Lettland erhält aus des gemeinsamen CAVS-Programms (Common Armoured Vehicle System) 56 zusätzliche gepanzerte Patria 6×6-Fahrzeuge in der Version Führungs- und Verbindungsfahrzeug. Wie der Fahrzeug-Hersteller Patria am 14. November mitgeteilt hat, haben das Unternehmen und das lettische Verteidigungsministerium die Fahrzeuge im Wert von 60 Millionen Euro im Zeitraum 2024 bis 2029 zu liefern.
Mit der Bestellung setzt der Erstkunde für die Patria 6×6, Lettland, seine Beschaffung fort. 200 Fahrzeug sind bisher bestellt.
Für die Produktion der Fahrzeuge werden lokale Industriekapazitäten in Lettland genutzt, darunter die im Mai 2024 eröffnete Produktionsstätte für gepanzerte Fahrzeuge von Patria in Valmiera, schreibt Patria.
„Die neuen gepanzerten Patria 6×6-Führungsfahrzeuge werden die operativen Fähigkeiten unserer Streitkräfte erheblich verbessern und zur Entwicklung der lettischen Militärindustrie beitragen, wodurch die erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen dem Verteidigungssektor und der Industrie fortgesetzt wird“, betonte Andris Sprūds, Verteidigungsminister der Republik Lettland.
„Wir freuen uns, dass wir eine neue gepanzerte Fahrzeugvariante im gemeinsamen CAVS-Programm haben und Lettland der erste Kunde dafür ist. Die enge Zusammenarbeit zwischen Patria, Lettland und anderen CAVS-Mitgliedsstaaten hat sich einmal mehr als vorteilhaft erwiesen, da sie ein kosteneffizientes und effizientes Forschungs- und Entwicklungsprogramm ermöglicht, das einen schnellen Fertigungs- und Auslieferungsprozess erlaubt“, sagt Mats Warstedt, Senior Vice President des Marktgebiets Nordics von Patria.
Das CAVS-Programm ist ein internationales Entwicklungs- und Beschaffungsprogramm, das unter Führung Patrias Ende 2019 gestartet worden ist. Neben den Gründungsmitgliedern Finnland und Lettland sind Estland, Deutschland und Schweden dem Programm beigetreten. Bisher sind insgesamt 758 Fahrzeuge bestellt und seit 2021 einige Hundert ausgeliefert worden.
Konstruktionsmerkmale des Patria 6×6 sind die Einzelradaufhängung, ein leistungsstärkerer Scania Lkw-Motor mit 294 kW Leistung und einem Drehmoment von 1.870 Nm, sowie moderne Elektrik. Die einzige größere Komponente aus Deutschland ist das Getriebe von ZF. Das Maximalgewicht wird mit 24 Tonnen angegeben, wovon 8,5 Tonnen auf die Nutzlast entfallen. Der Schutz erreicht STANAG 4569 Level 2 (ballistisch und Minenschutz). Optional ist Herstellerangaben zufolge auch Level 4 (ballistisch und Minenschutz) realisierbar.
Deutschland ist im April 2023 mit Unterzeichnung des Technical Arrangement das fünfte CAVS-Mitglied geworden (Soldat&Technik berichtete). Die Bundeswehr sucht für die in die Jahre gekommene Flotte des Transportpanzers TPz 1 Fuchs ein marktverfügbares Fahrzeug als Ersatz. Derzeit sind in der Bundeswehr rund 900 Transportpanzer Fuchs in etwa 30 unterschiedlichen Varianten in Nutzung. Neben dem Patria 6×6 werden u.a. eine modernisierte Version des TPz Fuchs von Rheinmetall, der Pandur Evolution und der Eagle V 6×6 von General Dynamics European Land Systems als Kandidaten für die Fuchs-Nachfolge gehandelt. Wann eine Beschaffungsentscheidung getroffen wird, ist nach dem Zusammenbruch der Regierungskoalition nicht absehbar.
Im Vorfeld der Entscheidung hat Patria eine Industriegruppe in Deutschland gebildet, in der die FFG Flensburger Fahrzeugbaugesellschaft und die DSL Defence Service Logistics, ein Unternehmen von KNDS Deutschland, die Entwicklung, Produktion und Wartung von Varianten des gepanzerten Mannschaftstransportwagens 6×6 von Patria in Deutschland anbieten (ESuT berichtete).
Redaktion / gwh