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Am 24. Dezember sind die beiden Reflektorsatelliten für das Satellitenaufklärungssystem SARah (Synthetic Aperture Radar altitude high) der Bundeswehr mit einer Falcon-9-Rakete des amerikanischen Unternehmens SpaceX von der Vandenberg Space Force Base in Kalifornien auf ihre Umlaufbahn in 500 km Höhe ins All gebracht worden, wie der Hauptauftragnehmer, das Raufahrtunternehmen OHB, mitgeteilt hat.

Der erste Satellit mit dem Phased-Array-Radar ist bereits seit Juni 2022 auf seiner Umlaufbahn im 750 km Höhe (ESuT berichtete) und seit Oktober 2023 im operationellen Teilbetrieb (ESuT berichtete).

Nach 25 Minuten Flugzeit sind die beiden Satelliten OHB zufolge planmäßig im Weltall ausgesetzt worden. Kurz darauf konnten die ersten Signale der beiden Satelliten empfangen werden. Damit sei die sogenannte Launch and Early Orbit Phase (LEOP) eingeläutet worden, in deren Verlauf die Satelliten System für System hochgefahren und auf Funktionalität überprüft werden. Zudem werden die Satelliten während dieser Phase in ihre endgültigen Orbits gesteuert.

„Mit dem heutigen Start vervollständigen wir nicht nur die SARah-Konstellation. Dieser Meilenstein ist ein weiterer Schritt, um der Truppe zukünftig eine verbesserte, weltweite sowie tageszeit- und wetterunabhängige Aufklärungsfähigkeit zu bieten“, sagte der Projektleiter aus dem Koblenzer Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr. Das nächste Ziel sei nun der operationelle Vollbetrieb im kommenden Jahr.

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Ein SAR- und zwei Reflektorsatelliten bilden das Raumsegment des neuen Aufklärungssatellitensystems SARah. (Foto: OHB)

SARah soll die erfolgreiche Satellitenkonstellation SAR Lupe ablösen, die seit 2008 ihre geplante Lebensdauer von zehn Jahren um 50 Prozent überschritten hat und noch immer funktioniert. SARah soll einen Leistungssprung für die Aufklärung bringen. Zum einen soll die Auflösung von bisher unter einem Meter bis in den Zentimeterbereich steigern. Mehr Speicherplatz ermöglicht größere Bilder in schnellerer Bildfolge. Zum anderen wird die Signalübertragung durch die zweite Bodenstation (in Kiruna) beschleunigt. Wartezeiten wegen mangelnder Antennenabdeckung werden reduziert.

Nach Information von OHB sind für die Mission in Kooperation mit Airbus Defence and Space als Unterauftragnehmer insgesamt drei Radarsatelliten entwickelt und gebaut worden: Ein Phased-Array-Satellit (beigesteuert von Airbus Defence and Space) und zwei baugleiche Reflektorsatelliten (von OHB), bei denen es sich um eine Weiterentwicklung der bewährten Technologie von SAR-Lupe handelt. Durch die Kombination der beiden Satellitentypen können die Vorteile der einzelnen Technologien für das Gesamtsystem genutzt werden, um der Bundeswehr eine verbesserte weltweite tageszeit- und wetterunabhängige Aufklärungsfähigkeit zur Verfügung zu stellen.

Die aktiv ausgestrahlten elektromagnetischen Impulse der Radarsatelliten werden von Trübungen der Atmosphäre nur wenig beeinflusst und liefern auch bei Dunkelheit und durch eine dichte Wolkendecke hindurch zuverlässig Bilder, schreibt OHB. Zudem werden Radarimpulse von Wasser und Metall besonders gut reflektiert, wodurch Infrastruktur, Fahrzeuge und Waffensysteme besonders gut erkannt werden können. In einigen Fällen können OHB zufolge sogar durch Bäume, Tarnnetze und die oberste Bodenschicht hindurch Aufnahmen gemacht werden. Ein weiterer Vorteil von Radarsatelliten sei, dass diese auch die Bewegungsgeschwindigkeit von Objekten und Höhenunterschiede im Gelände präzise erfassen können.

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SARah ist im Verbund von OHB, dem BAAINBw und dem Organisationsbereich CIR entstanden. (Foto: Bundeswehr)

Die von den Radaranlagen auf den Satelliten erzeugten Daten werden als Rohdaten an das Bodensegment übermittelt, wo sie zu Bildern weiterverarbeitet werden, die von geschultem Personal analysiert und interpretiert werden.

Zum Bodensegment des Systems SARah zählen nach Angabe von OHB Elemente für die Beauftragung des Systems, für Satellitenkontrolle, Bildverarbeitung und Archivierung, zwei Bodenstationen (in Gelsdorf und im schwedischen Kiruna) sowie verschiedene Schnittstellen zum Kunden und anderen Systemen.

Als Hauptauftragnehmer für das SARah System ist OHB für die wichtigsten Funktionen des Bodensegments, alle Schnittstellen zum Kunden sowie für die Bodenstation in Gelsdorf zuständig. OHB entwickelt und baut die für die Reflektortechnologie benötigten Elemente; der Unterauftragnehmer liefert die entsprechenden Elemente für die Phased-Array-Technologie.

Der Betrieb der SARah Satelliten in der Verantwortung der OHB System AG wird in Kooperation mit der OHB Digital Connect GmbH und Airbus Defence and Space durchgeführt werden.

Gerhard Heiming