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Pro-iranische Medien und ein israelischer Fernsehsender berichteten am 13. April 2021, dass ein Handelsschiff vor der Küste der Vereinigten Arabischen Emirate angegriffen worden sei. Bei soll es sich um die „Hyperion Ray“, einen 2015 gebauten Fahrzeugtransporter, der 200 Meter lang und 36 Meter breit ist, handeln. Die „Hyperion Ray“ fährt unter der Flagge der Bahamas für die Reederei Ray Car Carrier. Das Schiff war, so heißt es, auf dem Weg vom kuwaitischen Mina Al Ahmadi in die Vereinigten Arabischen Emirate.

Gegen Mittag des 13. April (ca. sieben Uhr MEZ) meldete die „Hyperion Ray“ verdächtige Schiffsbewegungen in ihrer unmittelbaren Nähe. Satellitenbilder zeigen ein größeres Frachtschiff, wohl die „Hyperion Ray“. In ihrem Heckbereich operieren zwei kleineren Einheiten. Am frühen Abend des 13. April meldete die „Hyperion Ray“ eine Explosion. Etwa 20 Seemeilen östlich von Fujairah, Vereinigte Arabische Emirate, sei die „Hyperion Ray“, eigenen Meldungen zufolge, entweder von einer Rakete oder einer Drohne getroffen worden. Nach unbestätigten Meldungen soll die „Hyperion Ray“ ohne Nutzung des AIS (eines Schiffsidentifikationssystems) navigiert haben.

Unweit von ihr operierte die belgische Fregatte „Leopold 1“ im Auftrag der europäischen Mission zur Förderung maritimer Sicherheit (‚maritime awareness‘) in der Straße von Hormuz (EMASOH/Operation Agénor). Das Hauptquartier von EMASOH twitterte, dass zum fraglichen Zeitpunkt keine Informationen über die „Hyperion Ray“ vorlagen.

Es ist bekannt, dass im Seegebiet des Persischen Golfes und seiner Zugänge oft schnelle, kleine, zivile und militärische Boote verkehren. Verdächtig wird es, wenn diese Einheiten den größeren Schiffen folgen oder sie gar eng beschatten, also sie in unmittelbarer Nähe begleiten.

Ende Februar 2021 verzeichnete die „Helios Ray“ – ebenfalls ein Autotransporter, der laut einer Schiffsdatenbank (vesselfinder.com) dem gleichen Eigner wie die „Hyperion Ray“ gehört und ebenfalls in den Bahamas registriert ist – im Golf von Oman eine Explosion. Zwei Wochen später wurde ein iranisches Containerschiff bei einem Angriff im Mittelmeer beschädigt.

Im April 2020 führten Schiffe der iranischen Marine riskante Manöver gegen Schiffe des US-Militärs durch, indem sie vor deren Bug aus nächster Nähe kreuzten, während sie in internationalen Gewässern des Nordarabischen Golfs operierten. Der Lenkwaffenzerstörer USS Paul Hamilton (DDG 60) führt gemeinsame Interoperabilitätsoperationen zur Unterstützung der maritimen Sicherheit im Operationsgebiet der US 5th Fleet durch. Foto: US Navy

Der Vorfall auf der „Hyperion Ray“ könnte im Zusammenhang mit dem Angriff auf die iranische „Saviz“ in der vergangenen Woche zu sehen sein. Das iranische Schiff, das seit Ende 2016 vor der Küste des Jemen im Roten Meer in internationalen Gewässern ankerte, steht im Verdacht, als Mutterschiff für die iranischen Revolutionsgarden bei ihrer Unterstützung für die Houthi-Rebellen im Jemen zu dienen. Darüber hinaus ist bemerkenswert, dass sich der Übergriff auf die „Hyperion Ray“ einige Tage nach dem mysteriösen Vorfall in der iranischen Atomanreicherungsanlage Natanz ereignete.

Auffällig ist, dass sich diese Vorfälle ereigneten, nachdem US-Präsidenten Joe Biden ankündigte, dem Iran-Atomabkommen (JCPOA) wieder beizutreten. Die zeitliche Nähe zur Wiederaufnahme der Gespräche in Wien fällt ebenfalls auf.

Hans Uwe Mergener