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Die ersten deutschen Soldaten der Brigade Litauen (Panzerbrigade 45) sind am Mittag des 8. April in Vilnius eingetroffen. ES&T hatte die Möglichkeit sie zu begleiten. Das ca. 20-köpfige Vorkommando, unter der Führung von Oberst André Hastenrath, soll die Ankunft des Aufbaustabes der zukünftig dauerhaft in Litauen stationierten deutschen Panzerbrigade vorbereiten. Ein Novum in der bundesdeutschen Geschichte. Die Brigade soll Ende 2027 voll einsatzbereit sein und ca. 4800 Soldatinnen und Soldaten sowie 200 Zivilangestellte der Bundeswehr umfassen.

Am Morgen verabschiedete Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) das Vorkommando der Panzerbrigade 45 am Regierungsterminal in Berlin (ES&T berichtete). Er dankte den Soldaten und versprach, dass er alles tun werde, damit die Brigade von Beginn an mit allem ausgestattet wird, was sie braucht. Begleitet vom Inspekteur des Heeres, Generalleutnant Alfons Mais, flog die ca. 20-köpfige Mannschaft mit dem A400M anschließend nach Litauen. Dort wurde sie gegen Mittag vom litauischen Verteidigungsminister Laurynas Kasčiūnas, dem litauischen Chief of Defence General Valdemaras Rupšys und dem deutschen Botschafter in Litauen, Cornelius Zimmermann, in Empfang genommen.

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Verteidigungsminister Pistorius verabschiedet das Vorkommando unter Führung von Oberst Hastenrath in Berlin (Foto: Henckel)

Die Soldaten des Vorkommandos haben sich alle freiwillig für ihren neuen Dienstposten in Litauen entschieden und kommen aus 16 unterschiedlichen Verbänden des Heeres. Ausgewählt aus vielen Bewerben für diese Aufgabe, wurden Sie aufgrund ihrer fachlichen Qualifikation, wie es vom Heer heißt. So sind darunter Spezialisten für Logistik, Kommunikation, Planung, Recht, militärisches Nachrichtenwesen, etc.

Vollausstattung der Brigade hat Priorität

Einige von den Soldaten des Vorkommandos ziehen auch bereits mit ihren Familien nach Litauen. So auch der Führer des Vorkommandos, Oberst Hastenrath.  Hastenrath selbst war schon im Einsatz in Litauen, als Kontingentführer der deutschen Kräfte von August 2022 bis Februar 2023, wie er gegenüber ES&T erklärte. Dadurch habe er bereits einen Eindruck von der Bedrohungssituation aber auch von der guten Zusammenarbeit mit den litauischen Streitkräften und dem baltischen Land insgesamt. Geplant sei zudem, dass er nach dem Aufbau der Brigade stellvertretender Brigadekommandeur werde, führte er weiter aus.

Als erste Aufgabe stehe nun an, so Hastenrath, Arbeits- und Führungsbereitschaft herzustellen, in einem Bürogebäude in Vilnius. Dann gelte es Verbindung zu den litauischen Ansprechpartnern vor Ort aufzubauen und alle Vorbereitungen zu treffen, um den Aufwuchs des Aufstellungsstabes auf 150 Soldatinnen und Soldaten bis Oktober dieses Jahres vorzubereiten. Auch die Überprüfung des Zeitplans der im Dezember vergangenen Jahres unterzeichneten Roadmap für die Stationierung der Panzerbrigade 45 liege in seinem Aufgabebereich, so Hastenrath.

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Gruppenfoto des Vorkommandos mit Verteidigungsminister Pistorius und dem Inspekteur des Heeres, General Mais (Foto: Henckel)

Mit Blick auf die Tatsache, dass die Brigade Litauen sowohl das beste Material als auch qualifiziertes Personal von anderen Verbänden bei sich binden wird, sagte der zukünftige stellvertretende Brigadekommandeur, dass es aufgrund dessen, dass es noch keine Vollausstattung geben, eben priorisiert werden müsse. Da die derzeitige Bedrohung an der Ostflanke der NATO sei, mache es Sinn, die Truppe, die dort ist, auch zuerst vollauszustatten, so Hastenrath.

