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Der Deutsche Bundestag hat drei Rüstungsprojekte beschlossen. In ihrer ersten Sitzung nach der Sommerpause haben die Ausschüsse für Verteidigung und Haushalt des Bundestages drei sog. 25-Mio-Euro-Vorlagen beraten. Da sich keine wesentlichen Einwände ergeben haben, können durch das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) die entsprechenden Dienstleistungs- bzw. Beschaffungsverträge geschlossen werden.

Seezielflugkörper RBS 15 Mk3

Die Beschaffung der Seezielflugkörper RBS15 Mk3 zur Ausstattung der Korvetten K130 ist bereits vertraglich geregelt. Die Seezielflugkörper werden in einem Rahmenvertrag beschafft, der eine Stückzahl von 160 Lenkflugkörpern vorsieht. Ein erster Abruf von 75 der weitreichenden Lenkflugkörpern und Zubehör mit einem Finanzvolumen von 285 Millionen Euro wurde fest beauftragt. Hinzu kommen notwendige Informationstechnik-Komponenten und Erprobungsmaterial im Wert von weiteren sechs Millionen Euro. Der Auftragswert liegt bei 285 Millionen Euro. Die Auslieferung an die Marine soll im Zeitraum 2022 bis 2026 erfolgen, parallel zur geplanten Auslieferung des zweiten Loses der K130. Auftragnehmer ist Diehl.

Die gemeinsam mit der Firma Saab entwickelte Mark-3-Version des schweren Seezielflugkörpers wurde erstmals 2011 als Hauptbewaffnung für Korvetten der neuen Klasse K 130 geliefert. Die Produktion erfolgt in Kooperation mit Saab. Der Saab-Anteil am jetzigen Auftrag beträgt 160 Millionen Euro. Der Unterauftrag wurde bereits erteilt.

Als Lenkflugkörper einer neuen Generation mit großer Reichweite, aktivem Radar-Sucher und einer Kombination aus inertialer und GPS-gestützter Navigation bietet der Mk3 Seestreitkräften eine deutliche Erweiterung ihrer bisherigen Fähigkeiten. Mit RBS15 Mk3 können nicht nur Schiffe in großer Entfernung erfolgreich bekämpft werden, sondern jetzt auch Ziele an Land.

Neben Deutschland und Schweden nutzen zahlreiche weitere europäische und internationale Staaten das RBS15-Waffensystem.

Ausbau der Digitalisierung

Die Inhouse IT-Gesellschaft BWI GmbH und ihre Vorgängergesellschaften unterstützen über langfristige Verträge seit 2006 den Ausbau der Digitalisierung der Bundeswehr. Vor allem geänderte (zusätzliche) Aufgaben machen in kurzen Abständen immer wieder Anpassungen der Leistungsverträge notwendig. Nach der eingeleiteten Erhöhung des Eigenkapitals aus dem Konjunkturprogramm der Bundesregierung vor wenigen Wochen wird mit der Änderung des Dienstleistungsvertrags der Ausbau der Digitalisierung in den Streitkräften und vor allem im Gesundheitswesen der Bundeswehr vorangetrieben. Dafür sind ab 2021 für einen Zeitraum von sieben Jahren insgesamt 1,6 Milliarden Euro zusätzlich zur bisherigen Finanzausstattung vorgesehen. Damit steigt der geplante Jahresumsatz der BWI GmbH aus Aufträgen der Bundeswehr auf 1,2 Milliarden Euro.

Das neue Aufgabenpaket wird in einer späteren Ausgabe der wehrwirtschaft detailliert dargestellt.

Präzisionsbewaffnung GBU-54 für den Eurofighter

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Der Munitionsmix des Eurofighter wird um die Präzisionsbewaffnung GBU-54 ergänzt. Die allwetterfähige Präzisionswaffe für kurze Reichweiten kann stationäre und sich bewegende Ziele unter nahezu allen Wetter- und Sichtbedingungen bekämpfen. Die Guided Bomb Unit (GBU) 54 besteht aus einem lasergestützten Lenksystem LJDAM (Laser Joint Direct Attack Munition) von Boeing, einem Standardbombenkörper MK-82 und einem FBM21-GER Bombenzünder. Das Lenk- und Steuerteil der GBU-54 verwendet die Kombination aus GPS- und Trägheitsnavigation mit einem passiven Lasersuchkopf. Die Bekämpfungsreichweite der 230 kg schweren GBU wird mit bis 28 km angegeben.

Für die Eurofighter sollen 2.290 Lenksysteme und Zünder sowie 910 Bombenkörper sowie Prüfmaterial und Ausbildungsmittel mit einem Auftragswert von 213 Millionen Euro beschafft werden. 2018 hat Diehl Defence mit Boeing ein Teaming Agreement für die Zusammenarbeit bei möglichen weiteren Beschaffungen von GBU-54 abgeschlossen u.a. mit dem Ziel, die Integration des Waffensystems in das Kampfflugzeug Eurofighter zu unterstützen.

Die Bundeswehr nutzt GBU-54 mit LJDAM-Steuerung seit 2009 bei dem Kampfflugzeug Tornado.

Bewertung

Mit 2,1 Milliarden Euro finanziert die Bundeswehr erneut einen erheblichen Anteil für die Verbesserung der Ausstattung der Streitkräfte. Relevanz für die Speerspitze der NATO VJTF 2023 hat einzig die GBU-54. Bis zum Beginn der einsatzgleichen Verpflichtung verbleibt nicht mehr viel Zeit, da vor der Qualifizierung der Kräfte die Ausbildung mit neu beschafftem Gerät bis Ende 2022 im Wesentlichen abgeschlossen sein muss. Der Katalog mit unerledigten 25-Mio-Euro-Vorlagen im laufenden Jahr ist immer noch sehr lang und enthält noch nicht alle für VJTF 2023 notwendigen Beschaffungen.

Projekt Finanzvolumen Realisierung
Seezielflugkörper RBS 15 Mk3 291 2022 – 2026
Leistungsvertrag BWI 1.600 2021 – 2027
GBU-54 für Eurofighter 213

Angesichts der absehbaren Verknappung von Finanzmitteln aufgrund der Pandemie im kommenden Haushaltsjahr kommt es jetzt darauf an, möglichst viele Vorhaben noch in diesem Jahr zu starten, damit die Erneuerung und Ergänzung der Ausrüstung der Truppe zügig vorankommt. Im neuen Jahr müssen 25-Miio-Euro-Vorlagen möglichst früh eingesteuert werden, denn wegen der Bundestagswahlen im September 2021 wird sich das Parlament nach der Sommerpause kaum noch um Beschaffungen für die Bundeswehr kümmern wollen.

 

Gerhard Heiming