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ES&T: Nachdem die Situation in der Ukraine so eskaliert ist, misst man der Bundeswehr wieder größere Bedeutung bei. Ende Februar hatte Bundeskanzler Olaf Scholz in einem viel beachteten Auftritt eine Zeitenwende bei der Finanzierung der Bundeswehr angekündigt. Wie entwickeln sich die Gespräche mit dem Kunden?

Brendler: Wir stehen in intensivem Austausch mit den Verantwortlichen in Regierung und Bundeswehr. MBDA steht bereit, die Bundeswehr nach besten Kräften zu unterstützen. Die Erkenntnis, dass die Bundeswehr seit Jahren unterfinanziert ist, ist ja nicht neu. Nur jetzt ist das erschreckend sicht- und spürbar. Nach dem Angriff auf die Ukraine herrscht vor allem in weiten Teilen der Bevölkerung Konsens, dass wir in Deutschland eine vollausgestattete, schnell einsatzfähige Bundeswehr benötigen und zwar nicht nur auf dem Papier. Fakt ist, die Bundeswehr benötigt eine verlässliche und langfristige Finanzierung und moderne Ausrüstung. Der Ukraine Krieg zeigt, dass insbesondere die Anzahl und Qualität der eingesetzten Flugkörper einen entscheidenden Vorteil bringen. Das Sondervermögen sollte deshalb auch dazu dienen im Bereich Flugkörper und Munition industrielle Kapazitäten zu erweitern, um die Bundeswehr im Konfliktfall nachhaltig mit Material versorgen zu können. Wir verstehen unseren Beitrag für die Streitkräfte als Garant für Schutz, Sicherheit und strategische Unabhängigkeit.

ES&T: Welchen Beitrag kann MBDA zur Modernisierung der Bundeswehr leisten?

Brendler: MBDA gehört zu den leistungsfähigsten Rüstungsunternehmen weltweit. In Schrobenhausen bündeln wir Fähigkeiten im Bereich Luftverteidigung und Lenkflugkörpersysteme und Lasertechnologie. Als Hauptauftragnehmer für die deutschen Patriot-Flugabwehrsysteme sind wir beispielsweise für die technisch-logistische Betreuung zuständig und an der Wartung sowie Weiterentwicklung dieses Luftverteidigungssystems beteiligt. Im TLVS-Programm haben wir Hochtechnologie entwickelt, die für ein leistungsstarkes integriertes Luftverteidigungssystem eingesetzt werden kann. Zur Abwehr von Unmanned Aerial Systems im Nahbereich bieten wir mit Sky Warden NNbS ein System an, das kurzfristig zur Einsatzreife gebracht werden kann.

Außerdem bieten wir High-Tech-Produkte wie den Marschflugkörper Taurus, den Lenkflugkörper Meteor zur Bekämpfung feindlicher Flugzeuge oder auch die Entwicklung eines Laserwaffensystems zur Abwehr von Drohnen und weiteren Zieltypen.

Mit dem Enforcer für Infanterie und Spezialkräfte oder der Joint Fire Support Missile bieten wir Lenkflugkörper an, die in den aktuellen Einsatzszenarien entscheidend zum Schutz unserer Soldaten beitragen können.

ES&T: Es wurde viel über die „Kinschal“-Raketen der Russen berichtet. Was hat es mit dieser Technik auf sich und ist sie wirklich so „beeindruckend“ wie propagiert?

Brendler: Kinschal ist eine Hyperschallrakete, die mit sehr hoher Geschwindigkeit (> Mach 5) ihr Ziel erreicht. Auf dem Hyperschallsektor hat Russland beachtliche Fortschritte aufzuweisen. Nach Angaben des Kremls wurde Kinschal bereits 2017 in Dienst gestellt.
Unter Nutzung von Startgebieten an der Westgrenze Russlands, über dem Schwarzen Meer, dem Mittelmeer oder dem Nord- und Westatlantik kann Russland mit dieser Rakete Ziele in ganz Europa erreichen. Umso wichtiger ist es, in den Schutz vor neuartigen Raketen zu investieren und Raketenabwehrsysteme zu modernisieren.

ES&T: Wie wichtig sind Partnerschaften bei der Realisierung von zukünftigen Programmen?

Brendler: Partnerschaften gehören zum Pflichtprogramm von Unternehmen, die wie MBDA Spitzentechnologie für die Bundeswehr entwickeln; hierfür sind wir als europäischer Konzern in einzigartiger Weise aufgestellt. Auch die zukünftigen Großprojekte und Technologien, wie das zukünftige Luftkampfsystem FCAS, der neue Kampfpanzer MGCS, die Entwicklung leistungsfähiger Lenkflugkörper oder die bodengebundene Luftverteidigung, sind nur in europäischen Kooperationen zu bewerkstelligen. Wir haben im europäischen Kooperationsprogramm Meteor gezeigt, dass wir einen wertigen Beitrag leisten können.

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