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Der Rüstungskonzern Rheinmetall liefert in einem Anschlussauftrag Bausätze für die Herstellung von gepanzerten Transportfahrzeugen Fuchs 2 an einen internationalen Partner. Wie das Unternehmen mitgeteilt hat, beinhaltet der Auftrag mit einem Volumen im dreistelligen Millionen Euro-Bereich auch Kits zur Umrüstung sowie die Lieferung von Ersatzteilpaketen. Die Lieferungen sollen im Zeitraum 2024 bis 2028 erfolgen.

Die Fertigungsstätte im Partnerland habe in den vergangenen Jahren einen Wertschöpfungszuwachs sowie Investitionen zur Gewährleistung von Bearbeitungs-, Schweiß- und Oberflächenbehandlungsschritten verzeichnet, schreibt Rheinmetall. Die strategische und langjährige Partnerschaft trete damit in eine neue, erfolgversprechende Phase ein, die auch die Möglichkeit eines künftigen Exports von Fuchs 2-Fahrzeugen aus dem Partnerland beinhalte.

Bereits 2021 hatte Rheinmetall von einem internationalen Kunden – ebenfalls im Folgeauftrag – Bausätze für die Montage von Fuchs 2 im Wert von 250 Millionen Euro erhalten (ESuT berichtete). Wie das Unternehmen damals mitgeteilt hat, sollten die Bausätze einschließlich eines Erstbedarfs an Ersatzteilen bei Rheinmetall in Kassel produziert und bis 2023 ausgeliefert werden. Die Endmontage erfolge im Kundenland. Bei einem geschätzten Stückpreis von sechs Millionen Euro könnte es sich um rund 40 Fahrzeuge handeln.

Rheinmetall nennt den Kunden nicht. Im April 2011 hat der Parlamentarische Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, Ernst Burgbacher, mitgeteilt, dass das algerische Verteidigungsministerium, der algerische staatliche Baumaschinenhersteller SOFAME, der Staatsfonds Aabar der Vereinigten Arabischen Emirate und die deutsche Ferrostaal AG im März 2011 in Algerien das Unternehmen Rheinmetall Algérie SPA gegründet haben. Rheinmetall sei Technologiepartner dieser Gesellschaft und nicht Anteilseigner. Ziel des Unternehmens sei es, eine Produktionsstätte für die Herstellung von Transportpanzern vom Typ „Fuchs“ entstehen zu lassen.

Aus einer Veröffentlichung des afrikanischen Nachrichtenportals defenceweb von 2014 geht hervor, dass das Unternehmen für knapp drei Milliarden Euro mit der Lieferung von Bausätzen für Produktion von Fuchs 2 für Algerien beauftragt worden ist. Eine Aufstellung militärischer Ausrüstung der algerischen Streitkräfte zeigt, dass seit 2011 der Bestand an Transportpanzern Fuchs auf 1.034 angewachsen ist.

Daher kann angenommen werden, dass der von Rheinmetall angesprochene internationale Partner Algerien ist.

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Rheinmetall liefert für einen dreistelligen Millionen Euro-Betrag Bausätze zur Herstellung von Transportpanzern Fuchs 2 an einen internationalen Partner. (Foto: Rheinmetall)

Bis heute wurden Rheinmetall zufolge insgesamt rund 1.800 Fuchs-Fahrzeuge gebaut. Streitkräfte zahlreicher Nationen setzen sie in unterschiedlichsten Varianten ein, etwa als Mannschaftstransportfahrzeug, Gefechtsstand oder Ambulanz sowie zur ABC-Aufklärung. Die Bundeswehr nutze den Fuchs 1 seit 1979 in einer Vielzahl von Versionen. Mehr als 100 Fahrzeuge vom Typ Fuchs 1 waren unter anderem in Afghanistan im Einsatz.

Der TPz Fuchs 2 ähnelt zwar äußerlich dem Vorgängermodell. Er verfügt aber über einen stärkeren Antrieb (315 kW), mehr Nutzlast (acht Tonnen) und Verbesserungen im Kampfraum, ein digitales Bordnetz und ein modernisiertes Fahrwerk mit einer Reifendruckregelanlage. Soweit veröffentlicht, wurden bisher Fuchs 2 an die USA (Umrüstung) und die Vereinigten Arabischen Emirate geliefert. Die Stückzahlen liegen unter 100. In Zusammenarbeit mit Algerien sollten seit etwa 2015 knapp 1.000 Stück des Fuchs 2 produziert werden. Weitere Informationen über das Projekt liegen nicht vor.

Nach Angabe von Rheinmetall verfügt die Bundeswehr insgesamt über rund 940 Fuchs-Fahrzeuge, davon 272 vom Stand 1A8. Bereits diese Fuchs 1-Version gewährleiste gegenüber älteren Modellen einen erheblich verbesserten Schutz vor Minen und Sprengfallen. Gleichzeitig sei der ballistische Schutz der Fahrzeuge erhöht worden. Zu den wesentlichen Modifikationen des Fuchs 1A8 zählen strukturelle Änderungen der Wanne, neue Sitze und Sitzaufhängungen im Mannschaftsraum für eine Entkopplung vom Wannenboden, Verstärkungen der Radkästen, Türen und Scheibenaufnahmen sowie zusätzliche Staukästen und Verstärkungen im Außenbereich.

Die neuste Version Fuchs 1 A9 steht als einer von drei Wettbewerbern im Angebot für die Nachfolge der Version A8. Eine Auswahlentscheidung könnte noch in diesem Jahr getroffen werden.

Gerhard Heiming