Die Bundeswehr hat die Leonardo Germany GmbH mit der Herstellung und Lieferung des neuen Hauptkampfvisiers für die Bundeswehr-Sturmgewehre beauftragt. Dies geht aus einer heutigen Mitteilung des Unternehmens hervor. Nach Angeben von Leonardo beinhaltet die Rahmenvereinbarung eine Lieferung von bis zu 107.929 Visieren, erste Lieferungen erfolgten bereits im 3. Quartal 2021.
Bei dem ausgewählten Modell handelt es sich um das von Leonardo angebotene ELCAN Specter DR 1-4x. Leonardo und Raytheon-Elcan sind für das Angebot mit Leonardo als Hauptauftragnehmer eine strategische Partnerschaft eingegangen. Die Herstellung der Optiken erfolgt durch Raytheon-Elcan in Kanada.
Bei der von der Bundeswehr ausgewählten Optik handelt es sich grundsätzlich um die gleiche Zieloptik, die auch von den dänischen Streitkräften beschafft worden ist. Sie weist jedoch einige bundeswehrspezifische Modifikationen auf. Hierzu zählt unter anderem das von der Bundeswehr geforderte Absehen, welches dem des G36-ZF gleicht. Ein weiteres wichtiges Kriterium war, dass der rote Zielpunkt bei Umschalten auf die Vierfach-Vergrößerung seine ursprüngliche Größe beibehält und somit ein Ziel nicht verdeckt. Die Optik zeichnet sich als geschlossenes System durch hohe Robustheit aus. Die geforderte Schussbelastung übertraf sie bei den Erprobungen deutlich.
Die 153 mm lange, 75 mm hohe und 67 mm breite Optik wiegt ca. 630 Gramm und lässt sich über eine Mil-Std 1913-Schnittstelle auf allen damit ausgestatteten Handwaffen – auch auf einem modifizierten G36 – anbringen. Über einen beidseitig bedienbaren Hebel lässt sich die Optik von ein- auf vierfache Vergrößerung umstellen. Das Gehäuse ist in dem neuen sandfarbenen Farbton gehalten und verfügt an der Oberseite über eine integrierte Mil-Std 1913-Schnittstelle, welche auch gleichzeitig als Notvisierung dient. Da die Optik in Kanada entwickelt wurde unterliegt sie nicht US-Exportkontrollregularien (ITAR frei).
Gut unterrichteten Kreisen zufolge geschieht die Auslieferung der Systeme – ähnlich wie bei der Beschaffung der querschnittlichen Laser-Licht-Module – in mehreren Schritten. Es ist daher davon auszugehen, dass die ersten gelieferten Optiken als Nachweismuster für die Truppenerprobung dienen werden.
Dem Vernehmen nach könnte zukünftig auch die Ausstattung weiterer Bundeswehr-Handwaffen – etwa des MG4 oder des MG5 – mit der Optik erfolgen.
Bemerkenswert erscheint, dass die Bundeswehr ähnlich wie beim Laser-Licht-Modul nun eine Sturmgewehroptik unabhängig von der Beschaffungsentscheidung im Vorhaben „System Sturmgewehr Bundeswehr“ beauftragt. Da sich diese Komponenten an den bereits eingeführten Handwaffen nutzen lassen, gehen die deutschen Streitkräfte damit einen weiteren Schritt, die Kampfkraft der Infanterie und der abgesessen kämpfenden Soldaten bereits jetzt zu erhöhen.
Jan-Phillipp Weisswange