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Wie heute von Regierungsstellen in der bisherigen Hauptstadt Stepanakert bekannt gegeben worden ist, wird die völkerrechtlich nicht anerkannte „Republik Arzach“ – so der armenische Name der Region Bergkarabach – zum Jahreswechsel, das heißt in einem Vierteljahr, offiziell aufhören zu existieren. Damit ist das Schicksal der armenischen Exklave Nagorny Karabach im Südkaukasus, die völkerrechtlich zu Aserbaidschan gehört, endgültig besiegelt. Dem Selbstbestimmungsrecht der dortigen, bislang mehrheitlich armenischen Bevölkerung wird damit allerdings nicht Genüge getan – im Gegenteil.

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Hat bald nur noch historischen Wert: die Flagge der „Republik Arzach“.
(Foto: Jon Gudorf Photography, CC BY-SA 2.0, flick.com)

Am 19. September hatten die aserbaidschanischen Streitkräfte dort einen „Blitzkrieg“ gestartet. Bereits einen Tag später mussten die pro-armenischen Kämpfer der Exklave kapitulieren. Inzwischen sollen rund 65.000 von zuletzt 120.000 Menschen – und damit jetzt schon mehr als die Hälfte der Bevölkerung Bergkarabachs – über den bisher von Aserbaidschan blockierten Latschin-Korridor ins armenische Mutterland geflohen sein. Für den Rest wird es nur eine Frage der Zeit sein, bis auch sie auswandern müssen.

Selbst wenn dieser Waffengang nur zwei Tage gedauert hat, so sind nicht unerhebliche Verluste zu beklagen. Wie die französische Tageszeitung „Le Monde“ und die französische Nachrichtenagentur AFP am 27. September berichten, sollen laut Gesundheitsministerium in Baku bei der von Staatspräsident Ilham Alijew angeordneten Militäroffensive der vergangenen Woche in Bergkarabach allein 192 aserbaidschanische Soldaten gefallen und mehr als 500 verwundet worden sein. Außerdem sei ein aserbaidschanischer Zivilist getötet worden. Auf armenischer Seite sollen angeblich mindestens 95 Zivilisten zu Tode gekommen sein.

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Aserbaidschanische Soldaten dringen in den Hof eines Hauses ein. (Foto: U.S. Army, Stephen Solomon)

Die französische Regierung, so „Le Monde“ und AFP, habe eine internationale diplomatische Aktion vor dem Hintergrund der Preisgabe Armeniens durch Russland gefordert. Am 22. September haben sich dann in New York in einer Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats das christlich-demokratische Armenien und das muslimisch-autoritäre Aserbaidschan gegenseitig schwere Vorwürfe gemacht.

Gerd Portugall