Israelische Marine: Schiffstaufe der zweiten SA’AR 6 bei Thyssenkrupp Marine Systems
Hans Uwe Mergener
Es gab keine große Feier. Die Taufe und die Übergabe der „Oz“ fand am 4. Mai 2021 im kleinen Rahmen statt. Nach der „Magen“ im November 2020 konnte Thyssenkrupp Marine Systems die zweite von vier Korvetten der Sa‘ar 6-Klasse übergeben. Zuvor taufte Frau Laura Kam Issacharoff, Gattin des israelischen Botschafters in Deutschland, das Schiff.
Gemeinsam mit den U-Booten der Dolphin-Klasse wird die „Stärke“ (oder Macht – deutsch für ‚Oz‘) und ihre drei Schwesterschiffe das Rückgrat der israelischen Marine darstellen. Die aktuelle Doktrin der ‚Israel Defence Forces‘ sieht vor, die iranische Bedrohung einzudämmen. Dabei richtet sich ein Augenmerk gegen die iranische Präsenz in Syrien und im Libanon. Auf See bedeutet das, den potenziellen Raketenbedrohungen aus diesen Ländern zu begegnen. Israels Philosophie ist, dass jede Rakete, die dem Verteidigungsnetzwerk entgeht, ein Risiko für die lebenswichtigen Offshore-Plattformen ist, die einen wesentlichen Beitrag zur Elektrizität-Versorgung des Landes leisten. Die Aufgabe der Sa’ar 6 wird deren Schutz sein – als seewärtiges Auge und maritimer Arm im Verbund mit den land- und luftgestützten Systemen wie Iron Dome und zukünftig dem Kampfflugzeug F-35. Im Grunde geht es darum, mit der Sa’ar 6-Klasse den Schirm des Sensor- und Effektorenverbundes auf das Meer zu erweitern. Daher rührt auch die symbolhafte Namensgebung: Schild (INS „Magen“), Festung oder Refugium (INS „Oz“), Unabhängigkeit (INS „Atkzma’ut“, Baunummer 3) und Eroberung (INS „Nitzachon“, Baunummer 4). Das sind die vier Einheiten.

Aus diesen operativen Forderungen wurde abgeleitet, welche Fähigkeiten die Einheiten erfüllen müssen. So gilt es, bei einer geringen Radarrückstrahlfläche (‚stealth‘) die Nutzlasten wie Radar, andere Sensoren und Bewaffnung einsetzten zu können. Es gibt Stimmen, nach denen die die SA’AR 6 über die höchste Feuerkraft pro Quadratmeter verfügt.
Zu den Spezifikationen ist nicht viel bekannt. Die nachstehenden Angaben beruhen auf internationalen Quellen. Die Ausrüstung erfolgt in Israel.
Einzelheiten
Länge | 90 Meter | ||
Verdrängung | 1900 Tonnen | ||
Geschwindigkeit | 24 Knoten | ||
Besatzung | 80 | ||
Bewaffnung | |||
16 x Harpoon II | vier Vierfachstarter | Seezielbekämpfung | |
32 x Barak 8 | senkrechtstartend (VLS) | Flugabwehr | |
40 x Tamir | zwei Starter | Nahbereichverteidigung (Iron Dome) |
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1 x 76,2 mm | Leonardo | ||
2 x 25 mm | Typhoon | ||
MK 48 Torpedo | 6 x 32,4 cm Torpedorohre
(2 x 3) |
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Bordhubschrauber | Sikorsky SH-60F Seahawk oder Eurocopter AS565 Panther | Hangar | |
Elektronik | |||
ELAT MF-Star (ELM-2248) | Phased Array |
„Oz“ wurde im Januar 2021 bei Erprobungen in der westlichen Ostsee und östlich von Bornholm beobachtet. Dabei wurde eine Maximal-Geschwindigkeit von 25 Knoten registriert. Wann die Überführungsfahrt der INS „Oz“ erfolgen soll, wird aus Sicherheitsgründen nicht bekannt gegeben. Die beiden Schwestereinheiten INS „Atzmaut“ und INS „Nitzachon“ befinden sich in der finalen Ausrüstung bzw. Hafenerprobung bei German Naval Yards Kiel.
Hans Uwe Mergener