Das Rennen um das fünf Milliarden Euro schwere U-Boot-Projekt der indischen Marine spitzt sich zu.
Nach einer Reuters-Meldung vom 23. Januar hat sich ein deutsch-indisches Joint Venture, bestehend aus thyssenkrupp Marine Systems (tkMS) und Mazagon Dock Shipbuilders Ltd., als einziger Bewerber für ein Fünf Milliarden Dollar-Projekt zur Lieferung von sechs modernen konventionellen U-Booten für die indische Marine erwiesen. Demnach konnte der Konkurrent, die staatseigene spanische Werft Navantia, die Anforderungen der indischen Marine in den Feldversuchen im Jahr 2024 nicht erfüllen.
Deutsch-Indisches Joint Venture im Rennen um Milliardenprojekt
Auf Anfrage von ES&T bestätigte die Kieler Werft, dass ihr Partner MDL (Mazagon Dockyard Ltd.) mitgeteilt hat, dass das gemeinsame Angebot für das P75(I)-Projekt vom indischen Verteidigungsministerium als konform anerkannt und zur weiteren Bearbeitung freigegeben wurde. Daher sollte der Champagner vorerst noch in der Flasche bleiben.
Das Projekt ist entscheidender Bedeutung für Indiens Bestrebungen, seine Marinekapazitäten angesichts der maritimen Kapazitäten des nachbarlichen Rivalen Pakistan und zunehmenden Präsenz Chinas im Indischen Ozean zu modernisieren. Eine außenluftunabhängige Antriebstechnologie (Air-Independent Propulsion, AIP) war eine zentrale Anforderung, um den diesel-elektrischen Angriffs-U-Booten einen zweiwöchigen Einsatz unter Wasser zu ermöglich.
tkMS präsentierte den Typ-214IN (India), der laut Werftangaben den neuesten Stand der T-214-Serie repräsentiert. Navantia brachte seine S-80+ ins Rennen, die bisher keinen operativ genutzten luftunabhängigen Antrieb (AIP) nachweisen kann (ESuT berichtete). Die Spanier wählten die indische Larsen & Toubro (L&T) als Partner aus.

Für tkMS zeichnet sich somit eine Fortsetzung der Partnerschaft mit Mazagon Dock Shipbuilders Ltd. (MDL) ab, die bis in die 1980er Jahre zurückreicht. Die anfangs der 1990er Jahre in Dienst gestellte Shishumar-Klasse (HDW 209-Klasse) wurde in Indien gebaut.
Seoul und Paris im Wettstreit um Indiens U-Boot-Auftrag
Um das auf knapp fünf Milliarden Dollar geschätzte U-Boot-Geschäft (Angabe: reuters) buhlten auch Seoul und Paris. Die französische Regierung kann auf eine erfolgreiche Rüstungszusammenarbeit mit Indien zurückblicken. Die 2005 unterzeichneten Verträge für U-Boote vom Typ Scorpène und die 2016 abgeschlossenen Verträge für Rafale-Flugzeuge haben Indien im Zeitraum 2012-2021 zum führenden Abnehmer französischer Rüstungsprodukte in Asien und zum zweitgrößten weltweit gemacht. Im Oktober 2023 wurden die zwischen Indien und Frankreich laufenden Verhandlungen über den Erwerb von 26 neuen Rafale für die Marine und drei neuen Scorpène-U-Booten fortgesetzt. Üblicherweise werden derartige Projekte vom Elysée nachhaltig unterstützt. Präsidiale Begleitung gehört nicht nur wegen der hohen staatlichen Beteiligung an Rüstungsunternehmen zum gallischen Selbstverständnis. Eine Verhaltensweise, die gerade in Ländern wie Indien oder anderswo im sogenannten globalen Süden gefällt und in Berlin unterschätzt wird. Doch offensichtlich tat der Besuch von Bundeskanzler Olaf Scholz im Oktober 2024 in Indien mit einem Abstecher beim IPD24-Verband ein Übriges.
(Foto: Bundeswehr/Leon Rodewald)
Seoul war ebenfalls im Rennen um das U-Boot-Geschäft und bot seine fortschrittlichen Technologien an. Die südkoreanische Regierung hat in den letzten Jahren ihre Verteidigungskooperationen weltweit ausgebaut, konnte sich aber offenbar nicht gegen die starke Konkurrenz durchsetzen.
Die indische Marine betreibt derzeit 17 dieselgetriebene U-Boote und zwei nuklear betriebene U-Boote, die mit ballistischen Flugkörpern bewaffnete sind. Während die beiden strategischen U-Booten Eigenbauten sind, besteht die restliche U-Boot-Flotte aus einer Mischung sowjetischer bzw. russischer, sowie französischer und deutscher Produktion. Einige der Boote der beiden europäischen Hersteller teilweise in Indien produziert.
Hans-Uwe Mergener