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Das Bundeswehr-Beschaffungsamt BAAINBw hat am 22. Juni den Liefervertrag mit Diehl Defence für sechs Feuereinheiten des Luftverteidigungssystemen IRIS-T SLM unterzeichnet. Wenige Tage zuvor, am 14. Juni, hatte der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages ein Finanzvolumen von 950 Millionen Euro dafür freigegeben.

Eine Feuereinheit besteht aus den Komponenten Rundum-Radar, taktisches Operationszentrum und drei Achtfach-Werfern sowie Hilfsfahrzeugen für Wartung und Beladung. Hinzu kommen operationelle und Übungs-Lenkflugkörper.  Als Unterauftragnehmer sind Hensoldt (Radargerät), Airbus Defence and Space (Führungs- und Waffeneinsatzsystem), Rheinmetall MAN Military Vehicles (Trägerfahrzeuge) und Rhode & Schwarz (drahtlose Kommunikation) beteiligt.

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Die Komponenten von IRIS-T SLM auf einen Blick: (von Links) Werfer, Radar, Operationszentrum

Alle Komponenten sind auf Standard-20-Fuß-ISO-Containerrahmen integriert und sind damit auf modernen HX-Lkw mit der Antriebsformel 8×8 sowie per Bahn, Flugzeug oder Schiff transportierbar. Für den Lufttransport eignen sich die Transportflugzeuge A400M, C130-J und größere Maschinen. Das System wird nach Angaben des BMVg gegen Bedrohungen aus der Luft wie zum Beispiel Drohnen, Flugzeuge, Hubschrauber oder Marschflugkörper eingesetzt. Es bewähre sich derzeit in der Ukraine unter realen Gefechtsbedingungen.

Als Hauptsensor wird das Multifunktionsradar TRML-4D von Hensoldt verwendet. Nach Angaben des Herstellers basiert das TRML-4D auf der fortschrittlichsten Festkörper-AESA-Sensortechnologie (Gallium Nitride Active Electronically Scanned Array) mit mehreren digital geformten Strahlen und ist für die Boden-Luft-Erkennung im Nah- und Fernbereich sowie für den Waffeneinsatz konzipiert.

Das taktische Operationszentrum (Tactical Operation Center, TOC) in einem 20-Fuß-ISO-Container bietet in der Exportversion Platz für zwei Operateure. Die Einsatzplanung und Führung des Feuerkampfs erfolgt mithilfe der Integrierten Gefechtsführungs- und Feuerleitsoftware Fortion IMBS-FC (Integrated Battle Management Software-Fire Control) von Airbus Defence and Space. Sowohl das Radargerät als auch die Werfer werden aus dem TOC gesteuert.

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Die Werfereinheit wird von einem HX-Lkw mit Containertragrahmen an den Einsatzort transportiert. Dank eigener Stromversorgung und Flugkörper-Lenkeinrichtung kann die Einheit abgesetzt von den übrigen Systemkomponenten disloziert werden. Acht Flugkörper in Multifunktionsbehältern sind binnen zehn Minuten feuerbereit.

Im Beschaffungsvertrag mit Diehl Defence ist die Lieferung von sechs Feuereinheiten mit insgesamt 216 Lenkflugkörpern (davon 72 Ausbildungs-FK) vereinbart. Das erste System soll für Qualifikationszwecke bereits 2014 zur Verfügung stehen. Die Serienauslieferung ist ab Ende 2025 geplant und soll 2027 abgeschlossen sein. Die Flugkörper laufen ab Mitte 2025 zu. Optional ist die Lieferung weiterer 665 Lenkflugkörper in zwei Tranchen vereinbart, die bis 1. Januar 2027 bzw. 31. Dezember 2030 abgerufen werden können.

Die Bundeswehr hat in den vergangenen Monaten gemeinsam mit der Industrie ukrainische Bediener an IRIS-T SLM ausgebildet. Daher verfügt sie bereits über Systemkenntnisse und eine eigene Ausbildungskapazität, mit der eine erste Einsatzfähigkeit nach Auslieferung des ersten schnell hergestellt werden kann.

Gerhard Heiming