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Abschreckung gegen Russland

Bei der Pressekonferenz nach der Landung in Vilnius, bedankte sich der litauische Verteidigungsminister Kasčiūnas für die Stationierung der deutschen Brigade in Litauen und betonte, wie wichtig die militärische Präsenz in seinem Land sei, um Russland von einem Angriff abzuschrecken. Man wolle alles tun, damit sich die deutschen genauso wohlfühlen wie zuhause und das mit dem Beginn der Stationierung hoffentlich ein unumkehrbarer Prozess eingeleitet worden sei, so der Minister weiter. Mit Blick auf die Familien der deutschen Soldatinnen und Soldaten sagte Kasčiūnas, dass die derzeitigen Modellierungen vorsehen würden, dass ca. ein Drittel mit ihren Familien nach Litauen ziehen. Entsprechend werde man die notwendige zivile Infrastruktur, sei es Wohnraum, Schulen etc. ausbauen. Die Frage der Kostenübernahme ist allerdings noch nicht abschließend geklärt.

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Der litauische Verteidigungsminister Laurynas Kasčiūnas, der deutsche Botschafter in Litauen Cornelius Zimmermann, der litauische Chief of Defence General Valdemaras Rupšys, der Inspekteur des Heeres Generalleutnant Alfons Mais und der Führer des Vorkommandos Oberst André Hastenrath bei der gemeinsam Pressekonferenz in Vilnius (Foto: Henckel)

„Litauens Sicherheit ist unsere Sicherheit“

An der Pressekonferenz nahmen auch der deutsche Botschafter Zimmermann, der Inspekteur des Heeres, Generalleutnant Alfons Mais und der litauische Chief of Defence, General Valdemaras Rupšys, teil. Zimmermann unterstrich, dass die Stationierung der Brigade in Litauen Deutschlands Partnern und Alliierten zeige, dass man an ihrer Seite stehe und das auf Deutschland verlass sei. Zudem merkte Zimmermann an, dass Deutschland bereits heute mit 800 Soldatinnen und Soldaten im Rahmen der NATO Enhanced Forward Presence (EFP-Battlegroup) und Eurofightern der Luftwaffe zur Sicherung des Luftraums im Baltikum präsent sei. Auch werde die Stationierung der Brigade den deutsch-litauischen Beziehungen einen großen Schub verleihen und diese Stärken. Daher plädiert der Botschafter auch dafür, dass möglichst viele Soldatinnen und Soldaten mit ihren Familien nach Litauen kommen, um die Verflechtung zu stärken. „Litauens Freiheit ist unsere Freiheit. Litauens Sicherheit ist unsere Sicherheit“, so der deutsche Botschafter.

Waffenbrüder

Der litauische Chief of Defence, ähnlich zum deutschen Generalinspekteur, hieß die deutschen als „Waffenbrüder“ willkommen und betonte die enge und weiter wachsende militärische Zusammenarbeit zwischen den Streitkräften der beiden Länder. Jedem deutschen Offizier und Soldaten liege es im Blut das Beistandsversprechen einzuhalten. Generalleutnant Mais, Inspekteur des Heeres, betonte ebenfalls, dass es nach der Zeit des Kalten Krieges nun die Aufgabe Deutschlands sei, auch außerhalb des eigenen Territoriums einen Gegner vor einem Angriff abzuschrecken und „falls nötig, jeden Zentimeter des Bündnisgebietes zu verteidigen.“  Auf die nochmalige Nachfrage eines litauischen Journalisten, ob die deutschen Soldatinnen und Soldaten auch Sterben würden, um das baltische Land zu verteidigen, sagte der Heeresinspekteur: „Die Frage stellt sich für mich nicht. Soldaten des Heeres erfüllen ihren Auftrag!“

Mit Blick auf die bereits in Litauen befindliche multinationale EFP-Battlegroup, bestehend aus ca. 1700 Soldatinnen und Soldaten, sagte Mais, dass sobald die Panzerbrigade 45 voll aufgestellt sei, die multinationale Battlegroup als ein Manöverelement in die Brigade integriert werde. Das deutsche Bataillon, dass Teil der Battlegroup ist, werde auch weiterhin rotieren, also nicht dauerhaft stationiert werden. Ebenfalls sollen Norweger und Niederländer so weiter über die multinationale Battlegroup in die Panzerbrigade 45 integriert werden.

Ole Henckel