Reale Triebwerkstests sind in der Luftfahrtindustrie unerlässlich. In die über Jahrzehnte bei der MTU Aero Engines entwickelten Prüfstandsinfrastruktur reihen sich nun weitere Teile ein. Nach einer Presseinformation des Unternehmens vom 8. April werden zukünftig Leistungstest mit Triebwerken vom Typ CFM56-7B am Standort Ludwigsfelde durchgeführt werden können. Das Luftfahrtbundesamt hat seine diesbezüglichen Überprüfungen mit einem positiven Ergebnis abgeschlossen. Zusätzlich ist der Prüfstand auch von der US-Luftfahrtbehörde FAA und der EASA, der europäischen Luftfahrtbehörde, zertifiziert. Damit können alle Instandsetzungsarbeiten einschließlich der Abnahmetests an diesem Triebwerkstyp in Ludwigsfelde erfolgen.
Da parallel dazu die MTU Maintenance Dallas von der FAA für den neuen Standort in Texas die Zulassung für Tests mit diesem Triebwerkstyp erhalten hat, besteht für die MTU „die einzigartige Möglichkeit, CFM56-7B-Triebwerke innerhalb unseres Netzwerks in Europa, Nordamerika und Asien instandhalten und prüfen zu können“, wie André Sinanian, Geschäftsführer der MTU Maintenance Berlin-Brandenburg, feststellt. „Das bietet unseren Kunden aus aller Welt einen schnellen Zugang zu unserem Service.“ Neben Dallas und Ludwigsfelde unterhält MTU in Zhuhai, China, einen weiteren Standort zur Zertifizierung dieses Triebwerktyps, der zu den weitest verbreiteten gehört. Die CFM56-Reihe wurde Ende der 1970er Jahre marktreif. Sie kommen in Airbus A320, in Airbus A340 und in Boeing 737 – sowohl Classic als auch Next Generation – zum Einsatz. Nach MTU ist das CFM56 mit mehr als 30.000 gelieferten Triebwerken und etwa 550 Kunden weltweit das führende Triebwerk beim Einsatz in Passagierflugzeugen. Nach Werksangaben wurden 2023 im MTU-Instandhaltungsnetzwerk mehr als 130 Shopvisits für das CFM56-7B durchgeführt. MTU unterhält für andere Triebwerksmodelle weitere Teststände an anderen Standorten.
Die Version CFM56-7B ist das Standardtriebwerk der Boeing B737. Ihre militärische Version ist die Boeing P-8 Poseidon, der Seefernaufklärer und U-Jagdflugzeug der US Navy. Acht Maschinen dieses Typs werden für die Deutsche Marine beschafft und in Nordholz beim Marinefliegergeschwader 3 „Graf Zeppelin“ stationiert. Mit der nun in Ludwigsfelde geschaffenen Instandhaltungskompetenz erleichtert sich das Lifecycle Management auch für die militärisch genutzten Triebwerke. Am gleichen Standort werden die Abnahmeläufe aller für deutsche A400M-Transportflugzeuge bestimmten Triebwerke vorgenommen.
Hans Uwe Mergener