,2 Prozent an den weltweiten Waffenverkäufen noch auf Platz fünf.
Unangefochten auf Platz eins stehen wieder die Vereinigten Staaten mit einem Anteil von diesmal 40 Prozent an den globalen Rüstungsexporten. Damit haben sie im Vergleich zum Zeitraum 2013 bis 2017 um 14 Prozent zugelegt. Auf Platz zwei, aber mit deutlichem Abstand zu den USA rangiert Russland mit einem Anteil von 16 Prozent. Der russische Anteil ist so gering ausgefallen, da er im Vergleich zu 2013 bis 2017 mit einem damaligen Anteil von 22 Prozent jetzt um 31 Prozent zurückgegangen ist. Dies liegt teilweise am westlichen Druck auf bisherige Abnehmerstaaten und teilweise an deren Ausbau jeweils eigener Produktionskapazitäten. Es folgen Frankreich mit elf und die Volksrepublik China mit 5,2 Prozent. Die fünf ersten Waffenausfuhrländer besitzen damit einen imposanten Marktanteil von 76,4 Prozent.
Bei den weltweiten Rüstungsimporten im Zeitraum von 2018 bis 2022 steht Indien mit einem Anteil von elf Prozent auf Platz eins, wobei dessen größter Waffenlieferant mit Abstand nach wie vor Russland ist. Es folgen Saudi-Arabien mit 9,6 Prozent und Katar mit 6,4 Prozent. Australien befindet sich mit 4,7 Prozent auf Platz vier, dicht gefolgt von der Volksrepublik China mit einem Anteil von 4,6 Prozent. Die fünf größten Waffeneinfuhrländer haben somit einen Marktanteil von 36,3 Prozent, das heißt die Marktsegmentierung ist bei den Rüstungsimporten deutlich heterogener als bei den -exporten.
Gerd Portugall