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Das russische Verteidigungsministerium plant offenbar die Aufstellung einer neuen mit dem Raketensystem Iskander-M ausgestatteten Brigade im östlichen Militärbezirk des Landes, wie nationale Medien in Russland berichten. Die Einheit soll demnach mit ballistischen sowie Marschflugkörpern mit einer Reichweite von weniger als 500 km ausgestattet werden. Die Aufstellung sei eine Reaktion auf die militärische Verstärkung der USA und Japans in der Region, heißt es.

Sollte die Grundsatzentscheidung zur Stationierung getroffen worden sein, wird die neue Militäreinheit voraussichtlich noch vor Ende dieses Jahres einsatzbereit sein. Ende Dezember erklärte der Befehlshaber des östlichen Militärbezirks (VVO), Generaloberst Alexander Chaiko, dass der Bezirk in diesem Jahr auch Tornado-S-Mehrfachraketenwerfer, Mi-28NM-Kampfhubschrauber und Su-57-Jagdflugzeuge der fünften Generation erhalten werde. Damit würde sich der Anteil moderner Waffen im Fernen Osten auf 56 Prozent erhöhen, so der General.

Das VVO wird in diesem Jahr nicht der einzige Empfänger von Iskander-Systemen sein. Am 24. Januar kündigte der Befehlshaber des Zentralen Militärbezirks, Generaloberst Alexander Lapin, an, dass der Bezirk 2022 mit zwei Divisionen solcher Raketensysteme verstärkt werden soll.

Im Januar 2019 stellte das russische Verteidigungsministerium offiziell den Marschflugkörper 9M729 als neue Iskander-M-Munition vor, die zwar leistungsfähiger sei, aber nur noch eine Reichweite von 480 km habe, um den Einschränkungen des INF-Vertrags zu entsprechen. Für den neuen Flugkörper wurde eigens eine Abschussvorrichtung entwickelt, die nicht wie bei den herkömmlichen Iskander-M-Systemen zwei, sondern vier Flugkörper aufnehmen kann.

Im November 2019 gab das Verteidigungsministerium den Abschluss der Aufrüstung der Raketenbrigaden der Armee bekannt. Die Truppen erhielten Iskander-M anstelle der veralteten Tochka-U-Komplexe. Die Iskander-M wurde vom KBM Designbüro mit Sitz in Kolomna bei Moskau, einer Tochtergesellschaft der High-Precision Weapons (HPW) Holding, entwickelt.

Die Iskander-Munitionsbeladung umfasst fünf Arten von ballistischen und zwei Arten von Marschflugkörpern. Die ballistischen Flugkörper gewinnen schnell eine Höhe von mehreren Dutzend Kilometern, um dann fast senkrecht auf das Ziel zuzusteuern und dabei zu manövrieren. In der letzten Phase des Fluges nähert sich ihre Geschwindigkeit dem Hyperschall. All dies erschwert das Abfangen durch Raketenabwehrsysteme.

Marschflugkörper nähern sich dem Ziel in einer extrem niedrigen Höhe, was ihre Entdeckung und Zerstörung durch herkömmliche Flugabwehrsysteme erschwert. Die Kombination der beiden Munitionstypen macht die Verteidigung gegen Iskander-Angriffe zu einer schwierigen Angelegenheit.

Yuri Laskin