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Ein U-Boot der israelischen Marine ist Medienberichten zufolge bereits am Sonnabend, dem 19. Dezember 2020 durch den Suezkanal in das Rote Meer eingelaufen. Dies berichtet unter Berufung auf arabische Quellen die zur Israeli Public Broadcasting Corporation gehörende Kan-News am Abend des 21. Dezember. Die Verlegung wird mit der angespannten Lage zwischen Israel und dem Iran als Folge des Attentats auf den iranischen Atomforscher Mohsen Fakhrizadeh am 27. November, das nach übereinstimmenden Erkenntnissen mehrerer Geheimdienste vom israelischen Mossad ausgeführt wurde, in Verbindung gebracht. Laut Kan-News ging der Stabschef der Israel Defence Force, Generalleutnant Aviv Kochavi, am Montag in einer öffentlichen Stellungnahme auf die Spannungen mit dem Iran ein und bekräftigte die Entschlossenheit Israels, auf jeden Versuch zu reagieren, Israel oder seine Bürger zu verletzen.

Screenshot: Hans Uwe Mergener

Israel verfügt derzeit über fünf U-Boote aus deutscher Produktion. Drei Boote der Dolphin 1-Klasse, die einem vergrößerten Boot der Klasse 209 entsprechen, wurden 1999 und 2000 in Dienst gestellt. Die zwischen 2012 und 2017 fertiggestellten zwei neueren Boote der Dolphin 2-Klasse ähneln den U-Booten 212A, die die Deutsche Marine nutzt. Sie verfügen über einen außenluftunabhängigen Antrieb. Gegenüber dem Vorläufer sind sie 12 Meter länger, fast 500 Tonnen schwerer in der Verdrängung und besatzungsintensiver. Ein drittes Boot der Dolphin 2-Klasse befindet sich zurzeit kurz vor der Auslieferung. Besonderheit der sechs israelischen Boote sind vier Torpedorohre 65 cm, über die sie zusätzlich zur Standard-Ausrüstung von sechs Rohren 53,3 cm verfügen. Die größeren Rohre können für Minen, Marschflugkörper oder auch den Einsatz von Kampfschwimmern (ggf. mit leichten ‚swimmer delivery vehicles‘) genutzt werden. Nachdem sich die USA in den 1990ern einem Export von Tomahawk-Marschflugkörpern verschlossen, verfügt Israel, amerikanischen Angaben zufolge, über eine eigene Entwicklung mit einer Reichweite von mehr als 900 Seemeilen (1666 Kilometern). Auch steht das Land im Verdacht, über Nuklearwaffen zu verfügen.

Israel beabsichtigt, das erste Baulos zu ersetzen. Eine entsprechende Vereinbarung zur Lieferung von drei Booten ab 2027 wurde im Oktober 2016 mit Berlin getroffen.

Die iranische Hauptstadt läge, ebenso wie die Atomanlage Natanz, bei einem Startplatz im Mittelmeer außerhalb der (vermuteten) Reichweite der israelischen Marschflugkörper, deren Trajektographie zudem über Syrien und Irak führte und damit Vorwarnmöglichkeiten einräumt. Andererseits erfordert ein Einsatz aus dem Indischen Ozean oder gar im Persischen Golf ein erhebliches Maß an Koordinierung mit anderen Kräften (siehe unten). Die Suez-Passage nimmt zudem ein Überraschungsmoment. Andererseits wird dadurch die Abschreckung vor Angriffen auf Israel oder israelische Bürger größer.

Begleitet von den Lenkwaffenkreuzern „USS Philippine Sea“ (CG 58) und „USS Port Royal“ (CG 73) hat das U-Boot der Ohio-Klasse „USS Georgia“ (SSGN – Cruise Missile Submarine in der Terminologie der US Navy) am 21. Dezember die Straße von Hormuz passiert. „USS Georgia“ wurde in den 1984 Jahren als Atom-U-Boot für ballistische Raketen in Dienst gestellt und später (2005-2006) in eine Plattform für 154 Marschflugkörper und für Spezialoperationen konfiguriert. Sie kann bis zu 66 zusätzlichen Personals, darunter auch Spezialkräfte, aufnehmen. Fotos der US Navy vom Hormuz-Transit zeigen die aufgetauchte „USS Georgia“ mit dem gut zu erkennenden Modul für den Einsatz der Spezialkräfte, dem sogenannten ‚Dry Deck Shelter‘.

„USS Georgia“ (SSGN 729) und „USS Port Royal“ (CG 73) am 21. Dezember in der Straße von Hormuz. (Quelle: US Navy/Mass Communication Specialist 2nd Class Indra Beaufort)

Die seit acht Jahren erste Verlegung eines derartigen U-Bootes in den Persischen Golf wird von amerikanischen Medien mit dem Raketenangriff auf das Gelände der US-Botschaft in Bagdad am 20. Dezember in Verbindung gebracht. US-Außenminister Mike Pompeo: „Diese gewalttätigen und korrupten Kriminellen müssen ihre destabilisierenden Aktionen einstellen“.

Zuvor operierte die Trägergruppe um die „USS Nimitz“, die nach dem Attentat auf den iranischen Wissenschaftler kurzfristig aus dem Indik zurückbeordert worden war, für einige Tage im Persischen Golf. Jetzt befindet sie sich südlich des Horns von Afrika im Indischen Ozean.

Hans Uwe Mergener