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Es gab keine große Feier, die formelle Abnahme der „Magen“ fand am 30. Oktober im kleinen Rahmen im Beisein der Bauaufsicht im Hangar der israelischen Korvette an der Pier in Kiel statt. Mit einer Besatzung der israelischen Marine wurde noch unter der Werftflagge vom 3. bis zum 5. November Einzelausbildung betrieben. Am 12. November wird die „Magen“ Kiel verlassen. Einen Tag zuvor soll sie von der israelischen Marine formell in Dienst gestellt werden. Sie soll am 27. November Haifa erreichen.

Die bei German Naval Yards gebaute Korvette gehört zu dem Programm von vier Einheiten der Sa’ar 6-Klasse, deren Bau im Jahr 2014 auf den Weg gebracht wurde. Im Mai 2015 wurde der Vertrag mit dem Generalunternehmer Thyssenkrupp Marine Systems unterschrieben. Baunummer 1 wurde im April 2019, 14 Monate nach Baubeginn, zu Wasser gelassen und am 23. Mai 2019 auf „Magen” – hebräisch für Schutz, Schild – getauft. Finanziert werden die vier Schiffe zum Teil von Deutschland. Berichten zufolge soll die Unterstützung 115 Millionen Euro bei einem Gesamtauftragsvolumen von 430 Millionen Euro betragen. Bei einer Bewertung des Preises gilt es zu berücksichtigen, dass die elektronischen Anteile weitgehend sowie die Bewaffnung vollständig in Israel integriert werden.

INS „Magen“ bei Erprobungsfahrt in der Kieler Bucht – Copyright: Michael Nitz

Die Bundesregierung begründet die Rüstungskooperation als einen deutschen Beitrag zur Sicherheit Israels. So soll die Politik der Existenzgarantie umgesetzt werden. Im Einzelplan 60 des Bundeshaushalts sind Mittel für die Beschaffung von Verteidigungssystemen für Israel eingestellt. Dies steht im Zusammenhang mit dem Bekenntnis zur besonderen historischen Verantwortung gegenüber Israel.

Die aktuelle Doktrin der ‚Israel Defence Forces‘ sieht vor, der iranischen Bedrohung für Israel zu begegnen. Sie wendet sich insbesondere gegen die iranische Präsenz in Syrien und im Libanon. Auf See bedeutet das, sich den potenziellen Raketenbedrohungen aus diesen Ländern zu stellen. Israels Philosophie ist, dass jede Rakete, die das Verteidigungsnetzwerk durchdringt, ein Risiko für die lebenswichtigen Offshore-Plattformen Israels ist. Aufgabe der Sa’ar 6 wird deren Schutz sein – als seewärtiges Auge und maritimer Arm im Verbund mit den land- und luftgestützten Systemen wie Iron Dome und zukünftig F-35. Im Grunde geht es darum, mit der Sa’ar 6-Klasse den Schirm des Sensor- und Effektorenverbundes auf das Meer zu erweitern – „Magen“. Für die nächsten 30 Jahre sollen die vier Korvetten der Sa’ar 6-Klasse „Magen“, „Oz“, „Atzmaut“ und „Nitzachon“ gemeinsam mit den U-Booten der Dolphin-Klasse das Rückgrat der israelischen Marine darstellen.

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Zur Bewaffnung der 90 Meter langen, 1900 Tonnen verdrängenden Korvetten gehören Harpoon Schiff-Schiff-Flugkörper sowie zwei unterschiedliche Luftabwehrsysteme: C-Dome (navalisierte Version des Iron Dome) und Barak. Von der elektronischen Ausrüstung ist ELTA’s MF-STAR (ELM-2248) bekannt, ein aktives phased-array-Radar. Hinzu kommt die Fähigkeit, mittelgroße Hubschrauber (Seahawk) aufnehmen zu können. Besatzung: 80 Frauen und Männer.

Bewaffnung

  • 1 x 7,62 cm L/62 Leonardo
  • 2 x 25mm Typhoon Geschütze
  • 16 Harpoon II-Anti-Schiffsraketen (vier Vierfachstarter)
  • 32 Barak 8-Flugabwehrraketen (Senkrechtstarter)
  • 40 Tamir-Nahbereichsabwehrraketen (C-Dome-System)
  • 6 x 32,4 cm-Torpedorohre (zwei Drillingstorpedorohre für Mk 54-Torpedos)
  • 1 Bordhubschrauber (Sikorsky SH-60F Seahawk oder Eurocopter AS565 Panther)

Hans Uwe Mergener