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Der schwedische Rüstungskonzern Saab hat nach eigenen Angaben sein neues MSHORAD-System am 30. August auf dem Schießplatz Karlskoga bei einer Live-Demonstration erfolgreich getestet. MSHORAD steht für Mobile Short-Range Air Defence. Während des Tests wurden fünf verschiedene Übungsziele in der Luft erfolgreich bekämpft, die UAVs, Hubschrauber und CAS-Flugzeuge (Close Air Support) darstellen sollten. Außerdem erfolgte ein Nachteinsatz gegen ein Schleppziel.

Für die Demonstration wurde das MSHORAD in einer Konfiguration mit zwei Fahrzeugen eingesetzt, bestehend aus einer mobilen Radareinheit (MRU), die mit einem GIRAFFE 1X-Suchradar sowie Kommando- und Kontrollsystemen (C2) ausgestattet war und einer mobilen Abschusseinheit (MFU) mit einem ferngesteuerten Werfer mit drei einsatzbereiten Flugkörpern, die auf dem System RBS 70 NG  basieren. Saab erklärte, dass das MSHORAD je nach Kundenwunsch auch in einer Drei-Fahrzeug-Konfiguration angeboten werden könne, bei der die C2-Funktionen vom Radarfahrzeug entkoppelt seien, was die Gefährdung der Kommandobesatzung durch Anti-Radar-Raketen  verringert.

Das von der MRU eingesetzte GIRAFFE 1X-Radar ist ein AESA-Radar (Active Electronically Scanned Array), das im X-Band arbeitet und einen Erfassungsbereich von bis zu 70° in Elevation und 360° im Azimut abdecken kann. Es ist in der Lage, 600 Ziele gleichzeitig in einer Reichweite von 75 km zu erfassen, bei einer Aktualisierungsrate von einer Sekunde. Mit einer einzigen MRU können 4 bis 12 MFUs gleichzeitig koordiniert werden, wodurch nach Angaben eines Unternehmensvertreters bei Bedarf auch mehr Ziele verfolgt werden können. Darüber hinaus ermöglichen die Netzwerkfähigkeiten der MRU die Kombination des Luftbildes mehrerer MRUs, um ein größeres gemeinsames Lagebild zu erzeugen.

MSHORAD-Einzelheiten

In der Konfiguration mit zwei Fahrzeugen sollen die MRU und die MFU jeweils mit einer dreiköpfigen Besatzung betrieben werden, die aus einem Fahrer, einem Radarbediener und einem Batteriekommandanten für die MFU und einem Fahrer, einem Raketenbediener und einem Fahrzeugkommandanten für die MFU besteht. Die Drei-Fahrzeug-Konfiguration würde vermutlich bedeuten, dass der Batteriekommandant der MRU in ein spezielles C2-Fahrzeug verlegt wird, zusammen mit einem Fahrer. Saab gibt an, dass auf Kundenwunsch zusätzliche Sensoren, wie z. B. passive Sensoren, in das System integriert werden können.

Für die Demonstration wurden beide Fahrzeuge auf der vom tschechischen Hersteller SVOS entwickelten 4×4-Plattform MARS S-330 gezeigt. SAAB wies jedoch darauf hin, dass sowohl die MRU als auch die MFU plattformunabhängig sind und auf nahezu jedes Fahrzeug montiert werden können, dass das erforderliche Gewicht von 500 kg für den Raketenwerfer aushält.

SAAB bietet auch eine vorgefertigte Version des Radargeräts an, die so genannte Compact Radar Unit (CRU), die nach Angaben des Unternehmen auf nahezu jedes Pritschenfahrzeug montiert werden kann, das die Anforderungen von 400 kg Gewicht und 2,5 kW Leistung erfüllt. Die CRU ist mit einer Batterie ausgestattet, die eine bis zu achtstündige „leise“ Überwachung ermöglicht, so dass die Besatzung das Radargerät betreiben kann, ohne dass der Motor des Fahrzeugs laufen muss.

Die MFU kann mit drei Flugkörpern vom Typ RBS 70 Mk2 oder des BOLIDE-Laserflugkörpers bewaffnet werden. Letzterer ermöglicht die Bekämpfung von Luft- oder geschützten Landfahrzeugzielen in einer Entfernung von bis zu neun Kilometern und einer Höhe von bis zu fünf Kilometern. Die unbemannte Waffenstation des Fahrzeugs ist mit einem Wärmebildgerät ausgestattet, das es dem Fahrzeug ermöglicht, bei Bedarf unabhängig von der MRU zu suchen und zu bekämpfen, beispielsweise in elektromagnetisch belasteten Umgebungen.

Nach Angaben von Saab sind die Zieloptik und die Raketen der mobilen Variante die gleichen wie beim RBS 70 NG MANPADS. Nach Angaben des Unternehmens können die Raketen und die Zieloptik vom Fahrzeug abmontiert und auf einem von der MFU getragenen Stativ montiert werden, um bei Bedarf eine MANPADS-Konfiguration des Systems einzurichten. Dies kann in einigen taktischen Szenarien wünschenswert sein, zum Beispiel beim Kampf im urbanen Umfeld. In dieser Konfiguration könnte die MANPADS-Konfiguration Zielinformationen von der MRU entweder über die Funkgeräte des Fahrzeugs, über eine faseroptische Datenverbindung zwischen Fahrzeug und Werfer oder über ein Funkgerät für die MANPADS-Konfiguration empfangen.

 Mark Cazalet / Redaktion