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Der Hochenergielaser gilt als vielversprechende Zukunftstechnologie und gewinnt für Streitkräfte immer mehr an Bedeutung. Daher laufen sowohl von Seiten der Industrie als auch der Streitkräfte mehrere Programme, diese Technologie auf unterschiedliche Plattformen zu integrieren und für die Truppe nutzbar zu machen. So hat die MBDA Deutschland erst im Sommer 2022 einen tragbaren Lasereffektor vorgestellt und diesen in einer Dreibeinvariante potenziellen Nutzern erstmalig präsentiert. Mittlerweile hat das in Bayern ansässige Unternehmen den Laserdemonstrator in ein unbemanntes Bodenfahrzeug (Unmanned Ground Vehicle – UGV) integriert.

Auf einem von MBDA Deutschland zur Verfügung gestellten Video ist zu erkennen, dass der Infanterielaser auf einem kettengetriebenen UGV des Typs Ziesel manövriert. Es kann aber wohl davon ausgegangen werden, dass die Waffe auch in anderen Plattformen, die über genügend Traglast und eine ausreichend große Energiequelle verfügen, integriert werden kann. Ob die im Video gewählte Kombination aus Waffe und UGV zu reinen Demonstrationszwecken gewählt wurde, oder auf spezifisches Vorhaben abzielt, ist derzeit noch unbekannt.

In einem kürzlich mit S&T geführten Interview erklärte Doris Laarmann, Leiterin Laserwaffensysteme bei der MBDA Deutschland, dass der aktuelle Laserdemonstrator noch ein Labormuster sei, welches ausschließlich durch MBDA-Personal bedient werde. Ihrer Aussage nach wird der Demonstrator derzeit eingesetzt, „um potenziellen Nutzern die wesentlichen Funktionalitäten bzw. das Leistungsspektrum eines solchen Waffensystems zu zeigen. Er dient aber auch als gemeinsame Diskussionsgrundlage für MBDA Deutschland und Bundeswehr, um das System hinsichtlich Handhabung, Bedienoberfläche oder Einsatzregeln zu verbessern.“

Sie gab zudem an, dass ein Demonstrator für das Heer geplant sei. „Mit dem Laserdemonstrator sollen Erprobungen durch geschultes Heerespersonal durchgeführt werden. Im Rahmen der Erprobungen soll das System gegen verschiedene Ziele, über verschiedene Reichweiten und unter verschiedenen Wetter- oder Rahmenbedingungen getestet werden“, gab Laarmann an. Weiterhin sei es ein Ziel, „Rückmeldungen mit Blick auf die Bedienung zu sammeln und auszuwerten. Das ist wichtig für die zukünftige Umsetzung dieses Laserwaffensystems. Nach dieser Phase kann das System dann entwickelt und qualifiziert werden.“

Die Laserwaffe

Laserwirksysteme bieten gegenüber Rohr- und Lenkwaffen mehrere Vorteile. Laser sind skalierbar, sie bieten eine punktgenaue und direkte Wirkung. Zudem sind Hochenergielaser geräuschlos und für das menschliche Auge unsichtbar. Da für die Wirkung von Lasern keine Munitionsbevorratung, sondern nur Energie notwendig ist, bieten sie auch logistische Vorteile, zudem sind die Kosten pro Schuss deutlich geringer. Laserwaffen haben aber auch Nachteile. Die Wirkung ist stark von den Eigenschaften des beschossenen Materials sowie einem exakten Zieltracking und atmosphärischen- bzw. Witterungseinflüssen abhängig. Für wiederholtes Feuern muss die Trägerplattform des Laserwaffensystems zudem über eine ausreichend dimensionierte Energiequelle bzw. -erzeugung verfügen. Es kann daher davon ausgegangen werden, dass Laserwaffen klassische Waffen in Zukunft nicht ersetzen, sondern vielmehr den Waffenmix der Streitkräfte ergänzen werden.

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MBDA Deutschland hat am 6. Juli erstmals einen Prototyp einer tragbaren Laserwaffe potenziellen Nutzern von Bundeswehr und Polizei in der Praxis vorgestellt. (Foto: MBDA Deutschland)

Die auf Lenkflugkörper und Luftverteidigungssysteme spezialisierte MBDA Deutschland GmbH hat in den vergangenen Jahren eine umfangreiche Expertise im Bereich der Lasertechnik aufgebaut. So hatte das Unternehmen gemeinsam mit dem Industriepartner Rheinmetall den Auftrag erhalten, die Fregatte Sachsen mit einem Laserdemonstrator auszurüsten. Die MBDA-Ingenieure haben darüber hinaus in mehreren Schritten einen kleinen, tragbaren Lasereffektor entwickelt.

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Den Angaben von MBDA zufolge weist das aktuelle System eine Laserleistung von mehreren 100 Watt auf. Sowohl Laserquelle als auch Strahlführungssystem haben jeweils ein Gewicht von weniger als 25 kg.

In dem S&T-Interview verweist Laarmann darauf, dass für die aktuelle Version des Infanterielaserdemonstrators vor allem marktverfügbare Komponenten genutzt wurden, was dazu führe, dass für alle Komponenten „im Rahmen der Entwicklung weitere Miniaturisierungen möglich“ seien. Ihr zufolge sind sowohl Quellengröße und Dimensionierung des Powerpacks maßgeblich für die Gesamtgröße des Lasers verantwortlich.

Die Plattform

Das elektrische Raupenfahrzeug Ziesel wurde vom Tiroler Hersteller Mattro entwickelt und von der Hentschel System GmbH in eine geländegängige, robuste Roboterplattform umgerüstet. Die Bundeswehr hat das Fahrzeug unter anderem im Vorhaben „Cargo Mule“ getestet, wo der Ziesel von Hentschel Systems in Zusammenarbeit mit Diehl Defence angeboten wurde. Zudem wird eine logistische Variante des Fahrzeuges derzeit durch die Versuchskräfte des Heeres untersucht.

Durch die geringen Abmessungen von 148 x 123 cm (LxB) und einem geringen Eigengewicht von ca. 300kg bei einer Zuladung von 500kg eignet sich der Ziesel für eine Vielzahl von Anwendungen.

Das Fahrzeug ist mit austauschbaren Lithium-Ionen-Akkus mit einer Leistung von 10 kWh ausgerüstet und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von bis zu 20 km/h. Für die automatische Folgefunktion muss das Fahrzeug eine direkte optische oder IR-Sichtlinie mit dem vorausgehenden Infanteristen aufbauen – auch bei schlechter Sicht und bei Nacht. Hierfür kommen beim Ziesel passive Sensoren mit bildverarbeitenden Algorithmen zum Einsatz.

Waldemar Geiger