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Die ersten vier Küstenkampfschiffe (Littoral Combat Ships (LCS)) der U.S. Navy sollen im kommenden März außer Dienst gehen. Der Chief of Naval Operations, Admiral Michael M. Gilday, teilte dies erwartngsgemäß mit. Die Marine beschloss das Geld für die anstehende Modernisierung der vier Kampfschiffe – „USS Freedom“, „USS Independence“, „USS Fort Worth“ und „USS Coronado” – an anderer Stelle zu investieren. Der Marine zufolge stehen die Kosten einer Überholung der Einheiten und ihrer Anpassung an die Standards ihrer Schwesterschiffe in keinem Verhältnis zum Nutzen. Als erste Einheiten ihrer Art wurden die vier als Plattformen genutzt, um Konzepte zur küstennahen Gefechtsführung zu erproben und zu validieren. Auch dienten sie zum Training der Mehrfach-Besatzungen im Umgang mit den unterschiedlichen Missionsmodulen.

Das Projekt der Küstenkampfschiffe (LCS) stand aus unterschiedlichen Gründen von Anfang an in der Kritik. Dafür sorgten nicht nur exorbitante Kostensteigerungen von ursprünglich 220 Millionen US-Dollar auf mehr als 600 Millionen US-Dollar im Jahre 2008 – da war noch kein Schiff in Dienst gestellt. Auch das Management der unterschiedlichen Missionsmodule einschließlich der Ausbildung des Personals (beim Mehrbesatzungsmodell) erlitt Schlagseite und wurde revidiert. Auf das ursprünglich 55 Einheiten umfassende Programm wird nun der Neubau traditioneller Fregatten, der FFG(X) folgen (ES&T berichtete). Fincantieri konnte sich mit seiner amerikanischen Tochtergesellschaft Fincantieri Marinette Marine in der Ausschreibung gegenüber US-Konkurrenten behaupten.

 

Littoral Combat Ship – 35 Schiffe, zwei Varianten und Module

Zwei der vier betroffenen LCS gehören zu den neunzehn Einheiten der Independence-Klasse, die „USS Freedom“ ist das Typschiff der anderen nach ihr benannten, sechzehn Einheiten zählenden Klasse der Küstenkampfschiffe. Sie steht seit November 2008 im Dienst. Die „USS Independence“ ist seit Januar 2010 im Einsatz. Wenn die Schiffe am 31. März 2021 außer Dienst gestellt werden, kommen sie auf Fahrenszeiten zwischen knapp sieben und mehr als dreizehn Jahren in der U.S. Navy.

Die Independence-Variante, von denen bisher 19 Einheiten in Auftrag gegeben wurden, geht auf Austal USA, Mobile, Alabama in Zusammenarbeit mit General Dynamics zurück. Die Aluminium-Trimarane sind 127 Meter lang, 30 Meter breit, verdrängen 3.100 Tonnen und können mit ihren zwei Gasturbinen, zwei Dieselmotoren und vier Waterjetantrieben kurzzeitig bis zu 45 Knoten erreichen.

Die Freedom-Variante, bisher 16 bestellt, wird von Lockheed Martin, Marinette, Wisconsin gemeinsam mit der dort ansässigen Fincantieri-Tochter Marinette Marine gebaut. Diese 115 Meter langen, 17,5 Meter breiten Einrumpfschiffe sollen bei einer Verdrängung von 3.500 Tonnen bis zu 47 Knoten erreichen können. Auf ihr kommt ein Hensoldt TRS-3D-Multifunktionsradar zum Einsatz.

Je nach vorgesehenem Einsatzzweck können die Schiffe mit passenden Modulen zur U-Jagd, Seezielbekämpfung und Minenabwehr ausgerüstet werden. Die Grundbewaffnung umfasst einen 57-mm-Turm, RAM (Surface-to-Air-Flugkörpersystem) und eine kleinere Artilleriewaffe. Darüber hinaus können andere Mission-Module eingerüstet werden, wie z.B. Harpoon, U-Jagd- und MCM-Modul. Der Hangar bietet Aufnahmemöglichkeit von zwei Seahawk-Hubschraubern oder drei Fire Scout-Drohnen.

Am 20. Juni 2020 stellte die U.S. Navy die „USS Kansas City“ (LCS-22) in Dienst (Independence-Variante).

Im Dezember 2019 wurde bekannt, dass Lockheed Martin einen Auftrag über 1,96 Milliarden US-Dollar (ca. 1,75 Milliarden Euro) für den Bau von vier Multimissionsschiffen (MMSC – Multi-Mission Surface Combatant) für Saudi-Arabien erhalten hat (ES&T berichtete). Sie sind aus dem Entwurf der Küstenkampfschiffe  der Freedom-Klasse abgeleitet. Saudi-Arabien hatte sich zuvor schon für den Erwerb von LCS interessiert.

Hans Uwe Mergener