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Bereits im Dezember 2022 hat Österreich Verträge zur Modernisierung der Kampfpanzer Leopard 2A4 und Schützenpanzer Ulan, den Trägern des Gefechts der mechanisierten Brigade, abgeschlossen, wie die österreichische Verteidigungsministerin Klaudia Tanner am 23. Februar auf einer Pressekonferenz in der Kaserne Großmittel bei Wiener Neustadt bekanntgegeben hat. Auftragnehmer sind Krauss-Maffei Wegmann (KMW) für die Modernisierung der Kampfpanzer Leopard 2A4 und General Dynamics European Landsystems Steyr (GDELS-Steyr) für die Modernisierung der Schützenpanzer Ulan.

Insgesamt 560 Millionen Euro stehen bereit für das Programm, mit dem die Nutzungsdauer der leistungsgesteigerten Kampffahrzeuge bis weit ins nächste Jahrzehnt verlängert werden soll. Die Maßnahmen sollen bis 2029 abgeschlossen sein, entsprechend dem Aufbauplan Bundesheer 2032. Das sei die größte Investition der Streitkräfte nach der Beschaffung der 36 Hubschrauber AW169 im vergangenen Jahr für 873 Millionen Euro, so Tanner.

Bis 2000 hatte das Bundesheer 114 gebrauchte, über 15 Jahre alte Kampfpanzer Leopard 2A4 von den Niederlanden gekauft, von denen heute noch 58 aktiv sind und zum Teil im Panzerbataillon 14 in Wels genutzt werden. Diese sollen ab September 2023 bei KMW nachgerüstet werden, erläuterte Bataillonskommandant Oberst Jörg Loidolt. Die Durchlaufzeit betrage 30 Monate. Daher erwarte man den ersten umgerüsteten Kampfpanzer ab 2026 und den letzten bis 2028.

Das Innenleben des Turms soll auf das Niveau A7 angehoben werden. Neue Sichtsysteme für Kommandant, Richtschütze und Kraftfahrer mit digitalen Bedien- und Anzeigeelementen verbessern das Situationsbewusstsein, Aufklärungs- und Nachtsichtfähigkeiten sowie die Feuerleitung. Grundlage dafür ist die erneuerte elektronische Architektur, in der die Daten via CAN-Bus verteilt werden. Um die Richtgüte der Waffenanlage zu verbessern und zum Schutz der Besatzung werden die Richtantriebe auf Elektromotoren umgestellt.

Maßnahmen zur Verbesserung des Schutzes und der Feuerkraft wurden nicht angesprochen. In einer Veröffentlichung von Loidolt vor zwei Jahren wurde eine Anpassung der Bordkanone nicht für notwendig gehalten. Demnach bliebe es also beim 120mm/L44 Glattrohr. In der gleichen Quelle wird festgestellt, dass Fahrgestell, Wanne und Turm keiner Erneuerung bedürfen. Damit bliebe der Schutz auf dem Niveau der 1980er Jahre. In der Presse wird das Bundesministerium für Landesverteidigung (BMLV) zitiert, Verhandlungen über die Kampfwertsteigerung von Kanone und Panzerung seien derzeit im Gange. Der abgeschlossene Vertrag müsste dann angepasst werden.

Ergänzend zur Verbesserung des Kampffahrzeugs werden Simulationsmittel beschafft zur Ausbildung der Besatzungen auf ihren jeweiligen Plätzen und die Zugausbildung. Zudem werden Ausrüstung – einschließlich Bekleidung – und Zubehör sowie die Unterstützungsfahrzeuge überarbeitet und angepasst.

Die 112 Schützenpanzer Ulan sind seit 2001 beim Bundesheer im Einsatz. Dieses österreichische Produkt, wie Tanner ausdrücklich betonte, erhält ebenfalls neue Beobachtungsgeräte und einen erneuerten elektrischen Turmantrieb. Überarbeitungen sind vorgesehen für die elektrische Anlage und das Laufwerk. Die Übergabe der ersten Fahrzeuge an GDELS-Steyr würden zurzeit vorbereitet, berichtete Tanner.

Nach der kräftigen Erhöhung des Verteidigungsbudgets, mit der in den nächsten vier Jahren 16 Milliarden Euro zur Verfügung stehen werden, hat das Bundesheer einen zehnjährigen Aufbauplan gestartet. „Diese Investition ist nicht nur eine dringend notwendige Verstärkung der mechanisierten Truppe, um die Verteidigungsbereitschaft Österreichs zu erhalten, sondern sie ist auch ein starkes Signal an Europa im Rahmen der gemeinsamen Sicherheits- und Verteidigungspolitik“, bewertete Tanner das Rüstungsvorhaben.

Gerhard Heiming