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Das Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr (ZMSBw) in Potsdam hat die Ergebnisse ihrer jüngsten Bevölkerungsbefragung vom Sommer des vergangenen Jahres veröffentlicht. Die seit Jahrzehnten empirisch belegte positive Einstellung der Bürgerinnen und Bürger zu den deutschen Streitkräften erreichte im Jahr 2023 sogar einen historischen Höchstwert: 86 Prozent der Befragten stehen demnach der Bundeswehr positiv gegenüber. Und immerhin 52 Prozent der Befragten, d.h. zwei Prozentpunkte mehr als 2022, waren davon überzeugt, dass die Wiedereinsetzung des Wehrdienstes notwendig ist. Im Falle eines militärischen Angriffs wären 39 Prozent der Befragten, d.h. zwei Prozentpunkte weniger als im Vorjahr, bereit, Deutschland mit der Waffe zu verteidigen.

Die prinzipielle Bündniszugehörigkeit Deutschlands zur Atlantischen Allianz wird von einer großen Mehrheit unterstützt: 70 Prozent der Befragten waren 2023 davon überzeugt, dass die Bundesrepublik auch weiterhin der NATO angehören muss, um ihre Sicherheit gewährleisten zu können. Das sind lediglich drei Prozentpunkte weniger als 2022.

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Annähernd neun von zehn Befragten stehen der Bundeswehr (hier der „Tag der Bundeswehr“ 2019 in Koblenz) positiv gegenüber. (Foto: Gerd Portugall)

Nach dem starken Einbruch des Sicherheitsempfindens der Bevölkerung in 2022, hervorgerufen durch den russischen Großangriff auf die gesamte Ukraine, ist das Bedrohungsgefühl durch Krieg in Europa ein Jahr später um11 Prozentpunkte auf 34 Prozent zurückgegangen. Die Sorge vor unmittelbaren Spannungen zwischen dem Westen und Russland bleibt mit 55 Prozent groß.

Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, dass der Überfall der radikal-islamischen Terrormiliz Hamas am 7. Oktober 2023 auf den Süden Israels, der anschließende Gaza-Krieg und die sich ausbreitenden Spannungen im gesamten Nahen Osten, die bis nach Europa ausstrahlen, nicht mehr erfasst worden sind. Daher kann es gut sein, dass bei der nächsten Befragung im Sommer dieses Jahres der Wert für das Bedrohungsgefühl wieder zunimmt.

Befragt worden waren vom 19. Juni bis 23. Juli 2023 insgesamt 2.211 Bürgerinnen und Bürger. Die Stichprobe ist repräsentativ für die in Privathaushalten lebende deutschsprachige Bevölkerung ab 16 Jahren. Geleitet wurde die Untersuchung „Was bleibt von der Zeitenwende in den Köpfen? Sicherheits- und verteidigungspolitisches Meinungsbild in der Bundesrepublik Deutschland 2023“ von Timo Graf, Politikwissenschaftler und Wissenschaftlicher Oberrat am ZMSBw.

Dr. Gerd Portugall