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Der Lenkwaffen- und Luftverteidigungsspezialist MBDA Deutschland sieht sein Test- und Versuchszentrum im bayerischen Freinhausen für neue Aufgaben in den kommenden Jahren gut gerüstet. Am Standort sei die technologische Infrastruktur vorhanden, um sich auf veränderte Szenarien einzustellen und so im Kontext neuer Systeme zur Flugabwehr und Luftverteidigung unterschiedlicher Reichweite eine wichtige Rolle zu übernehmen, sagt Jürgen Koneczny, Programmleiter Patriot von MBDA, anlässlich des zehnjährigen Bestehens der Anlage. “Daher beurteile ich nicht nur die Gegenwart unseres Standorts positiv, sondern blicke auch optimistisch in die Zukunft”, fügt der MBDA Manager an.

Am 13. Mai feierte MBDA Deutschland das zehnjährige Jubiläum der Test- und Referenzanlage – kurz TuRA – für das deutsche Flugabwehrraketensystem Patriot. MBDA hat nach eigenen Angaben in der vergangenen Dekade insgesamt fünf Millionen Euro in Gebäude und Infrastruktur investiert. Mittlerweile habe sich der Standort mit seiner einzigartigen Testanlage für Flugabwehrsysteme als Schnittstelle zwischen Industrie und Streitkräften fest etabliert. Nach Aussage von Koneczny wurde eine Anlage geschaffen, die in Europa, möglicherweise sogar weltweit einmalig sei.

In dem Zentrum testet, simuliert und entwickelt MBDA Luftverteidigungssysteme in einer multifunktionalen Umgebung. Getestet werden Sensoren, Feuerleitstände, Launcher sowie die zugehörigen Kommunikationssysteme. Laut MBDA bietet die Lage des bayerischen Zentrums in der Einflugschneise des Flughafens München und der Nähe zum Militärflugplatz Manching mit seinen vielen Flugbewegungen ideale Bedingungen, um beispielsweise Radar-Versuche vorzunehmen. Im Moment liege der Fokus der Bundeswehr auf dem Betrieb der Test- und Referenzanlage für das Flugabwehrraketensystem Patriot.

Allgemein wird erwartet, dass die Bundeswehr in den kommenden Jahren in den Ausbau der Luftverteidigung investieren muss. So soll unter anderem ein Nah- und Nächstbereichsschutz (NNbS) für die Kampftruppe beschafft werden. Der Konflikt um Bergkarabach hat überdies gezeigt, dass Mittel zur Bekämpfung von Drohnen dringend erforderlich sind. Langfristig dürfte auch im Rahmen des Future Combat Air Systems (FCAS), die Integration der bodengebundenen Luftverteidigung in eine Air Combat Cloud erforderlich sein. Außerdem hat sich Deutschland am europäischen Programm TWISTER beteiligt, dass anfliegende Raketen vom Weltraum aus aufklären und anschließend bekämpfen soll.

Die ehemalige Einsatzstellung der Luftwaffe für das Waffensystem Hawk in Freinhausen wurde 2009 von MBDA Deutschland, damals LFK-Lenkflugkörpersysteme GmbH, erworben und kontinuierlich zum Testgelände für die integrierte Luftverteidigung ausgebaut. Betrieben wird Anlage in enger Zusammenarbeit mit der Bundeswehr.

Die vorhandene Infrastruktur umfasst nach Angaben von MBDA moderne Büro- und Laborräume sowie verschiedene Andockmöglichkeiten externer Ausrüstung. Darüber hinaus stehen ein Radar sowie Integrations- und Testgebäude (Radom) mit Stellplätzen für Großgeräte und HF-durchlässigen 180-Grad-Kuppeln zur Verfügung. Aktuell laufe am Standort ein umfangreicher mehrwöchiger Systemtest der neuesten Softwareversion für Patriot, teilte MBDA weiter mit.

Lars Hoffmann