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In Weeze am Niederrhein hat Rheinmetall mit dem symbolischen Spatenstich den Bau des Montagewerks für die Rumpfmittelteile des Kampfflugzeugs F-35 Lightning II eingeläutet. Die Bedeutung dieser Investition des Technologie- und Rüstungsunternehmens macht die lange Liste hochkarätiger Gäste an dem Ereignis deutlich. Der NRW-Ministerpräsident, Hendrik Wüst, war gekommen mit der NRW-Wirtschaftsministerin, Mona Neubaur, sowie Landtagsabgeordnete, der Landrat und Bürgermeister. Die Bundeswehr war vertreten durch den Rüstungsdirektor, die Präsidentin des BAAINBw, den Inspekteur der Luftwaffe mit dem Kommandeur Zentrum Luftoperationen, und dem Amtschef Luftfahrtamt. Zur amerikanischen Delegation gehörten die US-Generalkonsulin für NRW und Vertreter der Flugzeughersteller und Auftraggeber für das entstehende Werk, Lockheed Martin und Northrop Grumman.

Symbolischer erster Spatenstich für das Montagewerk mit NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst und Rheinmetall-CEO Armin Papperger (6. Und 7. Von links) und Gästen (Foto: Heiming)

Rheinmetall errichtet auf einem rund 60.000 Quadratmeter großen Gelände eine Produktionsstätte mit rund 30.000 Quadratmetern Grundfläche und investiert 100 Millionen Euro in die Infrastruktur sowie weitere 100 Millionen Euro in die Ausrüstung, erläuterte Armin Papperger, CEO der Rheinmetall AG, das Projekt. Rheinmetall bringe seine Erfahrungen sowohl als integrierter Technologiekonzern bei der Fertigung komplexer Bauteile als auch als Luftfahrtbetrieb ein. Nur sechs Monate habe es gedauert, von den ersten Gesprächen (ES&T berichtete ) bis zum Spatenstich. Dieses Paradebeispiel für „Speed and Agility“ solle in dem Tempo fortgesetzt werden. Schon 2025 soll die Produktion der Rumpfmittelteile beginnen. Im 4. Quartal 2026 soll das erste Rumpfmittelteil ausgeliefert werden. 400 hochqualifizierte Mitarbeiter sollen pro Jahr 30 dieser zentralen Baugruppe des Kampfflugzeugs montieren und an eine der Endmontagelinien in den USA, Italien oder Japan liefern.

In den nächsten Jahren sollen 400 Rumpfmittelteile aus jeweils über 10.000 Einzelteilen von dem Fachpersonal zusammengebaut werden. Sie werden Basis sein vor allem für die F-35A-Kampfflugzeuge, die in den europäischen NATO-Ländern bestellt sind.

In deutsch-amerikanischer Kooperation entstehe ein neuer Nukleus für Luft- und Raumfahrttechnologie in Nordrhein-Westfalen, so Papperger weiter. Die hochmoderne Montagelinie werde auch Ausstrahlung in die Umgebung haben. Weitere Unternehmen und die lokale Wirtschaft sollen eingebunden werden.

Ministerpräsident Wüst sieht den Bau des Montagewerks als Zeichen der mentalen Zeitenwende, verursacht durch den russischen Angriffskrieg in der Ukraine. In den letzten 30 Jahren habe es eine solche Investition in dieser Dimension in der Rüstung nicht gegeben. Er wies auch auf die Zustimmung der Gesellschaft hin. „Demokratien müssen wehrhaft sein. Wer Demokratie entwaffnet, macht Recht und Freiheit schutzlos“, sagte Wüst. Die Entscheidung, in Weeze mit der Produktion von Flugzeugteilen zusammen mit US-amerikanischen Partnern zu beginnen, habe eine verteidigungspolitische und eine wirtschaftspolitische Dimension.

Rheinmetall baut in Weeze eine Fabrik zur Montage von Rumpfmittelteilen für das Kampfflugzeug F-25 (Foto: Rheinmetall)

Wüst zeigte sich zufrieden, dass Unternehmen aus NRW am Bau der Fabrik beteiligt sein werden. Weitere Betriebe werden sich im Umfeld ansiedeln und als Zulieferer an der Produktion mitwirken. Die hochmoderne Fabrik werde über Jahrzehnte als Magnet für gute Arbeitsplätze in der Region wirken.

Beschaffung für Deutschland

Mit der 2022 getroffenen Entscheidung, 35 Kampfflugzeuge F-35A Lightning II zu beschaffen, hat die Bundeswehr eine Voraussetzung für die Entscheidung von Northrop Grumman zur Montage von F-35-Rumpfmittelteilen in Deutschland durch Rheinmetall geschaffen. Nach der Billigung der Beschaffung durch den Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages im Dezember 2022 werden im Verfahren Foreign Military Sales demnächst unterschriftsreife Verträge erwartet.

Die Flugzeuge sollen im Zeitraum 2026 bis 2029 an die Luftwaffe ausgeliefert werden. Die Pilotenausbildung soll 2026 in den USA beginnen. 2027 sollen sie mit ihren Maschinen nach Büchel verlegen. Die Initial Operational Capability der deutschen F-35-Maschinen soll dann 2028 erreicht werden.

Die F-35 Lightning II

Die F-35 wird seit rund 20 Jahren vom Hauptauftragnehmer Lockheed Martin zusammen mit den Hauptpartnern Northrop Grumman und BAE Systems in Serie produziert. Bisher sind mehr als 900 Flugzeuge an Betreiber in der ganzen Welt ausgeliefert worden. Allein die USA wollen fast 2.550 Maschinen beschaffen. In Europa gehören neben Deutschland Belgien, Dänemark, Finnland, Italien, die Niederlande, Norwegen, Polen, die Schweiz und Großbritannien zu den (teils zukünftigen) Nutzern. Jüngster Besteller ist Tschechien, deren Antrag auf Beschaffung von 24 Maschinen kürzlich genehmigt worden ist.

Das Kampfflugzeug mit besonders niedrigem Radarrückstrahlquerschnitt kann aufgrund seiner besonderen Konstruktion von feindlichen Aufklärungsmitteln kaum entdeckt werden. Mit einem maximalen Startgewicht von 30 Tonnen wird es von dem F135-PW-100-Turbofan-Triebwerk mit bis zu 191 kN Schub (mit Nachbrenner) auf eine Höchstgeschwindigkeit von Mach 1,6 beschleunigt. Je nach Mission liegt die Reichweite zwischen 1.200 km und 2.800 km in Dienstgipfelhöhen bis 15 km.

Auf internen und externen Waffenstationen kann ein umfangreiches Arsenal an Raketen und Bomben mit einem Gesamtgewicht bis zu 8,2 Tonnen mitgeführt werden. Die F-35 ist für den Einsatz von Atomwaffen zertifiziert. Das war ein wichtiges Merkmal für die deutsche Entscheidung für dieses Flugzeug.

Gerhard Heiming